Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Gefühl | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Julius Winsome, der gemeinsam mit seinem Hund Hobbes in einer Blockhütte in den Wäldern von Maine lebt, liebt die Stille der Natur. Mit sich und der Welt im Einklang fristet er ein Dasein, das trotz vieler Entbehrungen mit einer Menge Freuden erfüllt ist. Doch an dem Tag, als ein Fremder seinen Pitbullterrier Hobbes mit einer Schrotflinte erschießt, verändert sich sein Leben. Von schmerzhafter Trauer und unbändiger Wut getrieben, beginnt der Bücher liebende Einsiedler Vergeltung zu üben. Mit einem Gewehr seines Großvaters bewaffnet, streift der einst friedliche Einzelgänger durch die Wälder und beginnt auf jeden Jäger zu schießen, den er ausfindig ausmachen kann. Dabei interessiert es den trauernden Mann nicht, ob die Menschen, die er kaltblütig richtet, etwas mit dem Tod seines Hundes zu tun haben. Zu groß ist sein Schmerz über den Verlust seines einzigen Freundes, zu schrecklich die Erinnerungen an seine Qual.
"Winter in Maine" ist die fesselnd erzählte Geschichte eines Mannes, der alles verloren hat, was ihm in seinem Leben wichtig war. Ob seine Mutter, die bei der Geburt starb, seinen Großvater, dessen Geschichten er liebte, oder seinen Vater, der ihm viel über Bücher erzählte. Aber auch die Frau, die ihm in einem Sommer lang zur Seite stand und dafür sorgte, dass er mit Hobbes einen treuen Gefährten fand, besucht ihn schon lange nicht mehr. Deshalb wundert es kaum, dass der schwer traumatisierte Mann nach dem Tod seines letzten Freundes keinen Sinn mehr in seinem bisherigen Leben sieht und, von unsinnigen Rachegelüsten getrieben, das Leben anderer Menschen zerstört. Eine Entwicklung, die niemand ahnen konnte und die dramatische Ausmaße annimmt.
Gelesen wird die ergreifende Geschichte eines Mörders von Markus Hoffmann, dessen ruhige und eindringliche Stimme gut zu der Figur des naturliebenden Außenseiters Julius Winsome passt. Ohne große stimmliche Variationen oder gefühlsmäßig angelegte Ausbrüche vorzunehmen, erzählt er in steter Ruhe über das Leben in der Abgeschiedenheit des Waldes, schwelgt in den Erinnerungen an Julius' Vater und berichtet über die unvergessliche Zeit mit dem Hund Hobbes. Eine Lesung, die den Hörer immer tiefer in das bescheidene Leben eines einfachen und doch zufriedenen Mannes reißt und ihm Julius Winsome immer sympathischer werden lässt. Gerade deshalb ist die Wandlung des friedfertigen Naturliebhabers zu einem kaltblütigen Mörder dermaßen ergreifend, dass es lange Zeit braucht, um diesen Umstand zu realisieren. Ein emotional ausgefeiltes Meisterwerk des irischen Autors Gerard Donovan, das mit einer gelungenen Interpretation von Markus Hoffmann einhergeht.
Fazit:
"Winter in Maine" ist die tragische Geschichte eines Einzelgängers, der durch einen unvorhergesehenen Schicksalsschlag zum Mörder wird. Psychologisch raffiniert erdacht, lässt "Winter in Maine" seine Hörer nicht zur Ruhe kommen und klingt auch noch Stunden später nach. Ein großartiges Hörbuch, dessen Genuß man jedem nur empfehlen kann!
Eine Hörprobe gibt es auf der Verlags-Website.