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Es sind viele Bücher für Lebenshilfe auf dem Markt, sie versprechen einen Weg zu besseren Beziehungen, einem sinnvolleren Leben und verantwortungsvollem Handeln. So auch "Es muss einen besseren Weg geben" von Dr. Chuck und Lency Spezzano. Dieses Buch hat sogar noch einen höheren Anspruch, es möchte dem Leser eine humanistische Psychologie vermitteln und eine Brücke zwischen psychologischer und geistiger Erkenntnis schlagen. Dabei soll das Buch einen Einstieg vermitteln und ein Handbuch sein, um die von den Autoren entwickelte "Psychology of Vision" vorzustellen.
Nach einer Einleitung stellen die Autoren die Notwendigkeit der Vision fest, um dann auf die Psychologie der Vision einzugehen und drei wichtige Aspekte zu nennen. Anschließend werden siebzehn Kernprinzipien und wichtige Schlüsselmodelle sowie Methoden und Techniken erläutert. Nach der Vorstellung des Triangel-Modells werden Familie und Beziehungen untersucht und Liebe als das zentrale Prinzip der Psychologie der Vision genauer dargestellt. Abschließend geben die Autoren einen Ausblick auf die Alltagsanwendungen der Psychologie der Vision und beschließen das Buch mit einem alphabetischen Verzeichnis wichtiger in der Psychologie der Vision vorkommender Begriffe.
Während das Buch bei der Sichtung des Inhaltsverzeichnisses noch klar, strukturiert und logisch aufeinander aufbauend aussieht, wandelt sich dieser Eindruck schnell bei der Lektüre. Nach der Einführung des deutschen Übersetzers, der darauf hinweist, dass sich in der Psychologie der Vision auf "wunderbare und beglückende Weise Psychologie und Spiritualität, wissenschaftlich fundierte Erfahrung und schamanistische Heilung, Therapie und Gnade" verbinden, erfährt man in den nächsten Kapiteln auch eher schwammige Formulierungen anstatt einer strukturierten Darstellung der Psychologie der Vision. Sie sei "schöpferisch auf eine positive Zukunft" ausgerichtet; worin dies genau besteht, wird nicht erläutert. Die meisten Menschen leben demnach in einem Zustand der Transferenz, der Übertragung, anstatt in einem Zustand der Kreativität, der schöpferischen Gestaltungskraft. Die Autoren sind also davon überzeugt, dass Menschen, solange sie diese Kreativität nicht entwickeln, alte Lebensumstände und Situation weiterleben beziehungsweise sie in die Gegenwart übertragen.
Nach derartigen Gedankengebilden ist man froh auf ein Kapitel zu stoßen, das die drei wichtigen Aspekte der Psychologie der Vision vorstellen soll. Diese drei Kernaspekte sollen Beziehungen, Führungsqualitäten und Spiritualität sein. Leider bringt dieses Kapitel, ebenso wie das nächste, welches siebzehn Kernprinzipien nennt, nicht viel mehr Licht ins Dunkle. Spätestens die Schlüsselmodelle, die Therapiemodelle sein sollen, die die Funktionen des Bewusstseins erklären und verständlich machen sollen, stiften nun für jemanden, der noch keinen Vortrag und kein Seminar von Dr. Chuck und Lency Spezzano besucht hat, die völlige Verwirrung. Die Beschreibung der Modelle ist im besten Falle "abgehoben", nicht mehr nachzuvollziehen und immer wieder durch die Erläuterung anderer, in der Psychologie der Vision wichtiger Begriffe unterbrochen. Eine Strukturierung, die es möglich macht, die Modelle logisch nachvollziehen zu können, fehlt hier völlig. Außerdem sind die Modelle immer wieder durch die Schilderung persönlicher Erlebnisse unterbrochen. Diese Vorgehensweise zieht sich durch das ganze Buch. Schon im ersten Kapitel, in dem Dr. Chuck und Lency Spezzano vorstellen, warum eine Vision zu haben so wichtig ist, wird die Erläuterung durch eine "persönliche Geschichte über Heilung, Erfolg und Offenbarung von Chuck" unterbrochen. Die Auflockerung durch Erlebnisse aus der Praxis ist ja noch nichts Ungewöhnliches oder Unübliches, hier haben diese persönlichen Erlebnisse aber den Eindruck hinterlassen, eher zu stören, während man versucht die Psychologie der Vision zu verstehen.
Das Kapitel über Methoden und Techniken wiederum ist strukturierter, nachvollziehbar zu lesen und "bodenständiger". Hier wird die Psychologie der Vision klarer und einige gute Ideen lassen sich für diejenigen, die sich mit persönlichem Wachstum beschäftigen wollen, finden. Das Triangel-Modell und die Kapitel mit den Betrachtungen über Beziehungen, Familie und Liebe sind wahrscheinlich nur für Fans von Dr. Chuck und Lency Spezzano geeignet, alle anderen haben Mühe, den Gedankengängen zu folgen und einen Nutzen hieraus zu ziehen.
Jemandem, der noch kein Seminar oder einen Vortrag von Dr. Chuck und Lency Spezzano besucht hat, wird dieses Buch keine sinnvolle Hilfe dabei sein, die "Psychology of Vision" zu verstehen. Vielleicht ist mit entsprechendem Vorwissen alles logisch, einleuchtend und nachvollziehbar. So hinterlässt dieses Buch einen wirren Eindruck, mit wenigen guten Ansätzen, die leider in diesem unsystematischen und spirituell angehauchten Werk untergehen. Möglicherweise funktioniert die "Psychology of Vision" in der Praxis, der Selbstanspruch eine der "bedeutendsten neuen psychologischen Schulen des 21. Jahrhunderts" zu sein, lässt sich aufgrund dieses Buches nicht nachvollziehen.