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Scotland-Yard-Ermittler Mason Flint steht vor einem Rätsel. Insgesamt fünf Tote wurden in London gefunden, die keinen Tropfen Blut mehr in den Adern hatten und die mit einer silberne Hutnadel gepfählt wurden. Flint glaubt nicht an Vampire, doch bald muss er umdenken, als seine Freundin Frenchy mit einem posthypnotischen Befehl gezwungen wird, ihn zu töten. Kurz darauf verschwindet sie spurlos. Flint verfolgt die Spur unterdessen bis zur amerikanischen Botschaft und schon bald muss der Sonderermittler feststellen, dass seine Gegnerin übermächtig istÂ…
Nun ist auch Jason Darks neueste Horror-Serie als Hörspiel erhältlich. "Die Hexerin" ist Trash pur und bildet ein buntes Potpourri aus den unterschiedlichsten Grusel-Klischees der Heftromanliteratur. Allein der Titel erinnert an Wolfgang Hohlbeins Lovecraft-Hommage "Der Hexer". Der wenig originelle Name der Titelheldin, Doriana Gray, ist natürlich an Oscar Wildes berühmte Romanfigur angelehnt, woraus der Autor auch nie einen Hehl gemacht hat. Interessant ist allerdings, dass Doriana in dieser Folge die Seite des Bösen verkörpert und die Gegenspielerin des Helden Mason Flint ist. Ein wenig erinnert das Gespann an Dorian Hunter und Coco Zamis, beziehungsweise an Mike Hunter und Damona King.
Obwohl die Vorlage als Taschenbuch im MIRA-Verlag publiziert wurde, bewegt sich das Niveau der Romane auf Heftromanlevel und dient lediglich der schnellen Unterhaltung. Also die besten Vorraussetzungen für eine temporeiche Hörspielserie. Leider machte es sich der Drehbuchautor Marcell Gödde sehr einfach und kürzte das Buch lediglich um einige überflüssige Passagen, übernahm allerdings die Dialoge zum Teil 1:1 aus der Romanvorlage. Da Jason Darks aktuelle Werke immer wieder durch abgehackte, unnatürliche Gespräche glänzen, wirkt auch das Hörspiel oft unfreiwillig komisch, vor allem, weil viele Handlungen der Figuren von diesen im Selbstgespräch erläutert werden. So würde kein normaler Mensch reden und irgendwie erinnern diese Szenen an die alten John Sinclair-Hörspiele aus dem Tonstudio Braun. Dabei macht das Gros der meist unbekannten Sprecher seinen Job sehr gut. Vor allem Suzan Erentok als Doriana und Michael-Che Koch als Mason Flint geben glaubhafte Darstellungen ihrer Charaktere ab und auch der Erzähler Bodo Primus ist als Erzähler eine gute Wahl. Außerdem hat sich Cocomico ein Beispiel an WortArt genommen und dem Verfasser der Romane, Jason Dark, ebenfalls einen kleinen Auftritt verschafft. In diesem Fall darf der John Sinclair-Erfinder mit seinem harten Ruhrpott-Akzent einen Türsteher mimen, was ihm auch leidlich gut gelingt. Die Musik von Andy Muhlack ist wirklich gelungen und passt gut zur jeweiligen Szenerie. Die Effekte scheinen aus einer professionellen Datenbank zu stammen und wirken sehr authentisch.
Leider ist die Story wirklich trashig und bar jeglicher Innovation. Dark versucht krampfhaft mit aufgesetzter, peinlich naiver Erotik zu punkten, die sich durch unbeholfene Beschreibungen und der Verwendung von Kraftausdrücken erschöpft. Die Charaktere wirken wie am Fließband entwickelt und werden auf Äußerlichkeiten reduziert. Mason Flint ist der typische Alleskönner mit einem blendenden Aussehen und die Beschreibung seiner Gespielin erschöpft sich in der Aussage, dass sie aussehe wie die junge Sharon Stone. Dafür gelingt es Dark zum Ende hin mit einigen Überraschungen zu punkten und der Cliffhanger macht trotz aller Mängel Lust auf den zweiten Teil. Unterm Strich bekommt der Hörspielfan eine typische Jason-Dark-Story präsentiert, die klingt, als ob ein Hörspiel des Tonstudios Braun (Dialoge und Skript) mit einem Wort-Art-Produkt (Musik und Effekte) verschmolzen ist.
Die Titelillustration von Emil Bartlomiejczak ist wirklich gut gelungen und übertrifft das Taschenbuchcover bei Weitem. Der Zwiespalt der Titelfigur wird plastisch dargestellt und die düstere Farbgebung passt besser zur Story als das doch recht bunt geratene Bild auf dem Roman.
Fazit:
Das neueste Produkt des Fließbandautors Jason Dark als anspruchsloser Gruseltrash zum Hören. Gute Sprecher, hervorragende Effekte und eine klangvolle Musik können nur unzureichend das schwache Skript kompensieren. Das Finale legt dramaturgisch noch mal zu und macht trotz einiger Schwächen Lust auf den zweiten Teil.