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Ein Toter auf der Türschwelle der Baker Street 221 B läutet den neuesten Fall des Meisterdetektivs Sherlock Holmes ein. In Sussex wurde außerdem eine riesige, mechanische Laufmaschine entdeckt, welche die Bewohner in Angst und Schrecken versetzt. Holmes vermutet einen ursächlichen Zusammenhang zwischen diesen Ereignissen und dem Inhalt einer Schachtel, der einen Journalisten in den Wahnsinn trieb. Es ist ein lebender, abgetrennter Finger eines Mannes und der Meisterdetektiv vermutet, dass diese Gliedmaße seinem einstigen Erzfeind Professor Moriarty gehört. Hat der Napoleon des Verbrechens den Sturz in den Reichenbachfall überlebt? Doch scheinbar ist der geniale Verbrecher in die Fänge einer uralten, finsteren Gottheit geraten, welche das Ende der Menschheit heraufbeschwören kann ?
Klaus-Peter Walter, ausgewiesener Holmes-Kenner, schrieb einen der phantastischsten und bizarrsten Romane mit dem berühmten Meisterdetektiv. Die Verquickung mit dem Cthulhu-Mythos von H.P. Lovecraft ist allerdings nicht neu. Der Bastei-Verlag hat dieser Thematik sogar eine komplette Anthologie gewidmet, die unter dem Titel "Schatten über Baker Street" erschienen ist.
Die Story an sich beginnt sehr mysteriös und irgendwie auch typisch für eine Sherlock-Holmes-Geschichte, wenngleich Holmes noch nie einen toten Klienten auf der Schwelle empfangen hat, wie Watson ganz richtig bemerkt. Bereits die Nachforschungen in dem Haus eines auf unerklärliche Weise verschwundenen Mannes und der Wahnsinn des Journalisten tragen deutliche Spuren des lovecraftschen Grauens. Selbstverständlich haben auch wichtige Persönlichkeiten wie Inspektor Lestrade und Mycroft Holmes einen Auftritt. Nicht weniger beliebt bei den Epigonen Doyles ist die Reaktivierung des genialen Schurken Moriarty. Außerdem hat sich Walter die Freiheit herausgenommen, zwei weitere Figuren des Sherlock-Holmes-Erfinders auszuleihen. Professor Challenger und der Reporter Ted Malone aus dem Roman "Die vergessene Welt" spielen eine nicht unwesentliche Rolle in dem grotesken, bisweilen recht kruden Abenteuer. Leider schweift der Verfasser dieses Romans oft in allzu phantastische Gefilde ab und vernachlässigt dabei die Atmosphäre und die Scharfsinnigkeit, welche die Erzählungen Doyles seit jeher ausgemacht haben. Ein unterirdisches Labyrinth, das alle Orte auf der Welt verbindet, ein ausgewachsener Tyrannosaurus und ein mechanischer Laufapparat, der als Kampfroboter herhalten muss, sind schon sehr starker Tobak, der bei eingefleischten Holmesianern auf wenig Gegenliebe stoßen dürfte. Bei den erwähnten Versatzstücken wird deutlich, dass der Autor selbst ein großer Filmfan ist und die Szenen erinnern wohl nicht rein zufällig an
Jurassic Park und
Aliens. Der titelgebende Cthulhu selbst hat natürlich auch einen Auftritt, der aber vergleichsweise kurz ausfällt. Ansonsten bekommt Holmes auch die eine oder andere Gelegenheit sein deduktives Können unter Beweis zu stellen. Erzählt wird die Geschichte selbstverständlich von Dr. Watson aus der Ich-Perspektive, und dass in einem erfrischend flüssigen Stil.
Das Cover von Mark Freier ist sehr düster und eindringlich ausgefallen, allerdings auch ein wenig langweilig, denn außer eine Höhle ist nichts zu sehen. Das ursprüngliche Titelbild, so wie es für die Paperback-Ausgabe vorgesehen war, die leider nicht realisiert wurde, ist als kleine Innenillustration auf Seite eins zu sehen. Der Satzspiegel ist sehr leserfreundlich, der untere Rand ist allerdings ein wenig breit ausgefallen. Das Papier ist dagegen von hervorragender Qualität.
Fazit:
Fantasievoller und phantastischer Trip in die Gefilde des Cthulhu-Mythos. Für ein Sherlock-Holmes-Abenteuer aber eindeutig zu viel des Guten. Statt auf subtile Spannung wird auf plakative Action gesetzt. Wer sich daran nicht stört, bekommt einen rasanten und flüssig geschriebenen Roman serviert, der einige Stunden Langeweile angenehm kurzweilig zu gestalten vermag.