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 Mykerinos


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Wenn es in einem Spiel um Archäologie und Ausgrabungen in Ägypten geht - am besten noch zur Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts -, was erwartet man sich dann davon? Doch am ehesten, dass man im knochentrockenen Sand nach uralten Fundstücken sucht, längst vergessene Grabstätten entdeckt und seine Funde dann stolz der ganzen Welt präsentiert. Nach genau diesem Konzept ging das geniale Spiel "Jenseits von Theben" vor, Ystaris "Mykerinos" wählt jedoch eine ganz andere Vorgehensweise. Eine, die mit dem Thema leider nicht mehr viel zu tun hat.

[imgleft]images/UploadGrafiken/Mykerinos1.jpg[/imgleft] In "Mykerinos" versucht man, seine Archäologen, durch kleine Holzwürfelchen repräsentiert, in Ausgrabungszonen zu schicken und dort die Mehrheit zu erlangen, um ? ja, um was genau eigentlich zu tun? Man sichert sich gute Ausstellungsräume im Museum, akquiriert verschiedene Parzellen und sichert sich so die Gunst der entsprechenden Mäzene - von Fundstücken und echten Grabungsarbeiten kann irgendwie nicht die Rede sein.
In jeder der vier Runden des Spiels werden mehrere Parzellen ausgelegt und in verschiedene Zonen zusammen gefasst, die sozusagen den Spielplan für die jeweilige Runde bilden. Wenn ein Spieler am Zug ist, kann er entweder eine neue Ausgrabung starten, eine bestehende Ausgrabung erweitern oder passen. Eine Ausgrabung startet man, indem man einen seiner Würfelarchäologen auf ein leeres Feld setzt. Diese Ausgrabung kann man nachher erweitern, indem man zwei weitere, leere Felder daneben besetzt. So versuchen die Spieler, in den einzelnen Zonen des Plans zu einer Mehrheit an Archäologen zu gelangen.
Sobald alle gepasst haben, werden die einzelnen Zonen ausgewertet. Die Spieler mit den meisten Archäologen können sich dann aussuchen, ob sie sich eine der beiden Parzellen, aus der eine Zone besteht, nehmen oder ob sie einen Archäologen in das Museum schicken, um sich dort einen Ausstellungsraum zu sichern. Die Parzellen bringen manchmal direkt Punkte und zeigen auf der Rückseite einen der fünf verschiedenen Schirmherren, die man dann in den kommenden Runden einsetzen kann, um stärkere Aktionen durchzuführen. Im Museum sind die Räume den verschiedenen Mäzenen zugeordnet und zeigen unterschiedliche Punktwerte. Je nachdem, welche Räume man im Museum besetzt hat, sind die Parzellen des entsprechenden Mäzens, die man gesammelt hat, dann in der Schlusswertung mehr Punkte wert. So probiert man, einerseits mit den anderen Spielern um die besten Parzellen und andererseits um die besten Plätze im Museum zu kämpfen, denn bei der Wertung einer Zone darf man sich nur eins von beidem holen. Zum Schluss gewinnt derjenige, der sich die wertvollsten Parzellen gesichert hat und über die Ausstellung im Museum zum Schluss die meisten Punkte macht.

[imgright]images/UploadGrafiken/Mykerinos2.jpg[/imgright] Wenn es denn etwas auszustellen gäbe, aber dieser Punkt wurde ja bereits angesprochen. "Mykerinos" kümmert sich nicht wirklich um seine Thematik, ist aber tatsächlich ein recht cleveres Spiel mit einigen Kniffen. Über das Starten und Erweitern von Ausgrabungen kann man den anderen Spielern auf den Parzellen geschickt den Weg versperren und sich über clevere Züge die Mehrheiten in den einzelnen Zonen sichern. Dann muss man früh gucken, in welchen Flügeln des Museums man sich breitmachen will, denn von diesen Mäzenen sollte man dann viele Parzellen sammeln, weil diese zum Schluss die meisten Punkte bringen. Die Sonderfähigkeiten der einzelnen Personen bringen dabei die nötige Würze in das Setzen der Würfelchen. Lediglich Sir Brown, der Mäzen, mit dem man sofort einen Archäologen ins Museum schicken kann, ist ein bisschen zu stark geraten. So ist es nicht selten, dass das Museum bereits nach der zweiten Runde komplett voll ist und sich keine spannenden Kämpfe um die besten Plätze mehr entwickeln können, sondern nur noch Parzellen abgeerntet werden.

"Mykerinos" ist ein recht einfaches, abstraktes Strategiespiel fast ohne Glücksfaktor. Als solches richtet es sich natürlich eher an Vielspieler, obwohl auch Gelegenheitszocker schnell in das Spiel einsteigen können. Der größte Vorteil des Titels ist mitunter seine relativ kurze Spieldauer. Eine Partie dauert nur vier Runden, und die sind in meist weniger als 45 Minuten abgehandelt - dank der sehr überschaubaren Optionen gibt es hier auch nicht viel zu grübeln, dennoch ist das Ausmaß an Möglichkeiten und Entscheidungen befriedigend. Der Gelegenheitsspieler wird es dann freilich doch eher trocken finden und sich etwas anderem zuwenden ? "Jenseits von Theben" beispielsweise. Vielspieler greifen zu, wenn sie ein kurzes, platzsparendes Strategiespiel für zwischendurch suchen, das ihnen dennoch einen gewissen Anspruch bietet. Auf tolle Ausstattung sollten sie dabei jedoch keinen Wert legen, denn die scheint aus Restmaterialien des Ystari-Verlags zusammengestellt worden zu sein.

Julius Kündiger



Brettspiel | Erschienen: 1. April 2006 | Preis: 20 Euro

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