Gesamt |
|
Anspruch | |
Aufmachung | |
Gefühl | |
Humor | |
Preis - Leistungs - Verhältnis | |
Spannung | |
Cosmo Topper ist ein zufriedener Mensch. Er ist seit zehn Jahren verheiratet, hat einen guten und vor allem sicheren Job bei der örtlichen Bankfiliale und geht einem äußerst geregelten Tagesablauf nach. Keine Abenteuer, keine Affären, absolut keine Überraschungen. Ohne dass er es sich selber eingesteht, ist er unzufrieden. Nicht mit seinem Leben oder der Sicherheit, die er sich erarbeitet hat, sondern mit seiner Zufriedenheit. Jeder Blick in die Augen seiner Mitmenschen offenbart ihm alles, es gibt keine Überraschungen. Dies geht ihm aber erst auf, als er feststellt, dass er in den Augen seiner Katze nichts erkennen kann. Er sieht in Tiefen, die ihn schwindelig machen. Was fehlt in seinem Leben? Was ist nicht so, wie er es sich immer erträumt hat?
Als er auf einem Spaziergang in der Werkstatt seines Freundes Frank ein kurzes Gespräch beginnt und den Wagen bewundert, den der Mechaniker gerade wieder hergerichtet hat, ist es um seine innere Ruhe geschehen. Kurzerhand beginnt er, heimlich mit Frank Fahrstunden zu nehmen, erwirbt erst den Führerschein, dann sogar den Wagen. Obwohl der alles andere als standesgemäß ist - es handelt sich um einen roten, offenen Sportwagen, der einem leichtlebigen Paar gehörte, das sein Leben vor drei Monaten an einem Baum verloren hat - hat er sich in den Wagen verliebt. Doch seine Frau ist nicht begeistert. Sie weigert sich kurzerhand in den Wagen zu steigen.
Doch als Topper allein eine Spritztour unternimmt und just zu dem Baum fährt, an dem der Wagen demoliert wurde und seine Insassen ihr Leben verloren haben, gerät sein ganzes Leben vollends aus den Fugen. Er wird plötzlich von einer Stimme aufgefordert, nicht mehr länger auf dem Schoß der Ehefrau des Unbekannten zu sitzen. Topper beginnt, wie im Nebel mit den beiden Geistern zu streiten, die sich als Marion und George Kerby entpuppen, just die beiden Menschen, die an dem Baum ihr Leben verloren. Als die beiden sich wenig später sogar sichtbar machen und Topper in eine wilde Schlägerei in einem Drugstore verwickeln, scheint das Leben des biederen Bankangestellten endgültig seine vorgefestigten Bahnen zu verlassen. Er findet sich im Gefängnis des Dorfsheriffs und am nächsten Morgen vor Gericht wieder. Begleitet von den nunmehr wieder unsichtbaren Kerbys.
Vor mehr als achtzig Jahren, im Jahre 1926, erschien "Topper" von James Thorne Smith. Berühmt geworden durch die Verfilmung mit Cary Grant, ist das Buch auch heute noch ein wundervolles Beispiel für die Verbindung von Fantasy und Humor. Liest man das Buch, kommt man aus dem Schmunzeln kaum mehr heraus. Die skurrilsten Situationen gewinnen gerade durch die Figur des biederen Bankangestellten Topper, der es in Wirklichkeit faustdick hinter den Ohren hat, enorm an Schwung und sind auch heute noch wahrhaft köstlich. Dabei ist der Stil von Thorne Smith alles andere als einfach. Er entwirft ein komplexes, sprachlich sehr fassettenreiches Bild der amerikanischen Mittelschicht der 20er Jahre und karikiert sie gleichzeitig auf das Vergnüglichste.
Der Autor, der gleichzeitig auch als Drehbuchautor in Hollywood arbeitete, hangelt sich dabei mithilfe köstlichster Dialoge von einer chaotischen Situation zur nächsten. Kaum mal gibt es Seiten, in denen die Handlung nicht mit schwindelerregender Geschwindigkeit vorangetrieben wird. Dabei gefällt vor allem das Zusammenspiel der Geister George und Marion Kerby mit Topper. Der gewinnt im Laufe der Zeit immer mehr an Profil und wird zu einer ausnehmend sympathischen Charakterstudie eines Freigeistes, der sich der Fesseln der ihn umgebenden Gesellschaftsschicht ebenso erfindungsreich wie unvorhersehbar entledigt.
Leicht frivol, immer vergnüglich, gelegentlich sogar spannend, kann man auch heute noch "Topper" jedem Freund von humorvoller Fantasy-Literatur empfehlen. Die pointenreichen, treffsicheren Dialoge machen Lust auf mehr. So wird kaum ein Leser von "Topper" nicht auch die Fortsetzung "Topper geht auf Reisen" erwerben wollen.
Das sehr schöne, allerdings zum Inhalt des Buchs absolut nicht passende Titelbild der vorliegenden Ausgabe der "Bibliothek der phantastischen Abenteuer" von S. Fischer zeigt einen Ausschnitt des Acrylbildes "Überlicht" von Claus-Dietrich Hentschel aus dem Jahre 1979.