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Geographie ist ein weites Feld. Dem trägt "Die große Enzyklopädie von National Geographic" zumindest im Inhaltsverzeichnis Rechnung. Sie umfasst die Physiogeographie, die Humangeographie, ein Länderlexikon und einen Kartenteil. Das alles in knapp fünfhundert Seiten unterzubringen ist eine enorme Herausforderung. Zumal "National Geographic" bekannt ist für beeindruckendes Bildmaterial.
Nach einer sehr knappen Einleitung, die der Begriffsbestimmung und der Erläuterung des Tätigkeitsfeldes eines Geographen dient, beginnt die Enzyklopädie im Kapitel "Physiogeographie" mit dem Planeten Erde, ehe sie sich dem Wetter, dem Klima, den Erdmaterialien und tektonischen Prozessen, Geländeformen und Landschaften, Böden und Bioregionen beschäftigt. Dabei fällt sehr stark auf, dass sich die Autoren eines wissenschaftlichen Stils befleißigen. Das bedeutet einerseits hohe Sachlichkeit, andererseits aber auch viele Fachbegriffe und die Darstellung komplexer Zusammenhänge. Eindeutig hat der Leser kein leichtes, oberflächliches und simples Produkt in Händen, sondern ein Fachbuch, das hohe Anforderungen an Konzentration und Lernbereitschaft stellt.
Des Weiteren überrascht das Buch durch seine enorme Textlastigkeit. Zwar finden sich zahlreiche Tabellen, Grafiken und Übersichten auf diesen ersten einhundertachtzig Seiten, doch Bilder sind Mangelware.
Kapitel zwei beschäftigt sich ausführlich mit dem Bereich der "Humangeographie". Hierunter versteht der Fachmann Bevölkerungsaspekte, Migration, Kulturgeographie, Wirtschaftsgeographie, Stadtgeographie, politische Geographie und den Bereich "Umwelt und Gesellschaft".
Auf diesen knapp einhundertsiebzig Seiten werden Bereiche der Geographie erläutert, die der Laie kaum oder nur in geringem Umfang dieser Wissenschaft zuordnet. Doch gerade dieser Bereich des Buches punktet mit glanzvollen Beispielen, erstklassigen Bildern, aussagekräftigen Grafiken und sehr klar gestalteten Tabellen. Ob es Bevölkerungspyramiden, ein Flussdiagramm der Sprachfamilien der Welt, die schematische Darstellung von Stadttypen, die politische Fragmentierung der Welt, eine grandiose Karte der Fischfangquoten und Fanggründe der Weltmeere ist oder eine Karte der Trinkwasserbelastung in europäischen Ländern und die weltweite Desertifikation, hier wird Humangeografie klar und deutlich erläutert, aufgeschlüsselt und für den Laien aufgearbeitet.
Zwar ist die Fülle an Informationen kaum fassbar, doch in der Zusammenschau wird vieles klarer und deutlicher, als es einzelne Berichte oder Fachbücher können.
Im Anschluss an die beiden Hauptkapitel findet sich ein knapp über einhundert Seiten langer Teil, der jedes Land der Erde in einem sehr kurzen Text darstellt. Neben einer winzigen Karte der Erde, die das jeweilige Land zeigt, einer Darstellung der Landesfahne und einigen wenigen statistischen Daten finden sich im Text Angaben über den Werdegang des Landes in politischer Hinsicht. Dieser Teil mag der Übersicht dienen, ist aber so kurz und trocken, so wenig aussagekräftig für das jeweilige Land, dass er verzichtbar ist. Ein wenig mehr Raum für die Humangeographie und ihre Teilbereiche wäre sinnvoller gewesen.
Auch der Kartenteil ist mehr als knapp. Hier finden sich ganze acht Karten! Das ist eines so gelungenen Buches über die Geographie kaum würdig. Auch Glossar und Index sind mehr als knapp und genügen allenfalls oberflächlich, um das Buch sinnvoll nutzen zu können.
"Geographie" von "National Geographic" ist ein gelungenes Fachbuch, das sehr detailliert und ausführlich sämtliche Teilbereiche dieser modernen Wissenschaft beleuchtet. Sind auch der Statistik-Teil und der Kartenbereich mehr als knapp, muss man dieses fast fünfhundert Seiten lange Buch mehr als empfehlen - es sollte zum Standard der Hausbibliothek gehören, zumal der Preis als außerordentlich niedrig gelten muss. Umfang und Druckqualität kosten sonst leicht das Doppelte und machen diese Enzyklopädie fast zu einem Schnäppchen.