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Vierzehn neue zwielichtige, phantastische Kurzgeschichten erwarten den Leser im mittlerweile vierten Band der Reihe. So ist nicht nur eine Neuinterpretation von Rotkäppchen dabei, sondern auch Geschichten über automatisch nach dem Tod zugestellte letzte Worte, ein Horrortrip ins Tattoostudio und die aufopferungsvolle Hingabe einer Ehefrau, die ihren Mann pflegt. Vorhang auf für weitere Kurzgeschichten aus den Bereichen des Horrors und der Phantastik.
Herausgeber Michael Schmidt präsentiert im vierten Teil von "Zwielicht" ein düsteres, aber bunt durchmischtes Programm in seinem Horrormagazin. Den Auftakt bildet eine Anthologie mit vierzehn Geschichten von verschiedenen Autoren, die sich thematisch nicht zwangsläufig überschneiden oder einem gemeinsamen Thema zuordnen lassen - selbst beim Genre fällt es mitunter schwer, dieses einzugrenzen. Die Kurzgeschichten streuen in diverse Richtungen aus, anscheinend so frei, wie es der jeweilige Autor will. Egal, ob es nun eine Wendung in der Geschichte gibt, die einen völlig neuen Blickwinkel zulässt, oder horrormäßige Elemente in den Fokus rücken, die meisten Geschichten lassen sich gut lesen und unterhalten. Allerdings variiert nicht nur die Qualität der Geschichten im Verlauf des Magazins, sondern auch die breite Auffassung von "Horror" nimmt dem Gesamtwerk etwas Wind aus den Segeln, da die Erzählung und die Erwartung des Lesers aneinander vorbei laufen.
Im zweiten Teil des Magazins befinden sich Artikel, die dem Leser Hintergrundwissen zu ausgewählten Themen vermitteln. Unter anderem eine Übersicht zu Algernon Blackwood, eine Abhandlung zu H. P. Lovecraft und den "Weird Tales" oder ein Überblick zu Theodor Storms Wirken. Auch hier gilt, dass die zusammengetragenen Informationen interessant und unterhaltsam zu lesen sind, aber ein (zwingendes) Bindeglied, eine Art thematischer Kontext, fehlt. Wirklich nett sind die vielen Quellenangaben, die es erleichtern, weiterführende Informationen zu den jeweiligen Texten nachzuschlagen, aber werden die in Buchform benötigt? Neben den Abhandlungen werden auch die Gewinner in den verschiedenen Kategorien des Vincent Preises von 2011 und 2012 aufgeführt, die allerdings keinen Mehrwert besitzen. Ein "Magazin", die Symbiose von Unterhaltung mit aufbereiteten Informationen, ist heutzutage eine seltene Angelegenheit, insbesondere im Taschenbuchformat, aber gerade im zweiten Teil wirken einige Dinge wie Lückenfüller, denn als Unterhaltungselement.
Kurzum: "Zwielicht" ist eine gelungene Komposition aus Unterhaltung und locker präsentiertem Hintergrundwissen. Die Kombination aus breit angelegter Sammlung von Geschichten und vertiefenden Artikeln aus den Bereichen Phantastik und Horror hat Potenzial, allerdings wäre es schön, wenn die Inhalte mehr aufeinander abgestimmt wären. Denn so ist das Gesamtwerk eher durchwachsen.