Die International Financial Reporting Standards (IFRS) - international gültige Bilanzierungsvorschriften, könnte man es vereinfacht ausdrücken - sind längst auch in Deutschland für viele international agierende Unternehmen essentiell. Jahresabschlüsse und Reports müssen einfach auch über den nationalen Raum hinweg vergleichbar und transparent sein. Um diesem Vorsatz Rechnung zu tragen, haben die entsprechenden Gremien sich auch hierzulande dazu entschlossen, die weiterhin gültigen Prinzipien und Grundregeln des Handelsgesetzbuches (HGB) entsprechend anzupassen. Im Winter 2007 wurde deshalb ein Gesetzesentwurf zur "Modernisierung des Bilanzrechts” veröffentlicht.

Bei NWB, einem Fachverlag, der Steuer- und Finanzexperten bestens vertraut ist und der es sich mittlerweile bereits seit über fünfzig Jahren auf die Fahne geschrieben hat, Fachkräfte regelmäßig mit aktuellen Informationen aus dem Steuer- und Wirtschaftsrecht zu versorgen, ist deshalb das vorliegende Buch erschienen. Der Referentenentwurf wird hier nicht nur einfach wiedergegeben, sondern kommentiert. Für Praktiker soll das Werk geeignet sein, schließlich müssen diese sich sehr bald mit dem Bilanzmodernisierungsgesetz (BilMoG) herumschlagen und immerhin stellt dieses die größte Bilanzrechtsreform seit über zwanzig Jahren dar.

Aufgrund der behandelten Thematik versteht es sich wohl von selbst, dass ein gewisses Fachwissen notwendig ist, um effektiv mit dem Buch arbeiten zu können. HGB-Kenntnisse sind unabdingbar, was allerdings im Zusammenhang mit der Prämisse des Werks nicht überraschen sollte. Bereits die ersten fünfzehn Seiten, die der Autor Carsten Theile dazu nutzt, den Leser an das Thema heranzuführen, sind sehr fachspezifisch, knapp gehalten und machen klar, dass der Text nicht dafür gedacht ist, kurz zwischen Tür und Angel überflogen zu werden.

Das eigentliche Herzstück des Werks macht der circa 230-seitige kommentierte Referentenentwurf des BilMog aus: Theile hangelt sich durch die Paragraphen des HGB, die relevanten werden nochmal abgedruckt. Neuerungen sind in Fettschrift dargestellt, erfreulicherweise wurden auch die Absätze und Paragraphen, die wegfallen, abgedruckt, sie sind jedoch durchgestrichen. In seinen Kommentaren geht Theile dann auf den Hintergrund der Regelung und, mindestens ebenso wichtig, oftmals auch auf die Folgen durch diese Neuerung ein. Hierbei arbeitet er mit zahlreichen Abkürzungen, die Fachkräften teils bekannt sind, allesamt zur Sicherheit jedoch im vorangestellten Kürzelverzeichnis nachgeschlagen werden können. Wie so oft in solch wissenschaftlichen Arbeiten gibt es zahlreiche Verweise auf andere Werke, wie etwa auf den Beck’schen Bilanzkommentar und dergleichen. Da raucht der Kopf mitunter schon.

Sehr begrüßenswert ist die "Übersichtliche Darstellung” des Artikel 66 BilMoG. Dieser listet eigentlich nur zahlreiche Paragraphen auf, die im HGB in der neuen Fassung ab (voraussichtlich) 2008 erstmals auf handelsrechtliche Jahresabschlüsse anzuwenden sind beziehungsweise welche wegfallen werden. In Tabellenform präsentiert der Verfasser des Buches noch einmal aufgegliedert, welche Paragraphen inwiefern betroffen sind, und verschlagwortet diese mit einem fachspezifischen Begriff (zum Beispiel § 242 Abs. 4 - Pflicht zur Aufstellung), was den Umgang mit dem Taschenbuch noch einmal erleichtert.

Eine nette - und zugleich auch sehr praktische - Idee ist, dass man mit Kauf des Buches automatisch die Möglichkeit erhält, die Online-Version des Werks einzusehen und damit zu arbeiten. In der Praxis bedeutet das, digital jederzeit Zugriff darauf zu haben, auch wenn man die Taschenbuchausgabe nicht dabei hat - zumindest sofern man eine Internet-Verbindung zur Verfügung hat.

Schlussendlich kann man feststellen, dass das Bilanzmodernisierungsgesetz für viele Praktiker tatsächlich ein gewisses Brennpunkt-Thema darstellt. Diesen Praktikern bietet der NWB Verlag mit seinem Kommentar und der konsolidierten Textfassung ein Werk, das man zwar nicht einfach mal eben so liest, aber mit dem man arbeiten kann.