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Der Clan der Otori

Im April 2003 erschien im Carlsen-Verlag der erste Band der Trilogie "Der Clan der Otori" und sorgte damit für großes Aufsehen. Die beiden Folgebände, welche 2004 und 2005 erschienen, ernteten ebenso großes Interesse bei den Lesern und zogen sie in ihren Bann. "Hörbuch Hamburg" hat die Serie dann auch als Hörbücher herausgebracht und versetzte mit den Sprechern August Diehl und Marlen Diekhoff die Zuhörer in eine fantastische Welt voller Intrigen, aber auch voller Liebe und Zuneigung. Die Autorin Lian Hearn hat es geschafft, die asiatische Kultur mit ihren Sitten und Bräuchen und ihre eigene Phantasie zu einem atemberaubenden Meisterwerk zusammenzufügen, welches den Leser und den Zuhörer in seinen Bann zieht. Da man die Serie nicht nur gelesen, sondern unbedingt auch einmal gehört haben sollte, möchte ich sie Ihnen hier näher vorstellen und hoffe, Sie in die faszinierende Welt entführen zu können, die Lian Hearn zum Schauplatz ihrer Geschichte ausgewählt hat.


Inhalt

Tomaso wohnt in einem kleinen Dorf, abseits der großen Städte, und lebt unter den Verborgenen. Er kennt keine Gewalt und lebt in Frieden mit seiner Familie, während er seinem Stiefvater bei seinen täglichen Arbeiten hilft.
Seinen eigentlichen Vater kennt er nicht, doch ist ihm dies auch nicht wichtig. Eines Abends macht sich Tomaso auf, um in der Umgebung des Dorfes Pilze zu sammeln. Im letzten Tageslicht vernimmt er plötzlich die Schreie einiger Dorfbewohner, und die Hütten und Häuser des Dorfes stehen in Flammen.
Letzteres ist nichts Ungewöhnliches, da das ganze Dorf aus Holz erbaut ist, doch Tomaso hört keine Eimer, welche von Hand zu Hand gereicht werden. Als er im Dorf ankommt, sieht er mit Entsetzen, dass das ganze Dorf ermordet wurde, mitsamt seiner Familie.

Tomaso flüchtet, doch drei der feindlichen Krieger sind hinter ihm her, als ein Fremder in Reisekleidung in Tomasos Weg tritt und ihm mit seinem Schwert das Leben rettet. Es stellt sich heraus, dass der Fremde Lord Shigeru vom Clan der Otori ist, und er nimmt sich Tomasos an. Doch das Erste, was Tomaso ablegen muss, ist sein Name, da die Verborgenen überall verfolgt werden und dieser Name zu typisch für sie ist. Dadurch nimmt er den Namen Takeo an und kommt an den Wohnsitz des Lords, der ihn gerettet hat. Dort eröffnet Lord Shigeru seinen Bediensteten und Bekannten, dass Takeo ein ferner Verwandter seiner Mutter sei und er ihn nach ihrem Willen adoptieren wolle, was sie leider aufgrund ihres Todes nicht mehr hatte tun können. Takeo wird klar, dass er seine Vergangenheit geheim halten muss, um sich selbst und Lord Shigeru zu schützen, doch vergessen kann er sie nicht und er möchte sich rächen an dem Mann, der für den Massenmord an seinem Dorf verantwortlich war. Dabei steht er jedoch nicht nur dem Mörder der Dorfgemeinde gegenüber, sondern muss sich auch gegen diejenigen behaupten, die seinen und Lord Shigerus Untergang herbeiführen wollen.

Kurze Zeit später erkennt Takeo, dass er über außergewöhnliche Eigenschaften verfügt. So kann er sich beispielsweise unsichtbar machen oder über einen Nachtigallenboden laufen, ohne ein Geräusch zu verursachen. Lord Shigeru muss feststellen, dass Takeo nicht nur ein Verborgener ist, sondern darüber hinaus auch noch ein Stammesmitglied, doch er besitzt selbst für den Stamm außergewöhnlich starke Talente. Der Gehorsam bedeutet dem Stamm allerdings mehr als die Fähigkeiten, und so erfährt Takeo, dass sein Vater ebenfalls wie er vom Stamm war und von diesem umgebracht wurde, als er sich vom Stamm abgewendet hatte, um sein eigenes Leben zu führen. In Takeo wächst der Widerstand gegen den Stamm und als er mitbekommt, dass er wegen seines Ungehorsams auf einer Reise ermordet werden soll, sobald er die Informationen beschafft hat, die nur er bekommen kann, ergreift er die Chance und entzieht sich dem Stamm.

