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Pilzesammeln macht Spaß, doch es ist ein nicht ganz ungefährliches Hobby - oder vielmehr der Verzehr der Fundstücke, sofern man sich nicht ganz genau auskennt. Wer freilich damit beginnen möchte, ohne einen erfahrenen Pilzsammler zu kennen, weiß nicht einmal, wo er nach den vielgestaltigen Hüten suchen soll.
Das vorliegende Handbuch dient einer zielgerichteten Suche und sicheren Bestimmung. In den ersten Kapiteln geht es daher um die Biologie der Pilze einschließlich ihres Lebens- und Vermehrungszyklus und um die verschiedenen Biotope, in denen Pilze anzutreffen sind, zum Beispiel saure Fichtenwälder, Kiefernwälder, Auwälder und Erlenbrüche oder auch Wegränder. Diese Lebensräume werden detailliert beschrieben inklusive dort vorkommender wichtiger Pilzarten, geordnet nach Essbarkeit beziehungsweise Giftigkeit.
Hierauf folgt der vom Autor ausgearbeitete Bestimmungsschlüssel, ein umfangreiches System zur schrittweisen Bestimmung eines zunächst unbekannten Fundes.
Den Hauptteil des Buchs machen die "Artenporträts" aus, geordnet nach Gattungen, also Gruppen von miteinander verwandten Arten. Zunächst erhält der Leser einen recht detaillierten Überblick über Eigenschaften und Merkmale der Angehörigen dieser Gattung, sowohl hinsichtlich der Gemeinsamkeiten als auch der Unterschiede. Anschließend werden die bedeutenden Arten der Gattung vorgestellt.
Das abschließende Kapitel ist treffend "Sammeln und genießen" betitelt. Darin geht es um Einzelheiten wie Ausrüstung, gesetzliche Vorgaben und Naturschutz, Verhalten bei Vergiftungen sowie die verschiedenen Arten von Pilzvergiftungen, wissenschaftliche Untersuchungen an Pilzen, Aufbewahrung und Konservierung. Zudem bietet das Kapitel eine Reihe toller Pilzrezepte. Ein Glossar, eine Liste der Giftnotrufzentralen, ein Register und Literaturempfehlungen schließen sich an.
Und auch die Klappen haben noch viele Informationen zu bieten - eine Übersicht der Lebensräume mit ihren wichtigsten essbaren Pilzarten und deren jahreszeitlichem Vorkommen sowie eine bebilderte Auflistung der wichtigsten Gattungen.
Das Buch enthält eine enorme Fülle an bedeutenden Informationen für den Sammler, Anfänger eingeschlossen. Es zielt nicht nur darauf ab, ungefährliche Pilzmahlzeiten zu ermöglichen, sondern auch darauf, Interesse und Freude an Pilzen als einer ungewöhnlichen und faszinierenden Lebensform zu wecken oder zu vergrößern.
Die allgemeinen Kapitel vermitteln bereits sehr viel Wissen über Pilze, das sich für den Sammler als nützlich und für den interessierten und verantwortungsbewussten Naturfreund als wertvoll erweist. Vor allem den Sammler werden die erwähnten Rezepte begeistern, sofern in seinem "Revier" die benötigten Arten für Reizkersalat, Stockschwämmchensuppe, Cordon Bleu mit Herbst-Trompeten, Försterfrikadellen (mit Habichtspilzen) und ähnliche Leckerbissen vorkommen.
Der vom Autor angebotene Bestimmungsschlüssel wirkt auf den ersten Blick sehr aufwändig und komplex, in der Praxis freilich erweist er sich als äußerst praktisch und hilfreich, insbesondere, wenn der Leser wirklich daran interessiert ist, sich Wissen zu den in seiner Umgebung vorkommenden Pilzen anzueignen und gegebenenfalls auch ein wenig Zeit zu investieren. Da viele Merkmale in diesen Schlüssel eingehen, gibt er zudem Sicherheit. Denn Verwechslungen kann sich ein Sammler in den wenigsten Fällen erlauben.
Die Porträts sind wie die anderen Kapitel übersichtlich gestaltet und mit vielen wichtigen Details versehen, neben deutschem und lateinischem Artnamen vor allem die Einteilung in essbar/ungenießbar/giftig, den Monaten des Vorkommens, Angaben zum Hut, den Lamellen, Röhren oder Leisten, dem Stil, dem Fleisch, bei Reizkern und Milchlingen zur Milch; zur Sporenfarbe und zum Habitat. Bemerkungen enthalten zusätzliche Informationen. Zu den meisten Arten gibt es Infokästen "Wissenswertes" oder bei Bedarf "Vorsicht giftig!" mit gefährlichen Doppelgängern, die allerdings nicht sämtlich im Buch abgebildet sind. Zumindest wird in diesem Buch ausreichend vor Giftpilzen oder auch eventuellen Unverträglichkeiten gewarnt.
Das Handbuch enthält eine Fülle von zumeist sehr aussagekräftigen Fotos, die letztlich vielleicht mehr sagen als tausend Worte.
Wer also etwas Aufwand nicht scheut und sich wirklich für Pilze interessiert, vermag mit diesem Buch - das definitiv mehr ist als ein einfacher Pilzführer - gut zu arbeiten und vor allem einige in den umgebenden Wäldern und Wiesen vorkommende Arten zu finden, die er oder sie ohne Sorge als Bestandteil eines leckeren Gerichts verzehren kann.