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Nicht mehr um eine Antwort verlegen sein? Kontern, wo kontern genau das Richtige ist? - Pustekuchen! Matthias Nöllke hat ein Buch geschrieben, das all diese Themen behandelt, aber ein Universalrezept gibt er nicht. Also lieber doch nicht kaufen?
Doch, natürlich. Denn letzten Endes geht es nicht darum, alles zu meistern, sondern auch mal dem Scheitern mit Humor und Gelassenheit ins Gesicht zu sehen. Beides, gelassen meistern und humorvoll scheitern, nennt Nöllke Souveränität und damit beginnt auch das Buch. Schlagfertigkeit ist kein Selbstzweck, sondern ein Mittel, um souverän zu bleiben, und kleine und große Angriffe besser, ruhiger zu überstehen. Zu scheitern ist zwar nicht angenehm, aber auch nicht immer zu vermeiden.
In zehn Kapiteln setzt der Autor sich mit dem Thema auseinander. Die individuelle Souveränität bleibt das Ziel und wird im ersten Kapitel erläutert. Der Einsatz von Stimme und Körpersprache wird im zweiten Kapitel vorgestellt. Im dritten Kapitel geht es um den Umgang mit Blockaden, um Situationen, in denen wir uns überfahren fühlen.
Dann folgen nacheinander ein kleines Starterpaket, der Umgang mit unangemessener Kritik, das (leidige) Thema Frauen und Männer, Wutausbrüche von Mitmenschen, Kollegen und Chefs, das Zurückweisen von Häme und Schlägen unter die Gürtellinie und als neuntes Kapitel Methoden, um Menschen zum Lachen zu bringen.
Abschließend, im zehnten Kapitel, werden Möglichkeiten vorgestellt, vor Publikum, in Diskussionen und Interviews souverän zu bleiben.
Die einzelnen Kapitel sind übersichtlich aufgeteilt: Unterkapitel, Beispiele, Aufzählungen und Tipps gliedern den Lesefluss.
Besonders hilfreich ist, dass eine typische Situation, in der jemand nicht souverän reagiert, dann immer wieder an verschiedenen Tipps durchgespielt wird, so dass man verschiedene Wirkungen durchspielen kann. Erstens findet man dadurch rasch selbst Beispiele aus dem eigenen Leben, und zugleich kann man für sich einen Einstiegstipp finden, der einem am besten zusagt und von dort aus andere Tipps gedanklich oder real erproben.
Insgesamt ist das Buch auf die berufliche Situation zugeschnitten, aber nicht nur. Es lässt sich amüsant lesen, und wer statt einem Training in Schlagfertigkeit einfach nur eine witzige Lektüre möchte, ist mit diesem Buch gut beraten, ja teilweise besser als mit einem "humorvollen Roman".
Was diesem Buch allerdings fehlt, sind die Trockenübungen. Zwar kann man sie sich leicht zusammenstellen, wenn man mit dem Aufbereiten von Übungen Erfahrung hat; den meisten Menschen dürfte das allerdings schwer fallen. Erfahrungsgemäß werden viele Menschen dieses Buch lesen und gerne lesen, und es verdient es ja auch, gelesen zu werden. Aber Witz und Humor zu trainieren ist eine harte und anstrengende Sache. Das wird jeder Gagschreiber bestätigen können. Und hier wäre der beste der hundert Tipps gewesen, einzelne Techniken zu üben und zu üben und zu üben, bis sie in Fleisch und Blut übergegangen sind, und natürlich, dies in kleine Aufgaben zu verpacken. Auch damit ist nichts garantiert, aber der Erfolg doch wahrscheinlicher.
Ein wundervolles Buch also, mit einem kleinen, leider aber doch gewichtigen Fehler. Ein Buch, das Spaß macht, bei dem man herrlich lachen kann, ein Buch, das eine solide Grundlage setzt, um davon aus zu starten. Die letzten Schritte zur Schlagfertigkeit allerdings muss man dann ohne Herrn Nöllke gehen.