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Am 21. April 1938 begann die Erfolgsgeschichte von Spirou & Fantasio. Der Reporter und der Liftboy erlebten ihr erstes Abenteuer, gezeichnet von Rob-Vel, in der Zeitschrift "Le Journal de Spirou". Nach zwei Jahren übernahm Joseph Gillain alias "Jijé" die Comic-Strips und ab 1946 André Franquin. Unter dem Titel "Spirou + Fantasio - Spezial" erscheinen seit Juni 2006 in loser Folge neue und alte Abenteuer der beiden unzertrennlichen Freunde.
Nach dem fulminanten Auftakt einer von Fabien Vehlmann und Yoann gestalteten Agentengeschichte ("Die steinernen Riesen") nun also vier sehr alte Geschichten aus der Feder von Franquin, die zwischen 1948 und 1950 erstmals erschienen sind.
"Spirou hat was gegen Roboter" Spirou liest in der Zeitung von den Plänen eines berühmten Professors. Er hat einen Roboter entworfen, der einfach alles kann. Leider, so denkt sich Spirou, auch schlimme Dinge. Da auch zwei Ganoven den Zeitungsbericht gelesen haben, entspinnt sich eine Hatz auf die Pläne, die aufregender nicht sein kann.
"Spirou im Ring"Panzer, ein Schläger und gewalttätiger Mitschüler von Spirou, fordert diesen heraus, im Boxkampf die Kräfte zu messen. Spirou beginnt sich gewissenhaft vorzubereiten, unterstützt vom unerbittlichen Trainer Fantasio. Leider hat Panzer nicht vor, fair zu kämpfen.
"Spirou als Herrenreiter" Fantasio lädt Spirou ein, mit ihm einen Ausritt zu wagen. Da ersterer ein fantastisches Pferd mietet, scheint der Ausflug ein Erfolg zu sein. Leider erweist sich das Pferd von Spirou als komplett verrückt und äußerst eigensinnig.
Spirou bei den Pygmäen"Spirou und Fantasio machen die Bekanntschaft des Herrschers von Lilipanga. Die kleine Insel vor der Mündung des Kongo wird seit Urzeiten von einem gnadenlosen Kampf zweier Volksgruppen beherrscht. Die braunhäutigen Flachlandbewohner bekriegen die schwarzhäutigen Waldbewohner und umgekehrt. Ein Friede scheint nicht in Sicht, bis Minister Spirou und Fantasio eingreifen.
Man fragt sich bereits auf den ersten Seiten, warum der Verlag diese vier Geschichten für Wert erachtet hat, in der neuen und ambitionierten Serie "Spirou + Fantasio - Spezial" neu aufgelegt zu werden. Vor allem Leser des ersten Albums, das innovativ, spannend, lustig und grafisch perfekt gemacht ist, schütteln konsterniert den Kopf. Diese krümmeligen, bunten und völlig detailarmen Bildchen sollen erhaltenswert sein? Sollen so gut gewesen sein, dass sie im Jahre 2008 unbedingt neu einer interessierten Leserschaft dargeboten werden müssen?
Nur zum Teil. Zweifellos gewinnt der Franquinsche Humor viele neue Freunde, ist doch die erste und zweite Geschichte wirklich urkomisch. Inspiriert von der 1948 grassierenden Technikliebe seiner Landsleute, kreiert Franquin durchaus hellsichtig eine Maschine, die zwar das Leben erleichtern kann, aber auch als Kriegsgerät verheerendes anzurichten in der Lage ist, wenn sie in falsche Hände gerät. Auch der Zweikampf zwischen Spirou und einem schulbekannten Schläger ist witzig und voller köstlicher Einfälle. Wenn auch grafisch seit Jahrzehnten Besseres geboten wird, sind doch diese Geschichten des begnadeten Franquin aller Ehren wert. Doch die eher langweilige Pferde-Story holt den Leser auf den Boden der Tatsachen zurück. Das soll witzig sein? Und diese Bilder sollen gefallen? Hier gilt wohl eher die Devise, ein historisches Dokument retten zu wollen - aber das gehört nicht in eine neue Serie, die damit wirbt, markant und erstklassig zu sein.
Schlimmste Entgleisung ist die vierte Geschichte. Nicht nur, weil die "Neger-Klischees" eben schlicht nicht mehr angesagt sind, jedweden Witzes entbehren und heute nur noch abgeschmackt wirken, auch die unsägliche, dämliche, unfassbar einfallslose Pointe - die im Übrigen auch Franquin schnell wieder vergessen wollte - machen diese Geschichte zu einer der schlechtesten, die Franquin je geschrieben hat. Warum diese Folge Eingang in "Spirou Spezial" gefunden hat, bleibt dem Leser verborgen.
Das zweite Heft ist Mittelmaß. Witziges und Erheiterndes steht neben Albernem und Abgeschmackten. Das ist - gemessen an dem ersten Heft der neuen Reihe - eine Riesenenttäuschung. Bleibt zu hoffen, dass die weiteren Hefte sich auf das Neue konzentrieren und dem Leser diese Charaktere in Bestform anbieten.
Eine nette Idee sind die Hintergrundinformationen zur Entstehungsgeschichte der vier Abenteuer und einige Informationen, die den Werdegang von Franquin, Spirou und Fantasio auch dem heutigen Leser erfahrbar machen.