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Der Bücher-Sarg

Ein Wunsch entsteht ...

Als kleines Mädchen war ich furchtbar verliebt in Rüdiger, den kleinen Vampir aus der gleichnamigen Fernsehserie. Damit begann meine Leidenschaft für die Blutsauger. Schnell entwickelte sich eine Vorliebe für Literatur, in der Vampire die Hauptrolle spielen. ^Damals war noch nicht abzusehen, dass es circa zwanzig Jahre später mit der Veröffentlichung der Twilight-Reihe der Autorin Stephenie Meyer einen wahren Boom des Genres geben sollte. Allerdings gilt die aktuelle Begeisterung eher dem romantischen Vampir und der von mir liebevoll VpM-Literatur genannten Richtung. VpM steht für "Vampir poppt Mädchen".

Meine Sammlung begann ich noch zu einer Zeit zusammenzustellen, in der Dracula von Bram Stoker der berühmteste Vampirroman war und die Anthologie "Blass sei mein Gesicht" erschien. "Ich bin Legende" begeisterte mich besonders und auch "Carmilla" faszinierte mich. Schnell hatte ich eine kleine, aber bereits ansehnliche Sammlung von Vampir-Literatur zusammengestellt und es entstand ein origineller Wunsch. Ich stellte mir vor, dass es eine ganz besondere Wirkung haben würde, wenn ich meine Bücher in einem Sarg lagern könnte. Erst hatte ich ihn als eine Art Truhe im Kopf, aber schnell merkte ich, dass es vermutlich wirkungsvoller sein würde, ihn aufrecht zu stellen und wie ein echtes Bücherregal zu nutzen.

Irgendwann zog ich von zu Hause aus und etwas später legte ich mir einen Ebay-Account zu. Meinen Kindheitswunsch habe ich dabei nie ganz aus den Gedanken verloren und meine Sammlung wuchs dank des Internets immer weiter. Vor einigen Jahren dann wurde mir bewusst, dass man beim großen Auktionshaus wirklich die verrücktesten Dinge bekommen konnte und fing an, nach Särgen zu suchen. Nicht viel später wurde ein Traum wahr!



Von der Todeskiste zum Bücherregal

Natürlich kann man einen Sarg nicht "einfach so" als Bücherregal verwenden, es bedurfte einiger handwerklicher Anpassungen. Tatsächlich habe ich einen echten Sarg gekauft, keinen aus einem Film oder einen, der bereits als Truhe zur Aufbewahrung von Dingen hergestellt worden wäre. Das machte die Arbeit schwerer, denn ein Sarg hat eine sehr spezielle Form, die sich nach unten hin verjüngt.

Damit der Sarg auch geöffnet gut aussieht, war es zuerst nötig, ihn von innen zu lasieren. Ich habe mich für ein klassisches Schwarz entschieden. Dadurch, dass ich keinen Lack verwendet habe, kann man innen immer noch die Holzstruktur sehen. Als nächstes habe ich die Stellen festgelegt, an denen ich Bretter einziehen wollte. Die mussten exakt ausgemessen werden und jedes Brett passt nur exakt an die eine Stelle, für die es angefertigt wurde. Die grobe Größe ließ ich mir im Baumarkt zurecht sägen, die Schrägen habe ich selbst mit der Stichsäge angepasst. Da der Sarg recht dünnwandig ist, musste ich beim Anbringen der Holzleisten, die die Regalbretter tragen, außerdem sehr vorsichtig sein, um ihn nicht versehentlich zu durchbohren. Die Bretter selbst erschienen mir aus purem Holz noch nicht stilvoll genug, also habe ich sie mit Pannesamt bespannt, der direkt aufgetackert wurde, so dass er zuverlässig hält.

Eine Schwierigkeit war allerdings, den Sarg aufgrund seiner Form überhaupt zum Stehen zu bekommen. Deswegen sind oben zwei Löcher gebohrt, mit denen er an der Wand fixiert wird. Der Deckel war natürlich lose, also musste ich Scharniere kaufen und einsetzen. Ich habe mich für solche entschieden, bei denen man das Gegenstück, also den Deckel, leicht aushängen kann, damit der Transport, zum Beispiel bei einem Umzug, leicht zu machen ist. Zusätzlich braucht der aufgeklappte Deckel ein Holzklötzchen als Stütze, schließlich befinden sich einige Kilos an Büchern im Sarg. Die Scharniere können das nicht komplett eigenständig tragen, jedenfalls nicht ohne dass sich das Holz komplett verziehen würde.



Damit ist das Sarg-Bücherregal komplett und dient mir bereits seit vielen Jahren als stilvoller Aufbewahrungsort für meine stetig wachsende Sammlung. Inzwischen ist sie allerdings schon so groß, dass ich viele Bände vor und neben dem Sarg stapeln muss. Vielleicht sollte ich auf eine Urne zurückgreifen, die Bücher einäschern und in Zukunft platzsparender lagern? ...



Bine Endruteit

Bine Endruteit, 10.05.2011