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Ein Mädchen stirbt alleine in einem Motelzimmer - einsam und hoffnungslos. Was war der Auslöser für diesen Tod? Ihre ehemals beste Freundin Lia kann nur vermuten. Warum hat Cassie in der Nacht ihres Todes über dreißig Mal versucht, sie anzurufen? Sie hat das Gespräch nicht angenommen, die Freundschaft galt als beendet. Nun fühlt sie sich schuldig an Cassies Tod. Beide waren gefangene einer Spirale aus Hungern und dem Wahn, die dünnsten und schönsten Mädchen zu sein. Während Lia zu einer Therapie nach der anderen gezwungen wurde, hatte Cassie es oberflächlich geschafft, auszubrechen. Doch warum ist dann ausgerechnet diese jetzt tot? Während Lia sich mit Schuldgefühlen immer weiter belastet und vom Geist Cassies, der in der Wintermädchenwelt auf sie wartet, verfolgt wird, muss der Leser mit ansehen, wie Lia wieder tiefer in alte Verhaltensmuster aus Hungern und Selbstverletzung verfällt.
"Wintermädchen" handelt von zwei Mädchen, die jahrelang an der Schwelle des Todes balancierten, ohne es zu merken, sogar stolz darauf waren, wie wenig sie wiegen konnten und welche Selbstbeherrschung sie aufbringen konnten. Die Geschichte ist aus Lias Perspektive geschrieben und nimmt den Leser mit in diese Abwärtsspirale aus Selbsthass und –zerstörung. Es ist keine leichte Kost, kein Buch, das man einfach nebenher lesen und danach wieder vergessen kann. Die Handlung nimmt den Leser gefangen, der Gedanke daran, dass diese Art zu denken und zu fühlen wirklich existiert, dass junge Mädchen sich so zerstören und den Druck, unter den sie und ihre Familie sich setzen, nicht aushalten, zieht in seinen Bann.
Lias Essstörung wird nicht beschönigt oder entschuldigt. Nach und nach wird aufgedeckt, wie sie so wurde, wie sie ist und welche Faktoren eine Rolle spielten. Den endgültigen, verstörenden Auslöser entdeckt der Leser aber erst gegen Ende, kurz bevor die Geschichte ihren Höhepunkt erreicht.
Der Roman ist nicht nur durch seine Handlung so beklemmend, auch die Sprache nimmt den Leser gefangen. Ungewöhnliche Formulierungen, neue Wörter, unglaublich treffende und auf verstörende Art schöne Bilder verwendet die Autorin, um den Kampf ihrer Hauptperson gegen sich selbst, gegen das Essen und gegen das Leben zu zeigen. Auch durch diese Sprache bleibt das Buch noch lange im Gedächtnis, nichts wirkt zufällig, sondern alles gehört zum gewebten Gesamtkunstwerk dieser Geschichte.
"Wintermädchen" ist berührend, beängstigend und vor allem auch verstörend. In erster Linie aber ein sehr lesenswertes Buch über Mädchen in der Gefangenschaft einer Essstörung.
Eine Leseprobe der ersten Seiten des Buches findet sich auf der
Produktseite des Buches bei Ravensburger.