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Die "Devil May Cry?-Reihe ist nun auch auf den Next-Generation-Konsolen angekommen. Auf Xbox und PS3 - sowie auf dem PC - kann man nach Herzenslust Dämonen und fiese Endgegner verprügeln und schaurig-schöne Kulissen genießen. Besprochen wird die PS3-Version.
Die Story? Nun ja, selbst bei dieser Reihe mag manch Spieler daran interessiert sein.
Die Teufelsjäger haben nach wie vor viel zu tun, denn mordlüsterne hässliche Kreaturen machen die Straßen unsicher und lassen sich nicht ausrotten. Um den Dämonenjäger Sparda, selber dämonischer Natur, der vor langer Zeit den Menschen im Kampf gegen das Böse beistand, hat sich ein regelrechter Kult gebildet. Der junge Nero gibt sich mit den Gläubigen vor allem deshalb ab, weil die schöne Kyrie zu ihnen gehört. Während eines Gottesdienstes, den er nur ihretwegen besucht, geschieht Unfassbares: Eine Gestalt springt durch die gläserne Kuppel der Kathedrale und tötet den Priester. Es ist Dante, einer der Söhne Spardas (und den Fans der Reihe aus den vorherigen Teilen bekannt, in denen er die Hauptrolle spielte) und Inhaber der Teufelsjäger-Agentur Devil May Cry. Nero, selber auch mit außergewöhnlichen Kräften ausgestattet, nimmt den Kampf mit ihm auf, um am Ende des Gefechts eine bittere Wahrheit zu erfahren: Nicht alle Ordensangehörigen sind menschlich. Und da die Bedrohung durch die Dämonenwesen langsam nicht mehr zu kontrollieren ist, macht sich Nero mit Schusswaffe und seinem besonderen Schwert auf, des Übels Wurzeln zu finden und auszureißen. Außerdem muss er seine geliebte Kyrie befreien, die von den finsteren Mächten entführt wurde - das Schlachtfest kann beginnen ...
Die Geschichte hat ein paar Wendungen zu bieten, präsentiert eine Reihe interessanter Figuren auf guter wie böser Seite und einhaltet ein Wiedersehen mit Charakteren aus den früheren Spielen. Und Nero ist nicht so cool wie Dante, sondern vielmehr eine tragische Figur, die zwischendurch bei dem Versuch, seine Liebste zu retten, den Kürzeren zieht. Das bedeutet, dass man in der zweiten Hälfte des Spiels wieder Dante steuert und mit ihm die Welt rettet, was seine Fans sicher freuen wird. Aber die Umgewöhnung wurde den Spielern leicht gemacht: Nero kommt äußerlich nahezu als Zwillingsbruder von Dante daher.
Während dessen Fähigkeiten und Steuerung denen aus "Devil May Cry 3" entsprechen - der Unterschied ist, dass man im vierten Teil ausgefallenere Waffen für ihn einsammelt -, bietet Nero einige Neuerungen. So kann man mit L2 die "Exceed"-Funktion seines Schwertes aktivieren: Klingt wie eine Kettensäge und macht ordentlich Schaden. Die interessantere Innovation ist aber der "Devil Bringer", den man mit der Kreistaste einsetzt: Neros rechte Hand ist eine bläulich leuchtende Klaue und sobald er das entsprechende Artefakt eingesammelt hat, kann er damit "snatchen", also Gegner in einer gewissen Entfernung greifen und zu sich heranziehen oder sich an bestimmten Punkten entlang hangeln, um größere Distanzen zu überwinden. Das erfordert ein wenig Übung, ist aber nicht schwer und macht Spaß.
