Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Brutalität | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Ton | |
Die Kriminalreporterin Rachel Walsh, die sich mit der Berichterstattung zu Verbrechen ihren Lebensunterhalt verdient, ist durch ihren aufreibenden Job und eine schwere Kindheit einiges gewöhnt. Denn als Tochter einer Alkoholikerin und eines unbekannten Vaters musste sie sich beizeiten allein mit den täglich anstehenden Problemen auseinandersetzen. Lediglich ihre beste Freundin Clara hat ihr dabei zur Seite gestanden und deshalb ist sie über alle Maßen schockiert, als sie deren Abbild auf einem Vermisstenfoto der Polizei erkennt.
Dabei hatten sie erst vor kurzen wieder Kontakt zueinander aufgenommen, um an frühere Zeiten anzuknüpfen. Doch anstatt die junge Künstlerin wiederzusehen, musste sich Rachel bei einem eigens organisierten Treffen mit früheren Klassenkameraden begnügen.
Aber nicht nur Clara blieb seit dieser Nacht wie vom Erdboden verschluckt, auch Rachels Freund Jonny tauchte plötzlich nicht mehr auf und als wäre das nicht schon genug des Übels, gerät Rachel auch noch unter Verdacht, den beiden etwas angetan zu haben.
"Zorneskalt" ist das Debüt der Londoner Autorin Colette McBeth, die selbst zehn Jahre lang als Journalistin für den Fernsehsender BBC tätig war. Deshalb schöpft sie bei der Beschreibung ihrer Protagonistin Rachel Walsh aus reichlich vorhandenen Erfahrungen, die deren Handlungsweisen sehr glaubwürdig erscheinen lassen.
Ganz anders hingegen verhält es sich bei Rachels Freund Jonny, der Clara an dem verhängnisvollen Abend trifft - obwohl er sie eigentlich überhaupt nicht mag -, oder bei ihrer Mutter, die wichtige Familiendetails wissentlich verschwiegen hat und so zum unausweichlichen Eklat zwischen den Freundinnen beiträgt. Figuren, die zwar vor den Augen des Hörers Form annehmen, in ihrem Tun aber nicht auf viel Verständnis stoßen. Dieser Eindruck beruht nicht nur auf der Schilderung der Ereignisse aus Rachels Sicht, sondern ist in deren zwiespältigem Vorgehen begründet.
Gelesen wird der gut durchdachte und mit geschickten Wendungen versehende Thriller von Julia Blankenburg, deren hart klingende Stimme zunächst überhaupt nicht zu der sympathischen Figur der Kriminalreporterin passen will. Ein Eindruck, der im Verlaufe der Handlung ganz allmählich verschwindet und plötzlich Raum für völlig neue Interpretationen lässt, die vor allem die Ich-Erzählerin Rachel Walsh betreffen. Denn die zunehmend schockierenden Ereignisse werden in Form eines Briefes verlesen und lassen tief in die Gedankenwelt der plötzlich von ihrer Freundin verschmähten Rachel Walsh blicken. Deshalb braucht der Hörer auch etwas Geduld, um das ausgefeilte Psychospiel zu verstehen, das mit aktuellen Ereignissen, Rückblicken in die Vergangenheit und persönlichen Ansichten der Protagonistin erzählt wird und ab und an für etwas Verwirrung sorgt.
Fazit:
Mit "Zorneskalt" ist Colette McBeth ein Einstieg in die Riege der Thrillerautoren gelungen, der trotz kleiner Schwächen im Handlungskonstrukt wunderbar kurzweilig unterhält. Deshalb kann dieses Hörbuch vor allem für Fans subtil erdachter Geschichten empfohlen werden, die zwischenmenschliche Ränkespiele und alte Familiengeheimnisse lieben.
Eine Hörprobe gibt es auf der Seite des Verlages.