Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Der Comicband "
aufRuhr" versammelt sechzehn Geschichten, deren einzige Gemeinsamkeit ist, dass sich die Autoren in gezeichneter Form mit dem Ruhrgebiet auseinander gesetzt haben.
Neben dem launig-ironischen Vorwort von Fritz Eckenga, dem aus dem Radio allseits bekannten Ruhrgebiet-Original, versuchen Jamiri mit "aufRuhr", Hendrik Dorgathen in "Der Stahlgolem", Helge Jepsen mit "Fluppe", Ulf K. mit "Erzgang", Christian Schellewald in "Ruhrgebiet, später", Ari Plikat (namenlos), Martin Baltscheit mit "Andigebiet", Harald Siepermann (namenlos), Vincent Burmeister mit "Wattenscheid Oddity", Klaus Trommer in "Superstar", Frank Lucas mit " Lieben in den Zeiten der Ruhr", Rainer Stock in " Local Hero", Toddy mit "Ömmes zieht aufs Land", Hansi Kiefersauer (namenlos), Katrin Assmann in " Zugvögel" und Michale Vogt mit "Heimspiel" ihren ganz persönlichen Blick auf das Ruhrgebiet zu illustrieren.
Naturgemäß sind die Beiträge, die Herausgeber Jan-Michael Richter ("Jamiri") zusammengestellt hat, von völlig unterschiedlicher Qualität und Prägnanz. Neben seltsam schludrigen, wie Skizzen wirkenden Zeichnungen, sind kurze Witze, wunderschön ausgestaltete Epen ebenso vertreten wie sarkastische Anmerkungen und künstlerisch herausragenden Arbeiten.
Die Stärke dieses Bandes ist auch zugleich seine Schwäche, denn die sehr stark voneinander abweichenden Ergebnisse gefallen eben immer nur zum Teil. Einige Comics sind allzu sehr Mainstream, andere schon zu weit weg vom allgemein Verständlichen und Akzeptablen, um noch der breiten Masse der Leser zu zusagen.
So wird zweifellos jeder Betrachter einige der Bildergeschichten genial finden, andere bestenfalls banal oder vielleicht auch schlicht blöd.
So kann man den auf dem Titelbild zu sehenden Ausschnitt der vierseitigen Geschichte "Fluppe" perfekt finden, aber auch die Ereignislosigkeit brandmarken. Auch "Der Stahlgolem" schwankt vermutlich in der Bewertung zwischen genial und dämlich. "aufRuhr", "Andigebiet", "Ömmes" und "Zugvögel" unterliegen ebenfalls diesem geschmacklichen "Entweder - Oder".
Wer Kunst, Kommerz und Banalitäten von sechzehn verschiedenen Künstlern bewundern will und auch Ausflüge ins Expressionistische nicht scheut, sollte sich den Comicband aus dem Hause "Konturblau" einmal in Ruhe durchblättern. Es gibt Staunenswertes und wahre Schätze zwischen leider weniger überzeugenden Einblicken zu bewundern. Wer aber das Ruhrgebiet, seine Originale und seine fast untergegangene "Schwarze Vergangenheit" aus gänzlich neuen, völlig verschiedenen und erfrischen unkonventionellen Sichtwinkeln neu betrachten will, muss sich "
aufRuhr" einfach zulegen - auch auf die Gefahr hin, das vermutlich ein Drittel der Geschichten reinster Nonsens sind.