Die Steuerung ist vielseitig, aber man wird gut eingeführt. Bei Nero hat die Schusswaffe ein wenig an Bedeutung verloren, ist wohl eher aus Tradition dabei, der Devil Bringer ist beim Distanz-Angriff effektiver. Bei vielen Kämpfen ist aber nicht viel mehr als Button Smashing nötig, auch wenn die Stilwertung am Ende eines jeden Kapitels natürlich vor allem über Kombos zustande kommt. Auch im vierten Teil gibt es hierzu am rechten Bildschirmrand die Kombo-Leiste, die sich über verschiedene Stufen füllen lässt - je höher die Stufe, desto effektiver die Schläge, die man austeilt. Weiterhin finden sich wieder die Stationen, bei denen man belohnt wird, wenn man mit Kombos die Stilleiste bis zu einer bestimmten Stufe bringt, und die Sonderaufgaben in abgetrennten Leveln - hier gilt es, alle Gegner in einer bestimmten Zeit oder mehrere Gegner mit einer bestimmten Technik zu erledigen und so weiter. Diese sind zum Teil sehr schwer und beim ersten Durchspielen nicht zu schaffen, da man für die meisten dieser Aufgaben Fähigkeiten benötigt, die man sich dann noch gar nicht leisten kann. Natürlich kann jedes Level, das man einmal absolviert hat, jederzeit mit Nero oder Dante erneut durchgespielt werden.
Neben den zwei anfangs verfügbaren Schwierigkeitsgraden können zwei weitere freigespielt werden. Mehrfaches Durchspielen lohnt sich vor allem für jene Zocker, die alles freispielen wollen, was freispielbar ist, denn man muss sich durch die höheren Schwierigkeitsgrade naturgemäß sehr mühsam durchbeißen. Und wer damit dann angeben will, kann seine Wertungen auch online sichtbar machen. Mehrspielermodi oder Netzwerkmöglichkeiten gibt es nicht, eigentlich schade, wenn schon zwei spielbare Charaktere zur Verfügung stehen.
Soundeffekte und Musik überlagern bisweilen ein wenig die Dialoge. Die Grafik dagegen ist solide, wird der PS3 und der Reihe gleichermaßen gerecht, mehr aber auch nicht. Clippingfehler und Kantenflimmern halten sich in Grenzen, die Videosequenzen sind gut gelungen, die Schauplätze weitgehend pompös und abwechslungsreich gestaltet, es gibt nichts Herausragendes zu erwähnen, aber auch nichts Nachteiliges. Teils harte Endgegner, ein Showdown, der sich sehr in die Länge zieht, ein paar altbackene Ideen wie das Verlangsamen der Zeit, um etwa schnelle Laserstrahlen überwinden zu können, oder die Kreiselklingen, mit deren Hilfe man sich neue Durchgänge schaffen kann, sowie Gegner, deren Knackpunkte man herausfinden muss - das Spiel bietet eine Menge, macht Spaß und verleitet dazu, zeitvergessen immer weiterzuspielen und anschließend hektische Träume zu haben. Ein wenig schade ist, dass man mit Dante leider nur Neros Weg zurückläuft, mit minimalen Variationen, und auch nur die gleichen Bossgegner bekämpft, was wenig Abwechslung bringt. Capcom hätte damit punkten können, ihm noch einmal eigene Level zu geben. Dem Spielspaß tut das aber keinen Abbruch.
Mit einer Story, die immerhin diese Bezeichnung mehr verdient hat als die des dritten Teils, einigen sehr netten Ideen und der richtigen Atmosphäre liegt mit "Devil May Cry 4" ein weiteres Action-Adventure mit Spaßgarantie vor. Dass man bisweilen gar nicht weiß, was man macht, sondern einfach nur den einzig möglichen Weg geht und auf diese Weise zu einem Ergebnis gelangt, ist ja in diesem Genre (leider) überhaupt nicht ungewöhnlich. Nero ist eine sympathische Figur, Dante noch cooler als früher, ansonsten ist fast alles beim Alten, und das ist für Fans der Reihe vermutlich wichtiger als ein Haufen Neuheiten. Wer den dritten Teil der Reihe etwas zu freaky fand, aber das Charakterentwicklungssystem und das Gameplay mochte, der wird mit dem vierten bestens bedient sein.