Die Erweiterung der Europäischen Union stellt alte wie neue Mitglieder vor die schwierige Aufgabe, ein Gemeineuropäisches Privatrecht, das ius commune (privatum) Europaeum, zu schaffen, das alle Mitgliedsstaaten akzeptieren und anwenden. Eine große Herausforderung, die nur dann gelingen kann, wenn die gemeinsamen historischen Wurzeln der Privatrechtsordnung aller EU-Staaten genau betrachtet werden. Die primäre Grundlage bildet hier das römische Recht, das im Mittelalter sowie der Neuzeit in vielen Teilen Europas angewandt wurde und das bis in die Gegenwart hinein das Recht geprägt hat.

In "Wege der Entwicklung des Privatrechts in Europa" untersucht Gábor Hamza Geschichte und Fortwirken des römischen Rechts in Teilen Europas. Er beginnt mit einer Einführung über die Harmonisierung des Privatrechts und römischrechtliche Traditionen in Europa. Danach folgen Ausführungen zu den Anfängen des europäischen Privatrechts, die unter anderem auf das römische Recht nach der Auflösung des Weströmischen Reiches eingehen.
Anschließend widmet sich der Autor den frühen Phasen des europäischen Rechts bis zur Kodifikation des kanonischen Rechts im 20. Jahrhundert und geht danach auf das Heilige Römische Reich ein.
Besonders interessant ist natürlich der Part, der Deutschland und seiner Rechtsentwicklung gewidmet ist, aber auch Österreich und die Schweiz werden nicht unberücksichtigt gelassen. Im letzten Teil des Buches schildert der Autor die Privatrechtsentwicklung in diversen mittel-, süd- und osteuropäischen Gebieten, wobei er intensiv auf Ungarn eingeht, ansonsten aber nur kurze Überblicke verschafft.

Das vorliegende Werk von Gábor Hamza glänzt besonders durch das breite Wissensspektrum, das es präsentiert. Obwohl ein Fokus auf der Entwicklung des Rechts in deutschsprachigen Ländern liegt, ist der Abriss der Rechtsgeschichte anderer Staaten nicht minder informativ und vielleicht gerade dadurch, dass diese Absätze eher kurz und prägnant gehalten sind, sind sie auch sehr einprägsam, während man bei den längeren Texten erstmal zwischen essentiellen und eher marginalen Informationen differenzieren muss.

Der Aufbau von "Wege der Entwicklung des Privatrechts in Europa" ist fundiert und sehr übersichtlich, Schritt für Schritt kann man hier sein Wissen erweitern und vertiefen, dank des hilfreichen Inhaltsverzeichnisses kann man auch schnell Dinge nachschlagen. Hinzu kommt noch ein Quellen-, Namen-, Titel- und Sachregister.

Sehr positiv fällt auf, dass der Autor jedem Part des Buches eine Liste des Schrifttums vorangestellt hat, dank der jeder, der an weiterführender Literatur zu einem bestimmten Kapitel interessiert ist, einen unglaublichen Fundus an Werken vor sich hat, denen er sich widmen kann. Zusätzlich gibt es noch ein Verzeichnis der allgemeinen Literatur.

Bedauerlich ist allerdings, dass die Zielgruppe dieses Buchs eher Juristen oder Historiker sein dürften. Alle anderen, die die Thematik lediglich interessiert, die aber über keinerlei Vorkenntnisse verfügen, dürften Schwierigkeiten damit haben, die komplizierten Texte, die viele Fachtermini verwenden, von denen nur wenige erklärt werden, vollständig zu erfassen. Schade, denn die vielen interessanten Aspekte, die Hamza aufzeigt, und all sein Fachwissen hätten sicher nicht nur Experten für wertvoll befunden.