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Eine Schulexkursion mit fatalen Folgen: Death Jr., seines Zeichens ein ganz normales, vorlautes Kind und rein zufällig Sohn von Gevatter Tod, und seine beste Freundin Pandora drohen in Naturkunde durchzurasseln, wenn sie auf dem Schulausflug in den heimischen Wäldern keinen Kokon einsammeln können. Doch als sie ein riesiges Prachtexemplar finden und es bei einem Streit versehentlich zerstören, entfesseln sie damit die titelgebende "Wurzel des Bösen": Die Pflanzendame Fury entkommt, mit übermächtigen Kräften ausgestattet, überwältigt den Tod in seiner Mittagspause im Fast-Food-Restaurant und sorgt im Jenseits für allerlei Chaos und Zerstörung. Nun liegt es an DJ und Pandora, Fury aufzuhalten, Papa Tod zu befreien und nebenbei auch noch das Schuljahr positiv zu absolvieren ?
Als 2005 mit "Death Jr." das erste Game dieser Reihe auf der PlayStation Portable erschien, formierte sich schnell eine große Fangemeinde um den Sohn des Sensenmannes und seine nicht minder skurrilen Freunde. Ein Ableger auf Nintendo DS und ein zweiter Teil - eben besagtes "Root of Evil" - für PSP sollten folgen. Den Erfolg der Reihe nahmen Eidos und Backbone Entertainment offenbar zum Anlass, DJs und Pandoras Abenteuer rund um die Wurzel des Bösen nun auch für Nintendo Wii herauszubringen. Gottlob, lässt sich nach einem ausführlichen Test nur sagen.
Zu Beginn wählt der Spieler einen der beiden Charaktere - Death Jr. oder Pandora - sowie einen von vier Schwierigkeitsgraden aus, danach startet man in einem Wald im Jenseits, wo es nun einen Kokon zu finden gilt. Nach der unfreiwilligen Entfesselung Furys im zweiten Kapitel gilt es nun, sich durch weitere siebzehn abwechslungsreich gestaltete Levels zu schlagen, um den Fehler der beiden zu korrigieren und nebenbei Einblick in eine mit vorzüglichem Witz gestaltete Unterwelt zu nehmen. Zu den ohnehin schon vorhandenen bösen Buben, die DJ und Pandora an die Kutte bzw. ans Kleid wollen, kommen zum Schrecken der beiden auch noch Furys sinistre Diener hinzu. Um sich gegen die zumeist im Schwarm auftretenden Gegnerschaften zu erwehren, stehen dem Spieler neben einer Primärwaffe - DJs Sense oder Pandoras Knochenpeitsche - und nützlichen Combos auch allerlei Fernkampfwaffen zur Verfügung, mit welchen man den Feinden so richtig schön einheizen kann. Schrotflinte, Elektroschocker, Raketenwerfer, Napalm-Klopapierrollen-Werfer, Hamster mit C4-Sprengsätzen - alles was man eben so braucht, um die (Unter-)Welt zu retten, und was einem Eugene Tackleberry aus "Police Academy" das Wasser im Mund hätte zusammenlaufen lassen.
Der Charme des Spiels liegt in seinem herrlich skurrilen Wesen, welches sich in allen Bereichen des Games manifestiert. Dies beginnt schon mit DJs Schulklasse, welche die beiden Protagonisten immer wieder mit hilfreichen Tipps versorgen. So hat etwa die Streberin Stigmartha stets mit blutenden Handflächen zu kämpfen, während Seep, ein arm- und beinamputierter Austauschschüler in einem Bottich, für sein Leben respektive seinen Tod gern schmutzige Witze reißt. Das schon erwähnte Waffenarsenal trägt ebenso dazu bei, dem Spieler im Akkord ein Lächeln abzugewinnen, wie die Dialoge, wo ein Gag den nächsten jagt. Auch das Level- und Gegnerdesign fand unter dieser Prämisse statt: Der Spieler kämpft mit untoten Teddybären und C4-Quietschenten auf einem Spielzeugfriedhof, erwehrt sich in einem düsteren Wald allerlei merkwürdiger Pflanzen, welche eine Debatte über Gentechnik mehr denn je notwendig machen, jagt Roboterlamas auf einem zwielichtigen Bauernhof zum Teufel und dringt in eine geheime Militärbasis ein, wo an gehirnmanipulierendem Ahornsirup geforscht wird. Ein ganzes Füllhorn an Pluspunkten heimsen die Entwickler mit den gestochen scharfen Zwischensequenzen und einer Synchronisation ein, welche sich wahrlich nicht hinter jener von Hollywoods großen Animationsfilmen zu verstecken braucht. Die sorgfältig ausgewählten Stimmen passen zu den jeweiligen Charakteren wie die Sense zum Sensenmann und sorgen einfach für gute Unterhaltung. Gottlob wurde nicht der Fehler begangen, eine deutsche Synchronisation vorzunehmen, die englischen Stimmen wurden beibehalten und Untertitel füllen notfalls etwaige Verständnislücken.
Technisch spielt "Death Jr.: Root of Evil" nicht wirklich in der Spitzenliga, weiß aber dennoch in fast allen Belangen zu überzeugen. Die Grafik ist solide, doch mangelt es ihr an Feinheiten; auch wenn die Levels und die Gegner selbst abwechslungsreich gestaltet sind, wünscht man sich als Spieler doch eine etwas ausgeprägtere Liebe zum grafischen Detail. Gleichzeitig signalisieren die Entwickler damit wohl ihre Zielgruppen - vorrangig Gelegenheitszocker und Liebhaber skurril-humoriger Games - und verpassen dem Spiel dadurch einen etwas kindischen Touch, passend zu den Protagonisten, die wohl nie erwachsen werden. Im Gegensatz dazu stehen die schon erwähnten Zwischensequenzen, welche zusammen mit ihrem skurrilen Humor nicht von ungefähr an Tim Burtons "Nightmare Before Christmas" und "Corpse Bride" erinnern. Der Soundtrack passt zu den einzelnen Levels und unterstreicht die Atmosphäre; die Musik ist weder enervierend noch über alle Maßen erinnerungsträchtig. Ein großes Lob ergeht an die Steuerung, welche die Bedienungselemente von Nunchuk und Wii-Remote sehr gut ausnutzt und flotte Combos sowie einen flüssigen Wechsel zwischen Nah- und Fernkampf ermöglicht. Die Shootereinlagen gestalten sich aufgrund des abwechslungsreichen Arsenals als amüsant und auch an der Kameraführung in klassischer Third-Person-Manier kann kaum etwas ausgesetzt werden. Bedauernswert ist nur, dass kein "reiner" Multiplayer-Modus vorhanden ist, im Koop-Spiel können lediglich zwei Spieler zusammen die 19 Levels bestreiten. Einen Minuspunkt kassiert "Death Jr.: Root of Evil" für das Fehlen einer automatischen Speicherung nach Abschluss eines Levels; wer vergisst, seinen Fortschritt manuell zu sichern, erlebt unfreiwillig Déjà-vûs.
Mit "Death Jr.: Root of Evil" haben die Entwickler ein freches, kurzweiliges und abwechslungsreiches Spiel für die Nintendo Wii vorgelegt, welches vor allem Gelegenheitsspieler und Liebhaber von skurrilem Humor à la Tim Burton mehrere unterhaltsame Stunden beschert. Profizocker sollten allerdings vor einem Kauf Probe spielen, sie könnten sich ansonsten unterfordert fühlen.