Die Geschichte der Baudelaire-Waisen, die der Autor, der all diese Geschichten als Chronist aufschreibt, auf insgesamt dreizehn Bände angelegt hat, erregte nicht nur recht rasch das Interesse der Menschen in den Buchhandlungen durch ihre rätselhaften Klappentexte, die davor warnen, diese durch und durch traurige Geschichte zu lesen, die an keiner Stelle ein gutes Ende habe, von unglücklichen Waisen handele und höchst unerfreulich sei.
Auch die Verfilmung, die mit Jim Carey in der Besetzung des bösen Grafs Olaf in die Kinos kam, sorgte für weiteren Bekanntheitsgrad der Geschichte.
Auch als Hörbuch, und zwar sogar als ungekürzte Lesung, fand die Geschichte ihren Weg in den Handel und die ersten drei Teile dieser Geschichte sind auch als Bundle erhältlich.

Vol. I, Der schreckliche Anfang:
Violet, Klaus und Sunny sind im Grunde ganz normale Kinder, die in einem ganz normalen Elternhaus aufwachsen, wo sie sich beschützt und geliebt fühlen. Doch eines Tages überbringt man ihnen die schreckliche Nachricht, dass ihre Eltern mitsamt ihrem Haus verbrannt seien. Zwar ist ein beachtliches Vermögen an die Kinder vererbt worden, doch zunächst sind sie zu jung, um allein zu leben und brauchen eine Pflegefamilie.
Der entfernte Verwandte Graf Olaf, ein fieser Schauspieler, der in einem herunter gekommenen Haus lebt, nimmt die Waisen bei sich auf, doch er trachtet nur nach ihrem Geld und versucht mit verschiedenen Mitteln, an ihr Vermögen zu kommen. Die Kinder, die er schwere Arbeiten verrichten lässt, sind ihm dabei herzlich egal. Es dauert, bis man den Kindern Glauben schenkt und aus diesem schrecklichen Haus holt.
Vol. II, Das Haus der Schlangen - Der Reptiliensaal:
Der nächste, der die Kinder aufnimmt, ist ihr entfernter Onkel Montgomery Montgomery. In diesem unkonventionellen Charakter sehen die Kinder rasch einen Freund, leben sich ein und fühlen sich wohl, auch wenn die Exzentrik eines Schlangenforschers zunächst nicht alltäglich für sie ist. Doch die Freude hält nicht lange an, denn Graf Olaf spürt sie auf und mischt sich als wissenschaftlicher Gehilfe der herpetologischen Gesellschaft erneut in das Leben der Kinder ein.
Vol. III, Der Seufzersee - Das zerbrochene Fenster:
Nachdem die Baudelaire-Waisen auch ihren Onkel Monty, wie sie ihn nannten, verloren haben, werden sie wieder weiter geschickt. Diesmal ist es die entfernte Tante Josephine, bei der die Kinder unterkommen. Sie ist seltsam und den höchsten Stellenwert in ihrem Leben hat die Grammatik, doch als sie schließlich einen fehlerhaften Abschiedsbrief hinterlässt und sich scheinbar aus dem Fenster gestürzt hat, sind die Kinder doch misstrauisch. Immerhin schreibt sie, sie überlasse die Kinder der Obhut des Kapitäns Talmi, der - wie die Kinder wissen - niemand anderes ist als wieder einmal Graf Olaf.

Tatsächlich sind die Erlebnisse der Waisenkinder nur kurzzeitig einmal erfreulich. Die meiste Zeit verbringen sie damit, sich vor Graf Olaf zu schützen. Hilfreich ist dabei nicht nur ihr wacher Verstand und ihre rasche Auffassungsgabe, sondern auch ihre besonderen Talente. Violet ist sehr gut darin, Dinge zu erfinden; Klaus ist für sein Alter ausgesprochen belesen und die kleine Sunny kann immerhin einiges durch Einsatz ihrer wenigen Zähne beisteuern.
In jedem Fall ist die Geschichte spannend. So spannend, dass die jungen Hörer beim Zuhören vermutlich gar nicht bemerken, wie lehrreich sie ist.
"Eine Reihe betrüblicher Ereignisse" lehrt moralische Werte, Geschwisterliebe, Höflichkeit und generell freundliches und sittsames Verhalten, aber der Autor verwendet außergewöhnlich viele Fremdwörter in seiner Geschichte. Einige sind recht einfach und vermutlich schon bekannt, viele andere jedoch nicht. Sie alle werden jedoch kindgerecht erklärt und dies ist nicht etwa ein langweiliger Vortrag, sondern eine Erläuterung, die in die Geschichte eingewoben wurde.

Stefan Kurt war als Vorleser eine gute Wahl. Er liest mit der geübten Stimme eines unbeteiligten Chronisten, vermag es aber ebenso, den Charakteren eine bestimmte Nuance zu verleihen und gerade Sunny, die noch zu klein ist, um sprechen zu können, sondern ihre Einwürfe in Babysprache bringt, profitiert erstaunlich davon.

Die CD der einzelnen Teile haben eine unterschiedliche Farbe, nämlich einmal schwarz, einmal blau und einmal rot, was eine Zuordnung zu den einzelnen Teilen auch ohne langes Suchen und Lesen rasch ermöglicht.
Das Pappbehältnis, in dem die CD sich befinden, ist recht stabil und auch das Booklet ist zu loben. Neben Informationen zu den einzelnen Tracks und dem Sprecher enthält es auch Auszüge des Buches, so etwa den Abschiedsbrief von Tante Josephine und wiederholt die einleitenden Worte von Lemony Snicket - einmal an den Leser gerichtet und einmal an den Verlag.
Einzig ärgerlich ist, dass man bei dieser hochwertigen Produktion, die eine Bewertung mit fünf Sternen praktisch im Vorbeigehen einheimsen kann, die einzelnen CD in Papiertüten gesteckt und dann gestapelt hat. Diese Tüten kleben nach einmaligem Öffnen schon nicht mehr, sind als Papierbehältnisse denkbar instabil und gerade für jüngere Hörer überhaupt nicht geeignet, wenn sie etwas länger halten sollen. Wegen dieser Sparmaßnahme bekommt dieses höchst unterhaltsame, gelungene und durchdachte Gesamtwerk mit seiner ebensolchen Hörbuchumsetzung leider nur vier Sterne.

Eine sehr gute und lehrreiche Produktion für junge Hörer, die für die Größeren und Großen noch eine Reihe weiterer Aspekte bietet, nämlich einen sehr speziellen Humor mitsamt vielen Prisen Ironie.