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Viele Generationen hat Homers Werk begeistert – seine Darstellung des Krieges um Troja und die abenteuerliche, phantastische Fahrt des Kriegshelden Odysseus nach Hause zu seiner treu auf ihn wartenden Frau Penelope.
Ebenso stellten sich aber auch viele Menschen die Frage, was "dran ist" an diesen Dichtungen. Hat es die Stätten, von denen der blinde Homer schreibt, wirklich gegeben? Zumindest Trojas Existenz wurde eindrucksvoll nachgewiesen, doch welche Orte und Ereignisse darüber hinaus dürfen als "nicht erfunden" angesehen werden? Das gilt vor allem für die weitgehend als Legende anmutende Odyssee.
Autor John Freely, der bereits mehrere Bücher über antikes Wissen und dessen Verbreitung verfasst hat, nimmt den Leser mit auf eine verheißungsvolle Reise durch den antiken Mittelmeerraum.
Auch wenn die griechische Antike an keinem Schüler vorübergeht, so ist uns Homers Welt doch ziemlich unbekannt. Allein schon die verwirrend vielgestaltige, stark menschelnde Göttergemeinde wirkt befremdlich. Erst recht müssen wir uns einen Begriff von damaliger Technik und Navigation, von der politischen Situation und den Hauptakteuren machen, um zu begreifen, worum es in Homers umfangreichen Epen geht.
So führt John Freely den Leser zunächst in jene homerische Welt ein und präsentiert anschließend den sogenannten Schiffskatalog und den Katalog der Troer aus der Ilias, die aufzeigen, wer mit welchem militärischen Gewicht auf welcher Seite kämpfte. Anschließend erzählt er, unterlegt mit zahlreichen Zitaten, den fatalen Kampf um Troja nach. Wiewohl es sich um eine sachliche Darstellung handelt, kann sich der Leser der Spannung dieser Ereignisabfolge kaum entziehen.
Weitere Kapitel betrachten Trojas Geschichte nach dem verlorenen Krieg und seine Wiederentdeckung sowie die Historie seiner Umgebung. Danach geht es um die Odyssee. Aufmerksam verfolgt und interpretiert der Autor alle Hinweise in Homers Werk, die Rückschlüsse auf wahre Orte und Ereignisse zulassen, stellt Interpretationen vor und arbeitet zudem, wie schon in den Ilias-bezogenen Kapiteln, mit reichlich Kartenmaterial, sodass der Leser stets eine geografische Vorstellung von der jeweils besprochenen Gegend hat. Auch hier machen reichlich Zitate die Schlussfolgerungen des Autors aus der vorhandenen Quelle nachvollziehbar. Zu viel soll an dieser Stelle nicht verraten werden, jedoch darf sich der potenzielle Leser auf manche überraschende Erkenntnis freuen.
Odysseus kehrt schließlich heim. Seine Frau hat alle Möchtegern-Freier mit einem Trick abgewehrt, und eigentlich könnte alles friedlich enden. Doch hat Homers Werk viele spätere Autoren dazu inspiriert, die Legende weiterzuspinnen, und so lautet der Titel des letzten Kapitels: "Die Odyssee geht weiter".
Wer sich für die Antike und ihre Literatur oder auch speziell für die Geschichte Anatoliens und des Mittelmeerraums interessiert, findet in diesem Buch so fesselnde wie informative Lektüre. Freely wagt Blicke über den Tellerrand, ohne sich in Spekulationen zu verlieren. Homers Welt wird lebendig und erfahrbar. Empfehlenswerte Lektüre!
Einen Blick ins Buch bietet die Verlagsseite.