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Die Neuauflage der Abenteuer Gastons geht in die dritte Runde. Die im Jahre 1960 und 1961 erschienenen Comic-Strips warten mit einer Besonderheit auf, die damals für Furore, massive Proteste und einen regelrechten Leseraufstand sorgte. Ende des Jahres 1960 sah sich Zeichner und Texter Franquin außerstande, dem enormen Arbeitspensum nachzukommen. Neben Gaston war er auch für die Serie "Spirou & Fantasio" zuständig und meldete sich kurzerhand für Monate ab. Inhaltlich bedeutete das für Gaston schlicht, dass er wegen erwiesener Unfähigkeit und Faulheit entlassen wurde. Und wieder eingestellt wurde, nachdem Franquin seine Arbeit wieder aufnahm.
Geschickt inszenierter Grund für die fiktive Entlassung des faulsten Büroboten aller Zeiten war ein real durch den Verlag durchgeführtes Preisausschreiben. Hauptgewinn war eine lebendige Kuh. Und der Leser kann sich unschwer ausrechnen, was Gaston unweigerlich gewonnen und in die Redaktionsräume im vierten Stock des Gebäudes einquartiert hat.
Neben dieser wundervollen Episode, die immerhin die Seiten Zwölf bis Siebzehn des Albums füllt, ist inhaltlich festzustellen, dass Franquin sich immer stärker gewissen Themen hingibt und diese entweder in einer längeren Folge aneinander fügt, oder in loser Form immer wieder aufgreift. So ist dieser dritte Band beherrscht von drei wiederkehrenden Themen. Einmal gehört Herr Bruchmüller und die nie zum Unterzeichnen gereiften ominösen Verträge zu einem dieser Highlights. Wohl an die Dutzend Mal scheitert Fantasio durch das Erscheinen Gastons mit seinem Plan, Herr Bruchmüller zum Unterzeichnen zu bewegen. Dies gipfelt in einem kleinen Comicstrip, indem Bruchmüller sich perfide an Fantasio für die erlittenen Niederlagen rächt.
Daneben sind zahllose Geschichten damit beschäftigt, den "Gummi-Gaston", eine dem echten Gaston täuschend echte Nachbildung, in absurdeste Situationen zu manövrieren. Immer wieder muss Fantasio unter diesem Dummy leiden. Dies erreicht seinen vorläufigen Höhepunkt in seiner Verhaftung wegen Mordverdachts.
Ein weiterer Themenkomplex beschäftigt sich - neben der Kuh - mit der Tierliebe Gastons. Viele Gags beruhen auf der Anwesenheit eines Igels in den Redaktionsräumen.
Band Drei ist wieder ein brillantes Beispiel für die Fähigkeit Franquins, Absurdes mit Komischem, Lächerliches mit Subversivem zu verbinden. Nie platt, zeigen die kleinen Abenteuer Gastons, wie ein naiver, netter und immer um das Wohl seines Kollegen besorgter Mensch, den einzig seine Tolpatschigkeit und immer währende Müdigkeit an wirklich großen Taten hindert, an dem Unverständnis seiner Umwelt scheitert - und sich doch nicht aufgibt. Zuzuschauen, mit welcher ihm eigentlich wesensfremden Verve er sich immer wieder neuen Erfindungen hingibt und sie seinen Mitmenschen zur Verfügung stellt, ist so komisch wie charmant.
Aufmachung und Druckqualität dieses Bandes sind gewohnt perfekt und der Preis von unter zehn Euro ist mehr als angemessen.