Die fünfzehnjährige Clary wollte eigentlich nur mit ihrem besten Freund Simon in den angesagten Club "Pandemonium" gehen und ein wenig tanzen, doch statt einen netten Abend zu verbringen, wird sie Zeugin eines Mordes. Es handelt sich allerdings um keinen gewöhnlichen Mord: Drei Jugendliche töten einen anderen jungen Mann, der zwar menschlich aussieht, sich aber in Luft auflöst, nachdem ein Dolch ihn in der Brust getroffen hatte. Und das ist noch nicht das Seltsamste daran: Niemand außer Clary kann die Mörder sehen, die zudem behaupten, Dämonenjäger zu sein.

Nach dieser Begegnung läuft Clarys Leben aus dem Ruder. Ihre Mutter wird entführt, in ihrem Haus lauern ihr furchtbare Dämonen auf und sie erfährt, dass New York die Heimat von Vampiren, Werwölfen, Hexenmeistern und anderen Wesen ist, die die Menschen nicht sehen können, so wie Clary sie bis zu diesem Tag nicht hatte sehen können. Das Mädchen wird von den Schattenjägern aufgenommen, von jenen Teenagern, die sie bei dem Mord beobachtet hatte und die mit ihrem Tutor in einem Institut leben, das Dämonenjäger ausbildet. Jace, verwegen und gutaussehend, aber auch zynisch und verschlossen, hat Clary gerettet - und sie mit einem Mal gezeichnet, sodass sie nun auch eine Schattenjägerin ist. Gemeinsam mit dem Geschwisterpaar Alec und Isabelle sowie Jace und ihrem Freund Simon macht sich Clary auf, um ihre Mutter zu suchen.

"City of Bones" ist der erste Teil einer Urban-Fantasy-Trilogie von Cassandra Clare, der als inszenierte Lesung bei Lübbe Audio erscheint und schon nach wenigen Minuten viel Spannung und eine dichte Atmosphäre aufbaut. Die Autorin verschwendet keine Zeile an eine öde Einführung, sondern setzt auf Action, aber auch frischen Humor und interessante Charaktere, um den Hörer sofort für sich zu gewinnen. Das straffe Erzähltempo behält die Autorin bei, aber glücklicherweise gibt sie ihren Charakteren und ihrer Geschichte auch Raum, um sich zu entwickeln und an Tiefe zu gewinnen. Zudem schafft es Clare, durch geschickt inszenierte Plottwists immer noch eine Steigerung der Spannung zu erwirken und den Hörer zu verblüffen - wenn das auch nicht jedes Mal gelingt, was mitunter daran liegt, dass die sporadisch einsetzende musikalische Untermalung manchmal dramatische Wendungen verrät beziehungsweise ankündigt, eine ganze Minute bevor diese überhaupt stattfinden. Aber auch ohne diesen Faktor gibt es so manche Entwicklung, die ein aufmerksamer und erfahrener Leser wohl als sehr vorhersehbar empfinden wird.

Cassandra Clare besticht in "City of Bones" unter anderem mit ihrem sehr gelungen Stil, der modern, kurzweilig und teilweise frech klingt. Ihre Metaphorik ist stets treffend und vor allem dadurch so wunderbar, dass Clare besonders kreative, unverbrauchte Vergleiche verwendet, die aber trotzdem passende Bilder ergeben. Die Dialoge in ihrem Roman sprühen vor Witz und Ironie, sie wirken sehr lebendig und überzeugen auch, weil Clare es schafft, jedem der Charaktere eine ganz persönliche Note zu geben, die sich in der Art, wie sie sich ausdrücken, widerspiegelt.

Weniger gelungen ist bisweilen das Verhalten der Protagonisten: Clary verarbeitet extrem schnell, dass die Welt, so wie sie sie kennt, gar nicht existiert, dass sie von Schattenwesen umgeben ist und sich lauter Geheimnisse um ihre Vergangenheit ranken. Auch Simon reagiert ähnlich unbekümmert, als er es erfährt, er ist eigentlich nur mit seiner Eifersucht auf Jace beschäftigt. Auch macht es sich die Autorin manchmal doch sehr einfach, entwickelt für alle möglichen Zauber Runen, um Schwierigkeiten innerhalb des Plots zu vermeiden. Ein bisschen mehr Raffinesse und Logik kann man auch von einem Roman erwarten, der für Jugendliche konzipiert ist.

Um einiges positiver fällt wiederum die Lesung von Andrea Sawatzki aus. Ohne Überbetonung oder viele Veränderungen ihrer Stimmlage schafft sie es, die Eigenheiten der Charaktere noch mehr herauszuarbeiten, sie fängt die Coolness von Jace ebenso gut ein wie den lässigen Ton von Simon oder das aufbrausende Wesen von Alec. Die musikalische Untermalung ist meist passend gewählt, nicht zu aufdringlich und nicht zu laut, lenkt sie nicht von der Geschichte ab, sondern unterstützt diese angemessen. Es handelt sich um eine gekürzte Lesung, aber die Kürzungen wurden sinnvoll und eher knapp gehalten.

Alles in allem findet der Hörer hier eine spannende Story, der es nicht an Action, Witz, Kreativität und Romantik mangelt, deren größte Schwäche aber in ein paar Logiklücken liegt. In einer atmosphärisch dichten, mitreißenden Lesung trägt Andrea Sawatzki diese Geschichte vor, die für jugendliche Fantasyfans unbedingt eine Empfehlung wert ist.