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Charlotte Roche liest ihren eigenen Roman "Feuchtgebiete". Die eigentliche Handlung der Geschichte ist in wenigen Sätzen zusammengefasst: Die 18-jährige Helen kommt mit einer Verletzung an ihrem Hintern ins Krankenhaus und wird operiert. Nach der Operation verbringt Helen einige Tage im Krankenhaus, versucht ihre getrennt lebenden Eltern wieder zusammenzubringen und hat nebenbei ein Auge auf den jungen Pfleger Robin geworfen.
Durch die große und öffentliche Diskussion um das Buch kommt man nicht umhin, sich selbst einmal eine Meinung zu bilden - allerdings ist der Inhalt von "Feuchtgebiete" meilenweit von einer interessanten Unterhaltung entfernt. Über etwas mehr als fünf Stunden lauscht man den Ausführungen von Helen, am Ende hat man allerdings keine gute Geschichte, sondern einen Miniplot mit extrem vielen Rückblenden und Gedankenspielen der Protagonistin (mit)erlebt. Die große Diskussion um Tabus, Hygiene und den Umgang mit der Frau in der Gesellschaft werden auf eine provozierende Art behandelt, so dass sich der Hörer eher um die Beschreibung und wörtliche Darstellung als um die Botschaft dahinter Gedanken macht. Vom eigentlichen Roman bleibt da nicht mehr viel übrig. Von abstrusen Gedanken über Naivität oder einfach Dummheit der Protagonistin bis hin zu weder unterhaltsamen noch wichtigen Ereignissen reiht sich eine Begebenheit an die nächste und so hört es sich auch an: lieblos und nur darauf bedacht, mit der Wahl der Worte und der untypischen Handlung Aufmerksamkeit zu bekommen.
Je nach Gemütsverfassung des Hörers wird dieses Hörbuch auch wirken, denn die eigentliche Handlung wird niemanden vom Hocker reißen. So bleibt also ein junges Mädchen, das sich von fremden Leuten rasieren lässt und nebenbei eine Avokadobaumzucht betreibt. Hygiene findet Helen überbewertet, dementsprechend benimmt sie sich auch und versucht ihre Bazillen (oder ihr Menstruationsblut) überall zu verteilen. Das Ganze hört sich auch so an, wie es hier klingt, vom Gelangweiltsein geht der Hörer zum Kopfschütteln über - ein gutes Hörbuch kann mehr bieten als ein nicht geglücktes Spiel mit Tabus, Sex und Ekel.
Einzig positiv fällt die Erzählweise von Charlotte Roche auf. Während man den Eindruck bekommt, dass die Protagonistin Helen nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint, schafft Roche es, dies durch die Vortragsart auch zu bestätigen. Unwissenheit und Naivität spiegeln sich wieder im Erzählstil, ebenso die Wiedergabe von Helens Gedanken - kurz und abgehackt.
Fazit:
Was bleibt übrig? Eine kurze Rahmenhandlung, welche von eingeschobenen Gedankenspielen und Rückblenden ausgeschmückt wird. Sprachlich vulgär, aber weder anziehend noch "mutig", flach trifft es eher. Insgesamt sehr ermüdend, die über 330 Minuten Spielzeit ziehen sich ewig lang, eine gute Unterhaltung kommt zu keiner Zeit auf.