Seine große Liebe Kaede macht sich währenddessen große Sorgen und vermisst ihn, da er mit dem Stamm untergetaucht und verschwunden ist. In ihrem Körper trägt sie Takeos Sohn, doch keiner darf wissen, dass dieses uneheliche Kind Takeos Erbe ist. So erfindet sie eine Lüge und kann ohne Scham nach Hause zurückkehren und Takeos Erbe unter ihrem Herzen tragen.

Rezensionen

"Das Schwert in der Stille" ist der Auftakt der dreiteiligen Serie "Der Clan der Otori" und beschreibt die Anfänge Takeos und seine Entwicklung hin zu dem, was er später wird. Aber es ist nicht nur eine Beschreibung der Anfänge, sondern für sich genommen ist das Hörbuch bereits sehr spannend und abwechslungsreich. An manchen Stellen wird das Ohr des Zuhörers etwas überfordert mit den ganzen asiatischen Namen, die sich im ersten Moment erst einmal alle gleich anhören, auch wenn sie vielleicht ganz anders geschrieben werden. Doch auch hierauf wird etwas mehr Rücksicht genommen als bei den anderen zwei Teilen, da es sich um den Einstieg handelt, und somit kommen die Namen erst in der Mitte der dritten CD in größerer Fülle.

Die Geschichte ist wie bereits weiter oben geschrieben spannend und abwechslungsreich. Dadurch wird dem Zuhörer eigentlich nie langweilig und man kann stundenlang einfach nur zuhören, ohne etwas anderes dabei zu tun. Doch im Gegensatz zu anderen Erzählungen, welche des Öfteren als "abwechslungsreich" bezeichnet werden, ist dieses Hörbuch keineswegs chaotisch, sodass man den Überblick verlieren könnte. Ganz im Gegenteil: Durch die beiden Sprecher Marlen Diekhoff und August Diehl wird das Hörbuch sehr gut strukturiert. Die beiden großen Handlungsstränge sind dadurch getrennt, dass August Diehl aus der Sicht Takeos und Marlen Diekhoff aus der Sicht Kaedes erzählt.

Die beiden Stimmen sind sehr unterschiedlich, doch beide haben ihren eigenen Charme, sodass der Hörer sicherlich schnell Gefallen daran findet. Das Ende ist sehr offen gestaltet, sodass man eigentlich keine andere Wahl hat, als sich auch den zweiten und dritten Teil der Serie zu kaufen. Dieser Kauf lohnt sich auch, denn bei dieser Serie geht es spannend weiter und unvorhersehbare Wendungen bestimmen die Stunden des Zuhörens.

Die sieben CDs befinden sich in zwei großen Hüllen mit jeweils drei beziehungsweise vier CDs. Dabei ist das Cover sehr schön gestaltet mit dem Schwert und der Farbgebung. Leider sind die CDs, welche zwar in schönen Hüllen stecken, an sich nicht so schön gestaltet, sondern einfach beschrieben. Doch wen interessiert schon der Aufdruck einer CD, wenn diese in der Anlage liegt und eine so bezaubernde Geschichte, welche einen in die Kultur und die Clans einer magischen asiatischen Welt einführt, erzählt?


"Der Pfad im Schnee" ist das zweite Hörbuch der Serie und umfasst wie der erste Band sieben CDs. Lian Hearn überzeugt in ihren Geschichten nicht nur durch gefühlsbetonte Protagonisten, sondern auch durch ihr Hintergrundwissen über die asiatische Kultur und das Verständnis der Menschen untereinander. Dabei entführt Lian Hearn ihre Leser in eine fantastische Welt, welche die Elemente der Fantasy und der asiatischen Kultur miteinander verwebt und somit für ein spannendes Hörerlebnis sorgt.

Insgesamt muss man sagen, dass "Der Pfad im Schnee" eine wundervolle Geschichte ist, die das Leben zweier so unterschiedlicher Menschen beschreibt, welche aufgrund ihrer Liebe ein gemeinsames Schicksal haben, auch wenn es zuerst nicht den Anschein erweckt. Die beiden Sprecher sind wie geschaffen für das Meisterwerk der Autorin Lian Hearn.


"Der Glanz des Mondes" ist der dritte und damit finale Teil der Serie "Der Clan der Otori". Dabei malt Lian Hearn auf dem Papier eine Welt zwischen Realität und Fantasie. Sie verbindet Eigenschaften der asiatischen Mentalität mit irrealen Wesen, welche jedoch geschickt in ihre Geschichte eingefügt sind. So schafft die Autorin es, den Leser in seinen Bann zu ziehen und zu faszinieren. Jedoch muss man auch sagen, dass gerade der dritte Band teils zu etwas zu gehäufter Kampfdarstellung neigt. So reitet Takeo eigentlich nur noch von Kampf zu Kampf, sodass man sich fragt, ob er sein Schwert überhaupt einmal nicht in der Hand trägt.

