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Joanne K. Rowling - Eine Erfolgsgeschichte

Eine Frau hat im Jahr 1990 auf einer Zugfahrt von Manchester nach King's Cross in London eine Idee für eine Romanfigur: einen jungen Zauberlehrling namens Harry. Bis 1995 schreibt die Frau an ihrem ersten Buch; während dieser Jahre gibt es in ihrem Privatleben viele Hochs und Tiefs – sie heiratet, wird Mutter einer Tochter, trennt sich von ihrem Mann und lebt als alleinerziehende Mutter von Sozialhilfe, ihre schwerkranke Mutter stirbt.
Dann ist das Buch fertig, aber es ist schwierig, einen Verleger zu finden, obwohl sie von einem Agenten vertreten wird. Erst 1996 erbarmt sich der Verlag Bloomsbury, nachdem er das Buch mit dem Titel "Harry Potter und der Stein der Weisen" zunächst abgelehnt hat (es erscheint in einer bescheidenen Erstauflage mit 500 Exemplaren). Die Verleger raten der Autorin aber, wieder zu arbeiten, denn vom Schreiben von Kinderbüchern könne man nicht leben.

Es kommt jedoch alles anders: Der US-Verlag Scholastic erwirbt kurz nach dem Erscheinen des Erstlings für 100.000 Dollar die amerikanischen Rechte – ein Zug gerät ins Rollen, der bis heute unaufhaltsam ist. Mit den sieben "Harry Potter"-Büchern ist die unbekannte Frau von damals eine der berühmtesten Autorinnen der Welt geworden - und eine der reichsten: Mit einem geschätzten Vermögen von einer Milliarde US-Dollar ist sie wohlhabender als die Queen.

Zauberhaft und unglaublich wie die Romane selbst liest sich auch die Erfolgsgeschichte ihrer Autorin: Joanne Kathleen Rowling, besser bekannt als J.K. Rowling, deren Namen heute jedes Kind und wohl auch die meisten Erwachsene kennen. Die siebenbändige "Harry-Potter"-Reihe wurde in 65 Sprachen übersetzt, die Bücher mehr als unglaubliche 400 Millionen Mal verkauft, die Filme sind Kassenschlager. Der Mythos "Junge, arme Sozialhilfeempfängerin schreibt einen Bestseller, der sie unfassbar reich macht" hat natürlich seinen Teil dazu beigetragen.
Die Medien stürzten sich dankbar auf das anrührende Märchen und schmückten es mit vielerlei Details aus, etwa dass die junge alleinerziehende Mutter einen Großteil des Romans in einem Café schrieb (teilweise auf Servietten gekritzelt), und zwar aus dem Grund, dass sie zuhause nicht hätte heizen können – nun ja.

Die Geschichte von der Idee, die Rowling ausgerechnet im Zug nach King's Cross ereilte, jenem Ort, wo Harry später zum ersten Mal auf Gleis 9 ¾ in den Hogwarts-Express steigen sollte, ist jedenfalls wahr. J.K. Rowling hatte schon seit ihrer frühesten Kindheit viel geschrieben und sich Geschichten ausgedacht, doch die Romanidee für den Zauberlehrling namens Harry Potter war ungleich stärker, lebendiger und faszinierender.
Leider war in diesem Moment kein funktionierender Stift zur Hand, denn Rowling hätte ihre ersten Gedanken gerne direkt zu Papier gebracht – heute sagt sie: "Heute denke ich, dass das vermutlich ganz gut so war, denn ich saß einfach nur da und dachte vier Stunden lang nach (der Zug hatte Verspätung); alle Einzelheiten traten in meinem Hirn zutage, und dieser magere, schwarzhaarige, bebrillte Junge, der nicht wusste, dass er ein Zauberer war, nahm immer deutlicher Gestalt an. Ich glaube, wenn ich die Ideen gleich sorgfältig zu Papier gebracht hätte, wären einige wohl gar nicht erst entstanden." Auch in der Geschichte vom Café als Entstehungsort ist etwas dran – auf ihrer Website schreibt Rowling dazu: "Es ist ja kein Geheimnis, dass meiner Meinung nach der beste Platz zum Schreiben ein Café ist; man muss nicht selber Kaffee kochen, man fühlt sich bei der Arbeit nicht wie in Einzelhaft, und wenn die Inspiration versickert, spaziert man einfach weiter zum nächsten Café und lädt derweil sozusagen seine Batterien auf."

Unbestritten wahr sind natürlich auch die folgenden Details aus der Biografie der Autorin: Joanne K. Rowling wurde 1965 im englischen Yate geboren und wuchs in Chepstow auf. Sie studierte an der Universität von Exeter Französisch und klassische Philologie; später zog sie nach London und arbeitete unter anderem für Amnesty International und als Lehrerin. Sie hat eine jüngere Schwester – Di -, ist wieder verheiratet und hat drei Kinder, zwei Töchter und einen Sohn.
Heute unterstützt die Autorin eine ganze Reihe von Wohltätigkeitsorganisationen und hat eine Stiftung eingerichtet, den "Volant Charitable Trust", sowie die karikative Organisation "Children's High Level Group" gegründet. Weil ihre Mutter mit nur 45 Jahren an den Folgen Multipler Sklerose starb, engagiert Rowling sich auch viel in diesem Bereich und unterstützt die Forschung im Kampf gegen die furchtbare Krankheit. Für dieses Engagement erhielt sie von der Universität Aberdeen einen Ehrendoktortitel verliehen. Schriftstellerisch gesehen ist nach dem Hype um Harry und seine Abenteuer, die ihren Abschluss im Jahr 2007 in "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" fanden, verhältnismäßige Ruhe eingekehrt.
Zuletzt wurde im Jahr 2008 das Buch "Die Märchen von Beedle dem Barden" veröffentlicht; Die Autorin gab außerdem in einem Film über ihr Leben bekannt, dass sie an einem "politischen Märchen für Kinder" schreibe, konkrete Infos dazu, gibt es aber derzeit nicht.
Die Homepage von J.K. Rowling: www.jkrowling.com

Die Autorin dieses Artikels empfiehlt allen Reisenden einen märchenhaften Abstecher zum Gleis 9 ¾ an King's Cross, wenn sie das nächste Mal in London sind – dort kann man sich zumindest für einen Moment so fühlen, als wäre man geradewegs auf dem Weg nach Hogwarts! (siehe Foto oben - leider ist das Schild, auf dem tatsächlich "Gleis 9 9 ¾" steht und das man logischerweise zwischen den Gleisen 9 und 10 findet, auf dem Bild nicht zu sehen)

© Foto von J.K. Rowling: J. P. Masclet, mit freundlicher Genehmigung des Carlsen Verlags

© Foto Gleis 9 ¾: C. Liebeck

Christina Liebeck, 02.11.2010