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Als Monsieur Victor Tourterelle erwacht, hat sich seine Welt plötzlich gänzlich verändert. Nach dem Sturz im Badezimmer, verursacht durch ein von seinem Sohn auf dem Boden liegen gelassenes Spielzeugauto, bleiben nicht nur eine Beule und ein brummender Schädel zurück, nein: Victor Tourterelle ist tot! Und als sei das noch nicht genug tragisches Los, ist außer seinem Skelett und seinem Bewusstsein nichts weiter mehr von ihm übrig. Der nunmehr ehemalige Kartograph sitzt mitten in einer grauschwarzen Wüste und hat keine Ahnung, wie er dorthin gekommen ist und wie es nun weitergehen soll. Wie gut, dass es in dem Leben nach dem Tod noch die Post gibt, denn ein vorbeikommender Briefträger - ebenso Skelett wie Victor - klärt Victor nicht nur darüber auf, dass er von nun an Mardi-Gras Aschermittwoch, so ausgewählt nach seinem Todeszeitpunkt, heißt, sondern überreicht ihm auch sein postmortales Gutachten.
Victor zeigt sich alles andere als begeistert; immerhin erklärt sich der Postbote bereit, ihn in die nächste Stadt mitzunehmen. Hier erst merkt Victor, dass er es in der Wüste besser hatte, denn Tausende und Abertausende von Skeletten wandeln hier, auf der Suche nach den letzten Genüssen, die man sich nach dem Tod noch leisten kann. Victor hat jedoch ganz und gar nicht vor, wie seine Leidensgenossen seine Existenz hier zu akzeptieren. Das bringt dem ungestümen Ex-Lebenden schon bald Ärger ein …
Skelette als Hauptdarsteller in einem bizarren Stück, dazu grotesker Humor und düstere Farben: Willkommen im ersten Teil der Comicreihe "Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen"! Der Leser sollte eine Portion Geduld und Spaß an einer bizarr-makabren Szenerie haben, um diese Reihe vollauf genießen zu können. Denn Autor Éric Liberge hat sich einiges für diesen Comic einfallen lassen: Von der seltsamen Ausgangssituation über einen aggressiv-tollpatschigen Protagonisten bis hin zu komischen und zugleich interessanten Details sprüht der erste Band "Willkommen!" nur so vor überraschenden und kreativen Ideen.
Die Farben des Comics sind dem Inhalt entsprechend düster gehalten, die Nichtfarben Grau, Schwarz und Weiß dominieren die Seiten. Nur selten hantiert Liberge mit Sepiatönen, die den Zeichnungen eine edle Optik verleihen. Hin und wieder bereiten die Zeichnungen der Skelette leichte Schwierigkeiten, denn viele der Skelette sehen - natürlich - gleich aus. So ist es am Leser, bestimmten Bildern besondere Aufmerksamkeit zu schenken, um der Geschichte ohne Probleme zu folgen.
Es sind vor allem die schrägen Einfälle vom Autor und Illustrator in Personalunion, die sich ins Gedächtnis brennen. Das unheimliche Szenario in der jenseitigen Welt, ein cholerischer Protagonist, der nicht von Anfang an Sympathieträger ist, ein Namenswechsel nach dem Tod, Kaffee als begehrter Luxus, dessen Bohnen sich auch schon mal im Totenschädel eines Neuankömmlings befinden und viele Details mehr machen das Lesen zu einem Genuss. Die Unterhaltung des Lesers ist also jetzt schon garantiert - und da ist die Geschichte noch nicht einmal gelobt. Die ist nämlich überraschend spannend und nicht auf einen belanglosen roten Faden angesichts der Optik und der netten Ideen reduziert. Noch ist nicht abzusehen, wohin die Ereignisse führen - der erste Band liefert eindeutig zu wenige Informationen. Aber vielleicht bringt ja schon Band zwei, "Das Teleskop von Charon", Ende 2008 mehr Licht ins Dunkel.
Wie vom Splitter Verlag gewohnt, präsentiert sich "Willkommen!" in einer hochwertigen Hardcoverbindung. So macht der Comic nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch einiges im Bücherregal her.
Mit der neuen, morbiden Reihe "Monsieur Mardi-Gras - Unter Knochen" und dem ersten Band "Willkommen!" legt Splitter erneut einen starken Comic aus französischsprachigen Landen vor. Die Geschichte ist spannend und - noch - undurchsichtig, die Zeichnungen gelungen und passend düster zum Thema. Man darf gespannt sein, wie es weitergeht.