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Es ist Dezember, Weihnachten steht vor der Tür - aber bevor Betsy Taylor, frühere Sekretärin und mittlerweile untote Königin der Vampire, Zeit hat, um sich mit Shoppen zu beschäftigen, muss sie noch den täglichen Wahnsinn über sich ergehen lassen. Im Falle von Betsy heißt das, dass sie ihre überkandidelte Hochzeit planen muss - und zwar so intensiv, dass sie damit selbst den Bräutigam zu vergraulen droht. Ihre ungeliebte Stiefmutter Ant hat endlich ihr Baby bekommen, das Betsy zur allgemeinen Überraschung nur zu gerne hütet.
Dann gibt es da noch ein paar Geister, die immer mal wieder bei Betsy auftauchen und sie bitten, ihnen durch eine kleine Erledigung Seelenfrieden zu verschaffen. Um das Leben im Herrenhaus von Betsys bester Freundin Jessica, in das die neuen Vampirherrscher eingezogen sind, noch etwas turbulenter zu gestalten, schneit noch ein ehemaliger Vampirjäger herein, der sich in Betsy verliebt hat und seine verletzten Gefühle durch das Verfassen von Betsys Biographie kompensieren will - und dann wäre da noch Betsys Halbschwester Laura, im wahrsten Sinne des Wortes eine Teufelsbrut, die hier auch zeigen darf, dass sie nicht nur süß und lieb ist.
Abgerundet wird alles noch mit einigen handgreiflichen Streitereien zwischen Betsy und ihrem Vampirkönig Eric Sinclair sowie einem Serienmörder, vor dem Betsys Bekannter, Detective Nick, sie warnt.
Wer nach dieser Inhaltsangabe immer noch keine Ahnung hat, was eigentlich die Handlung dieses Romans ist, dem sei gesagt: Es gibt keine! Im Grunde schafft es die Autorin, hier auf ungefähr 240 Seiten eine Belanglosigkeit an die nächste zu hängen. Und dabei fängt alles noch ganz viel versprechend an: Ein Zeitungsartikel macht den Leser auf den herumlaufenden Serienkiller aufmerksam. Der taucht dann erst mal das halbe Buch unter, wird kurz in einem Dialog erwähnt und dann am Ende sehr schnell wieder erledigt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Eigentlich lohnt es sich nicht, diesen Handlungsstrang überhaupt zu erwähnen - wenn es denn eine Handlung gäbe, über die man stattdessen erzählen könnte.
Aber im Grunde dient dieses Buch nur dazu, die Streitereien zwischen Betsy und Sinclair zu zeigen - und das mit einer Reife, die jede vierzehnjährige Fanfiktion-Autorin übertreffen dürfte. Bisher lag das Problem bei Sinclair darin, dass Betsy ihn nicht ausstehen konnte und der Leser sich fragen musste: wieso genau? Nun ist Betsy unsterblich in ihn verliebt und der Leser muss entsetzt miterleben, wie sich der "Held" in einen misshandelnden Mistkerl verwandelt, der seine Freundin mehr oder weniger ungestraft vergewaltigen darf. Wer würde da nicht auch sofort schwach werden?
Überhaupt kann man Betsys Gefühlen in diesem Roman nicht ganz folgen. Sie verzeiht Eric Misshandlungen, flippt aus, wenn er ihr mal nicht die Wahrheit sagt und zwischendurch neckt sie ihn etwas. So fragt man sich bei jedem Streit, ob Betsy ihren Liebsten jetzt gerade wirklich vor die Tür setzen will, oder nicht - oder warum dieser Streit schlimmer ist, als der letzte, der keine Konsequenzen nach sich zog.
Was die Sache noch schlimmer macht: Auch dieser Roman ist wieder aus Betsys Sicht erzählt. Da ist es nicht hilfreich, wenn man sich als Leser nicht in die Hauptfigur hineinversetzen kann. Aber immerhin erklärt das vielleicht, warum die Handlung soviel Tiefe wie ein weißes Blatt Papier besitzt: Betsy ist eine hohle, dumme Nuss und schafft es vielleicht, eine Torte für ihre Hochzeit zu bestellen, kann aber nicht nachvollziehen, was in ihrem eigenen Zuhause vor sich geht. Wenn man bedenkt, wie sympathisch dabei Betsy im ersten Roman der Reihe wirkte, ist das wirklich eine traurige Entwicklung. Dass dabei der Humor der Serie auf der Strecke bleibt, erklärt sich fast von selbst. Zumal die Nebenfiguren, wie Betsys schwuler Mitbewohner Marc, kaum noch erwähnt werden.
Ähnlich traurig könnte man die Politik des Verlages bewerten, die Kapitel nur noch auf ungeraden Seiten im Buch beginnen zu lassen - bei einer durchschnittlichen Kapitellänge von drei Seiten ergibt das eine Menge weißer Flecken im Roman. Aber spätestens nach dem zehnten Kapitel ist man dankbar für jede Seite, auf der man nicht von Betsy genervt wird.
War der dritte Band der Betsy Taylor Serie ein Übergang, der eigentlich nur Laura, Betsys Halbschwester, einführen sollte, so fehlt diesem Band jeglicher Zusammenhang. Die Geschichte plätschert munter ohne Handlung vor sich hin und als Leser kann man nur hoffen, dass wenigstens die Autorin noch weiß, warum ihre Heldin so handelt, wie sie es eben tut. Zwar gibt es gelegentlich noch einige netten Stellen, aber der Versuch, hier "Friends" zu kopieren, scheitert leider grandios.
Lust auf weitere Abenteuer von und mit Betsy macht dieses Buch jedenfalls nicht. Aber wer zwei, drei Stunden partout nichts zu tun hat, könnte vielleicht ganz nett abgelenkt werden.