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New York, ein Magnet, der jedes Jahr unzählige Menschen anzieht. Viele wollen sich nur kurz den "Big Apple" ansehen, andere bleiben länger. Zu letzterer Kategorie gehört Nadine Sieger, die mit einem Journalistenvisum nach Amerika fährt, um ein Jahr in New York zu arbeiten.
In "Ein Jahr in New York" lässt sie den Leser an ihren Erfahrungen teilhaben. Für jeden Monat ihres New Yorker Jahres gibt es ein Kapitel. So erfährt man von dem Kulturschock, den die Ankunft in einer so riesigen Metropole bereiten kann. Man begleitet Nadine bei der Suche nach Freunden, wird mit ihr über die sehr strikten und für einen Europäer doch etwas kompliziert-umständlichen Dating-Regeln der Stadt aufgeklärt. Man kann mit ihr erleben, wie abenteuerlich, letztlich aber doch auch einfach ein Umzug in der Stadt sein kann, schließlich hat man meist keine schweren Haushaltsgeräte wie eine Waschmaschine zu schleppen.
Gleichzeitig erfährt und erläuft Nadine Sieger dem Leser die Stadt. So kann man über unsichtbare Grenzen erfahren, die von bestimmten Straßen ausgehen und die einzelnen Viertel und Kulturen New Yorks trennen. Oder über die Entwicklungen von Gegenden wie SoHo und die verschiedenen Stadtplanungsphasen der Stadt etwas lernen.
"Ein Jahr in New York" gehört zur Reihe "Reise in den Alltag" des Herder Verlages. Und gerade diese Einblicke in den Alltag sind es, die Nadine Sieger besonders gelungen sind. Sei es das Staunen über Verhaltensweisen der Amerikaner oder die Faszination, die New York auch am Ende ihres ersten Jahres noch auf sie ausübt. Dabei sind die Beschreibungen des Lebens der Autorin doch recht flüchtig und dringen nicht zu sehr in die Privatsphäre ein - auch wenn man sich als Leser an der einen oder anderen Stelle ein paar Kapitel und Informationen mehr gewünscht hätte.
Dafür wird New York umso lebendiger dargestellt. Man kann viele Fassetten der Stadt kennen lernen oder wieder entdecken. Von den extremen Wetterverhältnissen im Winter und im Hochsommer über die recht freundlichen und hilfsbereiten New Yorker und die ständig einfallenden Touristenhorden bis hin zum Stress, am Wochenende auch ja alle wichtigen Ausstellungen, Partys, Sales und andere gesellschaftliche Ereignisse mitbekommen zu haben.
Nicht ganz so gut gelungen sind die kleinen Ausflüge in die Geschichte der Stadt. Diese Anekdoten sind nur an einer Stelle im Buch wirklich interessant: als sie einer Bekannten der Autorin in den Mund gelegt wurden. Dafür sind die Beschreibungen der gesellschaftlichen Entwicklungen, wie das Aufkaufen ganzer Viertel von Immobilienhaien, sehr viel ansprechender und nachvollziehbarer beschrieben.
Etwas verwundern kann auch, wie provinziell Hamburg, aus dem die Autorin nach New York kam, im Vergleich zur amerikanischen Metropole wirkt. Denn einiges, was Frau Sieger in New York auffällt, kann man in anderen europäischen und Deutschen Städten, zum Beispiel auch in Berlin, beobachten.
"Ein Jahr in New York" ist ein netter, kurzer Reisebericht, der einen für ein paar Stunden in den Big Apple entführt. Sicher keine großartige Literatur und auch kein Ratgeber für New York Reisende. Aber dafür kriegen Liebhaber der Stadt oder neugierige Leser einen amüsanten Kurztrip nach New York geboten.