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Mit dem Buch "Wolfskrieger" legt der britische Schriftsteller Mark Barrowcliffe unter dem Pseudonym M.D. Lachlan ein neues Buch beim Heyne-Verlag vor. Bereits im Vorfeld hat der Roman viele Lorbeeren eingesammelt und kann mit einem Lob von
Joe Abercrombie aufwarten. Dieser sagt zu Wolfskrieger: "Packend, düster, und unglaublich originell".
In der Originalausgabe erschien das Buch unter dem Titel "Wolfsangel". Hier wird bereits die Anlehnung der Handlung an die nordischen Sagen deutlich, da man diesen Begriff auch als ein altes germanisches Runenzeichen kennt.
Die Geschichte ist relativ vielschichtig, dreht sich im Kern jedoch um die ungleichen Brüder Vali und Feileg, die als Säuglinge voneinander getrennt wurden. Während Vali zu einem echten Nordmann herangezogen werden soll und hierbei kläglich versagt, wurde Feileg bereits in frühester Kindheit in der Wildnis ausgesetzt und führt ein Leben unter widrigsten Bedingungen. Im Verlauf der Geschichte treffen die beiden jungen Männer aufeinander – erkennen jedoch nicht, dass sie Brüder sind. Während Vali langsam, aber sicher in seiner Rolle als Prinz und Wikinger wächst, zieht Feileg ein Leben als Wolf dem Dasein als Mensch vor. Doch die beiden kämpfen nicht nur um die Liebe einer Frau, sondern auch um ihr Leben ...
Die Handlung von "Wolfskrieger" ist zunächst nur schwer zu erfassen, denn lange bleibt unklar, welche Rolle die beiden Handlungsträger tatsächlich spielen. Zunächst wird die Geschichte in Rückblenden erzählt, dann tauchen Götter und Hexen auf und der Leser sieht sich mit Visionen und Prophezeiungen konfrontiert. Man muss klar sagen, dass es sich bei dem vorliegenden Buch nicht um bekannte Mittelalter-Fantasy handelt. Stattdessen geht der Autor einen anderen Weg und hat seine Geschichte im heutigen Skandinavien angesiedelt und lehnt diese ganz bewusst an nordische Sagen an. Sofern man diese Art Geschichten mag, hat man sicherlich Spaß an der Erzählung. Andernfalls kann die archaische Handlung schon verstörend wirken, denn Lachlan spart nicht an brutalen Details. Zwischenzeitlich liest sich das alles sehr gut, jedoch fällt bei fortschreitender Lesedauer auf, dass es dem Roman an Substanz fehlt. Wesentliches Element der Handlung sind brutale Kämpfe und die Selbstgeißelung von Menschen und Hexen im Sinne einer Religion, die dem Leser nur in den Grundzügen erklärt wird und daher viele Fragen entstehen lässt. Weiteres Manko sind die Charaktere. Man kann nur selten mit den Protagonisten mitfiebern, da der Autor seine Energie nicht in die Ausarbeitung selbiger gesteckt hat. Vali und Feileg haben noch vergleichsweise viel Profil, andere Charaktere bleiben seltsam blass. Aber auch die beiden Brüder sind viel zu oft nicht Herr über das eigene Handeln, sondern Spielball der Götter. Hierdurch kann man nur selten einen Bezug zu Vali und Feileg aufbauen und nimmt eher teilnahmslos zur Kenntnis, dass die beiden und ihre Begleiter in ständiger Gefahr sind.
"Wolfskrieger" kann nur in Teilen überzeugen. Die Geschichte bietet ein stimmungsvolles und düsteres Setting, schwächelt jedoch bei der Story und den Charakteren. Wer die Bücher von Joe Abercrombie gern gelesen hat, könnte an diesem Buch Freude haben, da es einige sehr stimmungsvolle Szenen zu erleben gilt. Von einem packenden und unglaublich originellen Buch kann man jedoch nicht sprechen. "Wolfskrieger" ist zwar keine Durchschnitts-Fantasykost, aber eben auch kein Meilenstein der Fantasy. Das Ende der Geschichte ist unbefriedigend und macht zugleich nur wenig Lust auf den Nachfolger, der bereits angekündigt ist.
Eine Leseprobe wird vom Verlag bereitgestellt.