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Rechtzeitig zur filmischen Umsetzung des nächsten Narnia-Romans aus der Feder von C.S. Lewis, diesmal "Prinz Kaspian von Narnia", bringt Disney Interactive Studios das Spiel zum Kinoereignis heraus.
Narnia, ein Fantasy-Reich voller sprechender mythischer Gestalten und Tiere, ist wieder einmal in Gefahr. Tragen sich die Ereignisse von Film und Spiel zwar nur ein Jahr nach dem ersten Ausflug der Pevensie-Geschwister in die fantastische Welt zu, hat sich in Narnia dennoch viel getan: Hier gehen die Uhren anders, hier sind über Tausend Jahre vergangen, und die einstigen Bewohner des Landes wurden von den Telmarern abgeschlachtet, vertrieben und verdrängt. Narnia stöhnt unter der tyrannischen Herrschaft von König Miraz, und Prinz Kaspian, der rechtmäßige, aber unerwünschte Thronerbe, muss um sein Leben bangen, als Miraz ein Sohn geboren wird. Kaspian flieht, und es ist nun an ihm, den Pevensie-Geschwistern und vielen fantastischen Fabelwesen, Narnia zu retten und den Tyrannen zu stürzen.
Soweit die Geschichte, wie sie sich aus den Filmschnipseln, die im Spiel präsentiert werden, leider nur sehr schwer zusammenreimen lässt. Die einzelnen Kapitel werden zwar von oftmals recht langen Filmsequenzen eingeleitet, da aber (verständlicherweise) nicht der komplette Film gezeigt wird und auch sonst nur wenig bis keine Information durch Unterhaltungen oder einleitende Geschichten einfließt, bleiben der Hintergrund und die Charaktere für jemanden, der weder Bücher noch Filme kennt, äußerst blass.
Das Spiel folgt dem Plot des Kinofilms und bietet eine Mixtur aus Button-Smashing und Rätselknacken. Gesteuert werden dürfen insgesamt zwanzig verschiedene Charaktere, unter ihnen nicht nur die Pevensie-Geschwister, sondern auch Prinz Kaspian, Minotauren, Zwerge, Zentauren oder auch mal ein Riese. Besonders erwähnenswert hierbei: Im Coop-Modus mit einem Freund darf zu zweit gerätselt und geprügelt werden, was dem Spielspaß sehr zuträglich ist.
Dabei ist das Niveau sowohl von Rätseln als auch von Prügel-Passagen schön seicht gehalten - man bedenke, dass Narnias Zielgruppe vor allem Kinder sind, und eben die bringen oftmals nicht die Geduld mit, an einer einzigen Aufgabe eine Stunde zu knobeln: So wird die Lösung eines Rätsels meist direkt mit auf den Weg gegeben, entweder durch Eintrag im Hauptmenü ("Mache dies und das, um jenes zu erreichen ?") oder mit Symbolen auf der Landkarte, denen man lediglich folgen muss. Der Vorteil ist klar: Man kann das Spiel flüssig durchzocken, ohne sich jemals den Kopf über einer Aufgabe zu zerbrechen; der Nachteil natürlich, dass ein Erwachsener mit Lust auf Knobelei bei "Prinz Kaspian von Narnia" nicht zugreifen sollte.
Die Schlachten, in denen nach Herzenslust geprügelt werden darf, überzeugen auch nicht im großen Stil, da nur wenige Tastenkombinationen verfügbar sind und das Prügeln somit immer gleich abläuft. Spaß macht das Ganze trotzdem, denn mit einem Riesen oder einem Minotaurus durch ein Schlachtfeld zu pflügen und Scharen von Gegnern plattzumachen, hat durchaus seinen Reiz.
Der Titel (übrigens von den Machern der Lego-Spiele, was sich deutlich bemerkbar macht) zeichnet sich auch dadurch aus, dass man immer zwei bis vier Charaktere gleichzeitig befehligt und zwischen ihnen hin und her schalten kann, um ihre speziellen Eigenschaften zu nutzen: So führt ein Charakter ein Schwert, der nächste einen Bogen, ein anderer schwingt einen Enterhaken, um an hoch gelegene Plätze zu gelangen, und eine kleine Figur kann sich durch Löcher und Spalte an Orte begeben, die anderen verwehrt bleiben.
Der größte Frustfaktor des Spiels aber sind nicht die vielen kleinen Mankos, sondern die Kameraführung: Bis auf ein wenig Schwenken mit dem rechten Analogstick ist da nicht viel drin, denn die Szenarios haben einen festen Blickwinkel, und wenn man mal wieder mitten ins Nirgendwo läuft, kriegt man das erst mit, wenn man dort angelangt ist - von Weitsicht oder gar Übersicht keine Spur.
Gelungen hingegen ist der Abwechslungsreichtum: Mal gilt es, eine feindliche Schiffsflotte mit Ballistas zu versenken, mal, eine dunkle Höhle voller Krabbelgetier zu durchqueren und ein paar Statuen umzuschmeißen, um neue Wege zu erschließen. Die Knüppelphasen sind sich allesamt recht ähnlich, aber wegen immer neuer Aufgabenstellungen ("Säubere den Landeplatz des Greifs von Angreifern") schlägt man sich dennoch gerne durchs Getümmel.
Musikalisch bietet das Spiel viele Höhepunkte, die vor allem bei ruhigen Passagen gut zur Geltung kommen. Die Synchronisation hingegen klingt eher wie eilig eingesprochen, mit wenig Elan und Tatendrang in den Stimmen.
Grafisch und technisch ist man von der PS3 Besseres gewohnt - wie sich die Charaktere dem Auge des Spielers präsentieren, hinkt der Zeit ein wenig hinterher. Und warum die Filmsequenzen nicht in HD-Qualität abgespult werden und auch noch an deutlichen Framerate-Einbrüchen leiden, lässt sich so gar nicht nachvollziehen.
"Prinz Kaspian von Narnia" bietet damit insgesamt kein ganz rundes Spielvergnügen und ist vor allem ein Titel, der sich an jüngeres Publikum wendet. Erfahrene Zocker werden vom Niveau der Rätsel absolut unterfordert, und auch die Massenschlachten sind kinderlieb gestaltet: Feindliche Soldaten, die man mit dem Riesen platt stampft, lösen sich einfach in Luft auf. Blut? Nicht wirklich. Aber dafür ist das Spiel ja auch ab zwölf.
Wer die Kinder mal vor der heimischen Konsole parken will, darf beruhigt zugreifen, und auch der ein oder andere Erwachsene, dem die Narnier ans Herz gewachsen sind, wird sich vielleicht den Controller krallen und die Pevensie-Geschwister ein paar Level lang begleiten. Einen Preis von knapp sechzig Euro rechtfertigt der Titel allerdings nicht.