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Weil Max an jenem Abend nur Unfug im Kopf hat, muss er ohne Essen ins Bett. Angesichts dieser schreienden Ungerechtigkeit beschließt Max, dorthin zu segeln, wo die wilden Kerle wohnen. Die wilden Kerle sind zwar wirklich furchterregend, aber Max zähmt sie mit einem Zaubertrick und wird zum König aller wilden Kerle. Zusammen machen sie Krach und allerhand Unfug, aber Max ist einsam und auf einmal kommt "von weit her quer durch die Welt" der Geruch von gutem Essen ...
1963 ist Maurice Sendaks Kinderbuch "Wo die wilden Kerle wohnen" erstmals erschienen. Die Resonanz war unterschiedlich, aber bereits 1964 bekam Sendak von der American Library Association die Caldecott Medal, einen der bedeutendsten amerikanischen Kinderbuchpreise. Inzwischen ist das Buch zum Klassiker avanciert und zieht seit nunmehr mehr als vierzig Jahren die Kinder in seinen Bann. Das liegt an all dem, was Sendak richtig macht. Er nimmt die Kinder ernst und vor allem unterschätzt er sie nicht. Seine Sprache ist kindergerecht, doch die Melodie weiß auch Erwachsene zu verzaubern. Von den wenigen Worten, mit denen die Geschichte erzählt wird, ist keines zuviel, keines am falschen Platz oder falsch gewählt. Es geht eine unglaubliche Poesie von der schlichten Eleganz des Textes aus. Die eigentliche Geschichte ist für Kinder seltsam faszinierend. Jedes Kind kennt die Ungerechtigkeit elterlicher "Erziehungsmaßnahmen", auch wenn es noch nie ohne Essen ins Bett geschickt worden ist. Sendak hat das Interesse der Kinder also schon auf den ersten Seiten gewonnen. Als im Zimmer von Max jedoch ein Wald wächst und "die Wände so weit wie die ganze Welt waren", werden die Kinder plötzlich von der vertrauten Situation, in der die Eltern schimpfen, in eine unbekannte und auch ein wenig unheimliche Situation versetzt. Mit einem Segelboot gelangt Max zu dem Ort, wo die wilden Kerle wohnen. Die wilden Kerle aber sind furchterregende Monster, die fürchterlich Brüllen, ihre Zähne fletschen, ihre Augen rollen und ihre Krallen zeigen. Nun ist die Situation wirklich unheimlich, aber Max zähmt die Monster. Die kindliche Anspannung lässt nach, vielleicht könnte man sogar sagen, sie weicht dem kindlichen Größenwahn. Max und die Monster haben schließlich eine Menge Spaß, und doch fehlt Max die Geborgenheit und Liebe seines Zuhauses. So kehrt er, mit seinen Eltern ausgesöhnt, zurück.
Als Erwachsener mag man das Ende allzu lieblich finden oder die Monster für zarte Kinderseelen zu beängstigend. Man mag die Farben, die Sendak verwendet, vielleicht zu gedämpft, zu dunkel, zu wenig kindgerecht finden. Vielleicht gefallen einem als Erwachsenem auch die Bilder nicht, aber Kinder sind von dem Buch begeistert - in all seinen Facetten. Sendak nimmt die Kinder mit auf eine emotionale Achterbahnfahrt, lässt sie dabei aber nie aus den Augen, mutet ihnen nie mehr zu, als sie vertragen könnten. So sind die Monster eindeutig Monster und doch liebenswert. Die Illustrationen haben einen ganz eigenen Charakter. Sie heben sich nicht nur angenehm von auf dem Markt üblichen "Kinderbuchillustrationen" ab, sondern fügen sich so harmonisch in das Gesamtbild, dass man sich keine anderen Bilder zum Text vorstellen kann oder auch nur will.
Eines der ganz großen Kinderbücher!