Seit jeher steht der Verlag J. B. Metzler für Kompetenz im Fachbuchsektor, mit der Herausgabe diverser hoch angesehener Nachschlagewerke wie dem "Lexikon des Mittelalters" oder dem "Neuen Pauly" hat sich der Stuttgarter Verlag auch auf dem Gebiet der Enzyklopädien und Handbücher zu Recht einen Namen gemacht. In diesem Zusammenhang nicht unerwähnt bleiben darf hierbei das von Günther und Irmgard Schweikle begründete "Metzler Lexikon Literatur", welches im September 2007 als dritte, völlig neu bearbeitete Auflage erneut seinen Weg auf den Buchmarkt gefunden hat.

Mit der Herausgabe der dritten Auflage dieses Klassikers unter den literaturwissenschaftlichen Lexika wurden die drei deutschen Universitätslehrenden Dieter Burdorf, Christoph Fasbender und Burkhard Moennighoff betraut, welche die Gelegenheit zu einer aktualisierten und auf den neuesten Stand gebrachten Neuausgabe beim Schopf ergriffen und mithilfe zahlreicher AutorInnen - nicht wenige davon deutsche Koryphäen auf dem Gebiet der Literaturwissenschaft wie Ansgar Nünning, Benedikt Jeßing oder Oliver Jahraus - das "Metzler Lexikon Literatur" einer Erneuerung unterzogen.

Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen. Der Klassiker unter den Sachwörterbüchern zur Literatur umfasst nun - nach Verlagsangaben - mehr als 4.000 Einträge, 600 davon wurden im Rahmen der Neuauflage verfasst und neu aufgenommen. Diese geballte Ladung an fundiertem Wissen in Kurzform füllt über 840 Seiten à zwei Spalten und setzt sich mit der europäischen Literatur und Literaturwissenschaft auseinander, ebenso mit wichtigen Sachbegriffen aus der Literaturtheorie, Poetik, Metrik und Rhetorik. Das Hauptaugenmerk ruht nicht selten zwar auf der deutschsprachigen Literatur, doch sind in diesem Literaturkompass Einträge etwa zur französischen Klassik und zur Romanistik ebenso anzutreffen wie zur Anglistik und dem Russischen Formalismus. Die historische Zeitspanne, welche Metzlers Geniestreich abzudecken sich entschlossen hat, reicht von der Antike bis in die Gegenwart hinein, auch jüngste literaturwissenschaftliche Termini und Forschungsbereiche wie etwa Queer Studies oder Internetliteratur dürfen hier natürlich nicht fehlen. Am Ende eines Artikels ist in der Regel die wichtigste weiterführende Literatur zum jeweiligen Gegenstand aufgelistet.

Was den Klassikerstatus des "Metzler Lexikon Literatur" begründet, ist die nahezu vollkommene Balance zwischen kompakt verpacktem Wissen und gründlichster Recherche in ausgiebigen Dimensionen. Zugute kommen der Neuausgabe neben einer Aktualisierung der schon in der zweiten Auflage vorhandenen Beiträge und den neu verfassten Artikeln vor allem das stärkere Miteinbeziehen des Einflusses, den andere Künste wie Musik, Film und Malerei sowie benachbarte kulturelle Bereiche wie Philosophie und Religion auf die Literatur ausüben. Layout und Lektorat sei an dieser Stelle großes Lob zugesprochen, sie sind ihrer Arbeit scheinbar mit ausgeprägtem Pflichtbewusstsein nachgekommen. Am Umfang des Nachschlagewerkes kann nun wirklich kaum etwas ausgesetzt werden, das Fehlen wenigster relevanter Stichworte wie "Skandinavistik" und "Archivroman" kann im Hinblick auf den reichhaltigen Fundus von über 4.000 Einträgen beinahe emotionslos verschmerzt werden. Lediglich die Sprache kann bestimmten Zielgruppen wie etwa SchülerInnen der gymnasialen Oberstufe, welche laut Herausgebern ebenfalls von dem Werk profitieren sollen, teilweise manches Problem bereiten, doch Studierenden und Lehrkräften der (deutschen) Literaturwissenschaft sei das Literaturlexikon aus dem Hause Metzler ausdrücklich ans Herz gelegt.

Fazit: Mit der dritten Auflage von "Metzler Lexikon Literatur" liefert der Verlag die beinahe schon überfällige Neuauflage eines philologischen Kompendiums, welches durch präzise Genauigkeit, kompetenten Rückhalt und die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge in wenigen Zeilen wiederzugeben, zu beeindrucken weiß. Für die dargebotene Leistung wirkt der Preis von 29,95 Euro schon fast lächerlich gering.