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Marabell schreckt aus einem Albtraum hoch. Ein Hilfeschrei hat sie geweckt. Doch niemand ist in ihrem Zimmer. Bis auf die kleine Purzellan-Teekanne, die sie gestern zum Geburtstag geschenkt bekommen hat. Und die, stellt Marabell mit Erstaunen fest, schreit. Dabei kann eine Purzellan-Kanne nicht schreien, nicht mal stöhnen. Purzellan ist zwar ein fantastischer Stoff, immerhin sind die Häuser in Arbora aus diesem Material, die Wolkenteekannen und so manch anderer Gebrauchsgegenstand, aber lebendig ist Purzellan nicht. Zumindest bis jetzt nicht, denn zweifellos schreit diese kleine Kanne Zeter und Mordio, dass sie nicht so behandelt wird, wie es sich für eine Teekannenkönigin gehört.
Marabell weckt ihren Bruder und schließlich ihre ganze Familie, um ihre kleine schreiende Teekanne vorzuführen. Doch das kleine Biest schweigt beharrlich. Stellt sich einfach tot. Schon sieht sich Marabell der Lächerlichkeit preisgegeben, als ihr die rettende Idee kommt. Hat die Kanne nicht eben gesagt, dass kalter Tee das Letzte wäre, was sie in sich dulden würde?
Und richtig, diese Drohung wirkt. Die kleine Kanne zetert wieder wie zuvor. Schnell packt Marabells Mutter die Kanne ein und bringt sie schnurstracks zum Wolkenministerium. Jetzt endlich kann der Wolkenminister sich nicht mehr weigern, ihr ein Museum der wunderlichsten Gegenstände Arboras zuzugestehen. Diesmal wird nichts schief gehen wie damals mit den Taifhühnern. Doch mitten in ihre Unterredung mit dem Wolkenminister platzen sämtliche Teekannenkapitäne Arboras. Sie sind erbost, weil eine Kollegin sie von hoch oben mit Wasser bespritzt hat. Sie, die besten Piloten der Stadt.
Aber auch ihr Protest geht unter in einem fürchterlichen Lärm. Der Sing-Sang ist unerträglich und dröhnt durch Türen und Wände des Ministeriums. Ein Blick nach draußen offenbart Ungeheuerliches. Die gewaltigen Teekannen der Kapitäne sind offensichtlich verrückt geworden. Oder zunächst lebendig und dann verrückt. Sie singen, meckern, protestieren und benehmen sich ganz so wie eine Horde wild gewordener Taifhühner. Was, wenn sich nicht nur die großen Kannen, sondern auch die Häuser der Stadt angesteckt haben an dieser seltsamen Purzellan-Krankheit?
Was für eine verrückte Geschichte. Thomas Krüger entwirft in wenigen Sätzen eine urkomische, völlig verdrehte Welt. Riesige Teekannen fliegen umher, gesteuert von menschlichen Piloten, Häuser hängen wie Früchte an einem riesigen Baum, "Purzellan" ist der Werkstoff der Zukunft und plötzlich scheinen Häuser wie Kannen lebendig zu sein. Und inmitten dieses ChaosÂ’ bewahren einzig zwei Kinder die Ruhe und retten mal eben die Welt.
Und neben den humorvollen Einfällen, der aberwitzigen Story und den mutigen Kindern entwickelt sich unversehens eine richtige kleine Kriminalhandlung, die für Spannung sorgt. Das alles wird so luftig, so leicht serviert, dass man Kindern ab sechs Jahren diese Geschichte unbedingt empfehlen kann. Aber auch Erwachsenen wird der abgedrehte Humor des Autors gefallen.
Das alles wird noch übertroffen durch die Familie Beck. Drei Mitglieder leihen den Kannen, Häusern, Menschen und Taifhühnern ihre Stimmen und führen vor, wie lustig ein Hörspiel sein kann. Erzähler Rufus Beck, hinlänglich aus Hunderten, wenn nicht Tausenden Produktionen bekannt, macht seine Sache gut, auch sein Sohn Jonathan, einigen Kindern mit Sicherheit aus der Kinofilmreihe "Die wilden Kerle" bekannt, bringt seine Rolle herrlich komisch rüber. Doch der wahre Star ist Sarah Beck. Ihr Schwung, ihre Verve ist grandios, sie brilliert als Marabell und stellt ihre männlichen Familienmitglieder locker in den Schatten.
Gemeinsam schaffen sie es, eines der lustigsten, einfallsreichsten und schwungvollsten Hörspiele zu erzeugen, das für Kinder zu haben ist. Wer "Die Stadt der fliegenden Teekannen" von Thomas Krüger noch nicht kennt, sollte unbedingt dieses Hörspiel erwerben, egal wie alt, wird er lachen, schmunzeln und mitfiebern bei dieser wildesten Purzellan-Teekannenhatz der Weltgeschichte.