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Als sei es nicht schon schlimm genug, dass ihr Vater gestorben ist und ihre Mutter nichts besseres zu tun hat, als mit ihrem neuen Mann eine Kreuzfahrt zu unternehmen, schickt Bethanys Mutter sie zu allem Überfluss auch noch zu Onkel und Tante - und ihrer verhassten Cousine Poppy. Poppy weiß alles, kann alles, steht stets im Mittelpunkt und jeder liebt sie ... wohingegen Bethany zwar auch klug ist, aber immer die graue Maus darstellt. In fast allen Dingen ist sie unsicher und davon überzeugt, in zweiter Reihe zu stehen.
Diese Ferien scheinen genau so zu werden, wie Bethany sie sich in ihren Tagträumen auch ausgemalt hat, doch dann treffen ein unbekannter Onkel und der ihr fremde Cousin Rivalaun ein, den Bethany sofort mehr als sympathisch findet.
Doch Rivalaun ist kein einfacher Junge, sondern ein Wanderer zwischen den Welten. So überrascht es ihn wenig, als die ehrgeizige Poppy nach einem Streit in das Land der Träume flieht, denn er weiß, dass Magie wirklich ist und Poppy ist eine sehr begabte Person, was das Nutzen von Zaubern angeht.
Bethany hat Mühe, diese phantastischen Aspekte zu glauben, doch schließlich folgt sie Rivalaun, mehr ihm als Poppy zuliebe, in das Reich der Träume, um Poppy zu finden und sie zurück nach Hause zu holen.
Zurück bleiben die Eltern der Kinder mit den Tagebüchern, die sie Poppy, Bethany und Rivalaun schenkten. Während sie darin die Geschichte weiter verfolgen, die sich selbst weiter schreibt, werden die Geheimnisse der Familie, die dies alles ermöglichen und Quell aller Sorge sind, immer offenbarer.
Die Idee, die diesem 319-seitigen Softcover-Buch zu Grunde liegt, ist wirklich gut. Dass Träume und Traumwelten zentrales Thema sind, kann man auch schon an dem wunderschönen Cover in dunklem Blaugrün erkennen, auf dem die Schemen eines Schlosses zu sehen sind. Dieses wirkt nicht nur unwirklich und vielleicht aus einer Traumwelt entsprungen, sondern hat auch einen direkten Bezug zur Geschichte.
Die Umsetzung der Geschichte ist leider nicht sonderlich gelungen, und umso weiter man im Buch voran schreitet, umso schlechter wird es.
Die Protagonisten sind schwer zu schätzen. Während ihre Eifersucht, ihr zickiges Verhalten, ihre überbordende Phantasie und das Gehabe am ehesten auf zehn bis zwölf Jahre schätzen lassen würden, verfügen sie zeitgleich über eine Abgeklärtheit und eine Art, problemorientierte Gespräche zu führen, deren Reife sie mindestens wie zwanzig wirken lässt. Um dieses Rätsel zu lösen, kann an dieser Stelle verraten werden, dass ihr Alter auf Sechzehn angelegt ist - ein Alter, in dem ich als Leser den Kampf um einen Jungen und die aufkeimende erste Verliebtheit der Autorin nicht mehr abkaufe.
Die Diskrepanzen zwischen den Erwachsenen sind nicht weniger groß. Zunächst verschweigen sie alle Informationen, die sie haben und tun so, als sei Magie kein Thema für sie. Später, nachdem die Kinder verschwunden sind, kippen sie in die genau gegenteilige Richtung und Bethanys Stiefvater zuckt nicht einmal ungläubig mit den Wimpern, als er von der realen Existenz von Magie, Traumwelten und Traumgestalten erfährt.
Die Geschichte wird abwechselnd aus den Büchern der Kinder gelesen, sodass es einmal Bethanys Sicht ist, aus der die Geschichte erzählt wird, einmal Poppys, einmal Rivalauns. Zum Glück sind Wiederholungen hierbei aber kaum vorhanden.
Weitere Schauplätze sind Traumlandschaften zu Anfang und später die Bibliothek, in der die Erwachsenen warten, was durch Nutzung verschiedener Schriftarten auch entsprechend hervor gehoben wurde.
Dass die Perspektive zu Anfang natürlich aus der Ich-Perspektive der jungen Protagonisten erzählt wird, später dann aber seltsamerweise in die dritte Person kippt, kann man zwar damit entschuldigen, dass die Geschichte sich zu diesem Zeitpunkt selbst weiter schreibt, kennt man jedoch den Aufbau des Buches, so ist ersichtlich, dass dies eine recht unzureichende Erklärung darstellt.
Diese Geschichte hat ohne Zweifel viel Potential, doch leider wurde dies durch schlechte Charakterisierung, unglaubwürdige Beschreibungen und Weitschweifigkeit an den falschen Stellen ziemlich verdorben.
Ein nettes Buch für zwischendurch, wenn junge Leser nicht durch den hohen Seitenumfang abgeschreckt werden, aber leider nichts, das einem nach dem Lesen noch Stoff zum Nachdenken, für Gespräche oder anderes bietet.
Dieses Buch verschwindet nach dem Lesen rasch dort, wo sich auch die Protagonisten verlieren: In einer nebulösen Traumwelt.