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Die Polizeipsychologin Ira Samin gibt sich die Schuld am Selbstmord ihrer ältesten Tochter. Dem Alkohol verfallen und vor den Trümmern ihrer Existenz stehend will sie ebenfalls Suizid begehen. Da wird sie zu einem neuen Einsatz gerufen. Ein Wahnsinniger hat sich mit einer Handvoll Geiseln in einem Radiosender verschanzt und spielt ein tödliches Spiel. Jede Stunde will er irgendwo in Berlin anrufen - und wenn der angerufene Teilnehmer nicht die richtige Parole nennt, wird eine der Geiseln erschossen. Ira Samin steht vor einem mörderischen Wettlauf mit der Zeit. Zudem stellt der Amokspieler eine unerfüllbare Forderung. Er will mit seiner Verlobten sprechen, doch die ist vor acht Monaten bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ?
Sebastian Fitzek wäre nicht zu dem Bestsellerautor geworden, der er jetzt ist, wenn dies schon die komplette Rahmenhandlung des Buches wäre. Wie immer kommt alles anders als vom Leser angenommen. "Amokspiel" ist ein wirklich packender Psychothriller, der in allen Belangen erstklassig recherchiert wurde - ob das nun die Arbeit eines Sondereinsatzkommandos der Polizei betrifft, den Ablauf einer Radiosendung oder die medizinischen Fakten. Fitzek bemüht sich immer um Authentizität, und wenn er mal in dichterischer Freiheit abschweift, kann der Leser versichert sein, dass er spätestens in der Danksagung darauf hingewiesen wird. Bereits der Beginn des Buches liest sich sehr rasant und fesselnd, wenngleich er einige Male auch recht konstruiert ist. Allein der Zufall, dass Ira bei ihrer Stippvisite bei dem Kiosk um die Ecke in eine Schießerei verstrickt wird, wirkt sehr an den Haaren herbeigezogen. Doch was im Laufe des Buches geschieht, nimmt den Leser sofort gefangen, und es gibt nur wenige Bücher, bei denen man derart gespannt und erwartungsvoll an den Seiten zu kleben scheint. Und das, obwohl es sich der Autor nicht nehmen lässt, auch dieser Hauptfigur ein tragisches Schicksal aufzuerlegen. Wie eigentlich in jedem von Fitzeks Romanen muss der Protagonist den Verlust eines Kindes verarbeiten, mehr oder weniger erfolgreich. Dass Ira Samin keine Überheldin ist, nur allzu menschliche Schwächen besitzt und letztendlich dem Alkohol verfallen ist, macht diese Figur nur sympathischer. In einfacher, klarer Sprache versteht es Fitzek, das Gefühlsleben seiner Charaktere zu veranschaulichen. Tempo und Dramatik kommen fast von allein auf, denn der Autor vermeidet es außerdem gekonnt, den Leser mit seitenlangen Beschreibungen von Örtlichkeiten zu langweilen. Fitzek schafft Spannung aus sich selbst heraus, ohne dabei auf plakative Brutalitäten zu setzen. Das Finale überrascht noch einmal mit einem sehr originellen Plot und am Ende bleibt ein sehr zufriedener Leser, der deutlich gespürt hat, wie viel Spaß der Autor beim Schreiben gehabt haben muss. Ebenso wie der Lektor, respektive die Lektorin, die eine nicht minder gute Arbeit verrichtet haben.
Die Titelillustration von Elisabeth Felicella zeigt einen düsteren, unheilschwangeren Ausblick über Berlin, der die Atmosphäre des Roman sehr gut rüberbringt. Das Papier ist von sehr hoher Güte und der Satzspiegel für den Leser äußerst angenehm.
Fazit:
Ein rasanter Psychothriller ohne Längen und mit einem grandiosen Finale. Dramatisch, packend und temporeich; dabei flüssig geschrieben und hervorragend recherchiert.