Der dritte Teil der Serie ist so gelesen, dass man ihn auch versteht, ohne die ersten beiden Bände gelesen beziehungsweise gehört zu haben. Man erfährt nach und nach alle wichtigen Dinge, welche in den ersten beiden Bänden passiert sind, und kann die Geschichte trotzdem genießen, ohne sich anstrengen zu müssen, um den Faden nicht zu verlieren.
Problematisch hingegen ist es - wie bereits oben erwähnt - mit den Namen der Figuren. Dadurch, dass es in erster Linie asiatische Namen sind, haben die meisten den gleichen Klang und es fällt dem ungewohnten westlichen Ohr doch schwerer, die Personen auseinander zu halten. Doch im Laufe der acht CDs gewöhnt man sich an den Klang und kann nach und nach die unterschiedlichen Personen voneinander unterscheiden.


Autorin / Hintergrund

Lian Hearn studierte in Oxford und arbeitete danach als Filmkritikerin und
Autorin in London. Wenige Jahre später zog sie zusammen mit ihrer Familie nach Australien. Sie interessierte sich schon immer für die japanische Kultur, lernte daraufhin die Sprache und bereiste unzählige Male das Land.
Dabei ist ihr die Idee zu der Serie "Der Clan der Otori" gekommen. In den Büchern verarbeitet sie die japanische Kultur und durchsetzt sie mit fantastischen Elementen. Sie betont aber immer wieder, dass sowohl die Geschichte als auch das Umfeld frei erfunden sind.

Besonders deutlich wird in den Werken die Beziehung der Menschen zur Familie. Dabei kann man dies nicht mit dem Zusammenhang zwischen Mensch und Familie in der westlichen Kultur vergleichen. Der traditionelle japanische Begriff von Familie kann man mit "Haus" gleichsetzen. Die Familie umfasst alle, die sich dem Haus zugehörig finden, egal ob Adliger oder Dienerschaft. Dabei ist der Hausherr der Repräsentant der Ahnen und zugleich das Zentrum der Familie.
Durch dieses Verständnis wird auch die Blutsverwandtschaft zweitrangig, so dass es oftmals zu Adoptionen kommt und der Familienzuwachs keinesfalls benachteiligt wird, da der Fortbestand der Familie wichtiger ist als Blutsverwandtschaft.
Bei dem Tod des Hausherrn wurde der komplette Besitz an den ältesten Sohn vererbt, während die anderen Töchter und Söhne das Haus verlassen mussten und von dem Erbe ausgeschlossen wurden.

In den Werken von Lian Hearn bekommt auch die japanische Tee-Zeremonie eine große Bedeutung. Dabei handelt es sich um eine Zeremonie, die bei den Japanern als besonderes Ritual praktiziert wird, welches dem Kunstgenuss oder der spirituellen Reinigung dient. Im neunten Jahrhundert brachten buddhistische Mönche den Tee aus China mit nach Japan und seitdem gab es viele unterschiedliche Epochen und Arten der Tee-Zeremonie. Während es zunächst als Zeichen des Adels angesehen wurde, gab es auch eine Epoche, in der es vom Zen-Buddhismus geprägt ein Ritual der Stille wurde. Später wurde die Zeremonie zu einer Präsentation des Status. So ließ die Rangfolge der Gäste auf den jeweiligen Stand schließen und die Tee-Räume bekamen einen repräsentativen Charakter für das Haus, wodurch sie besonders kunstvoll geschmückt und die Utensilien reichlich verziert wurden.
Auch heute noch gibt es die Tee-Zeremonie, wobei mittlerweile vielmehr Harmonie, Respekt und Ruhe im Mittelpunkt stehen.

Eine nicht unwichtige Rolle in der Geschichte spielt Takeos Talent, welches ihm erlaubt, den Nachtigallenboden zu überqueren, ohne dass dabei ein Geräusch entsteht. Auch diese Böden gehen auf Tatsachen zurück. So gibt es sie auch heute noch in verschiedenen Tempeln und Schlössern. Die Töne entstehen, wenn die Zapfen, mit denen die Dielen befestigt sind, sich an vorgesehenen Unebenheiten der Bohrungen reiben. Dies geschieht natürlich nur, wenn jemand darüber geht, und erzeugt einen Klang, welcher dem Singen einer Nachtigall sehr ähnlich ist, wodurch der Boden seinen Namen erhalten hat.


Weitere Informationen finden Sie auch auf www.otori.de.

Vera Schott