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 Wo war ich nochmal?

Autoren: John Cleese
Übersetzer: Yvonne Badal
Verlag: Karl Blessing Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
"Wo war ich noch mal?" Diese Frage stellt sich John Cleese in seiner Autobiographie und nimmt sie zum Anlass, aus den ersten dreißig Jahren seines Lebens zu erzählen. Er berichtet von der Ehe seiner Eltern, seiner Schulzeit und seinen Anfängen als Künstler.

Wenn es um Humor geht, kommt wohl niemand an Monty Python vorbei. John Cleese war seit den Anfängen der Komikertruppe dabei und sein Humor hat Millionen von Menschen unterhalten.
Wer sich das Buch kauft, weil er hofft, sich beim Lesen vor Lachen auf die Schenkel schlagen zu können, wird überrascht sein. Das liegt zum einen daran, dass ausgerechnet die Jahre ausgespart werden, für die John Cleese berühmt wurde. Die Autobiographie endet, als Monty Python beginnt. Zum anderen, und das ist eine wirkliche Überraschung, ist John Cleese nicht unbedingt komisch. Er ist vielmehr ein schüchterner, zurückhaltender Mensch, der sich sehr viel Zeit nimmt, zu erzählen, dass dieser Umstand schon sein ganzes Leben lang zutraf.
Nun fehlt es nicht an Humor, wenn er auf seine Kindheit zurückblickt, aber er beschönigt auch nichts, nur um den Lesern zu gefallen. Auf manche Ereignisse blickt er mit Melancholie, teils sogar mit Bitterkeit zurück. So mag es blumig umschrieben sein, wenn er sich ausführlich dafür entschuldigt, auch einige Gene seines Großvaters zu besitzen. Seine Abneigung gegen diesen Mann kaschiert er damit nicht. An diesen Stellen ist auch seine großartige Fähigkeit, mit Worten umzugehen, nur bedingt unterhaltsam. Zum Lachen jedoch ist es ganz sicher nicht. Macht er Scherze, so wirken diese manchmal wie aus der Zeit gefallen. So erwähnt er, dass er schon als Kind wusste, er sei zu Großem geboren. Immerhin war er ja schon als Zwölfjähriger 1,83 m groß.

Überhaupt finden sich in dem Buch zwar typisch britisches Understatement und ab und zu ein leiser, höflicher Humor, jedoch auch eine über allem liegende Melancholie und eine seltsam anmutende Ziellosigkeit. So beginnt Cleese mit seiner Schulzeit, wechselt zu seiner Geburt, beschreibt seine Mutter und die Karriere seines Vaters und verliert sich bereits nach wenigen Seiten im Kleinklein seines Lebens.
Die Leser bekommen einen guten Überblick über die Nachkriegsjahre in Großbritannien und das dortige Bildungssystem, Cleeses eigentliche Karriere als Komiker wird aber nur kurz angerissen. Was er von sich preisgibt und woran er sich erinnert, hat nichts mit der Gewichtung der Ereignisse zu tun. Oft versäumt er es über Kleinigkeiten auch, bei seinen Schilderungen in die Tiefe zu gehen.

"Wo war ich noch mal?", der Titel ist Programm. Es ist kein roter Faden in diesem Buch, in dem der Autor mäandert, ausschweift und von seinen eigenen Erinnerungen an der Leine geführt wird. Es bleibt der Eindruck, dass John Cleese ein komischer, aber kein herzlicher Mensch ist. Er teilt viel mit, bleibt aber immer auf Distanz.
Sein Buch wird ihn seinen Lesern nicht näherbringen und ist nur für ausgesprochene Fans des Autors geeignet.

Ein Blick ins Buch ist auf der Verlagsseite möglich.

Iris Jockschat



Hardcover | Erschienen: 30. März 2015 | ISBN: 9783896675057 | Originaltitel: So, anyway | Preis: 22,99 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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