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Fantasy mit homosexuellen Hauptcharakteren ist inzwischen Gott sei Dank salonfähig geworden und Geschichten, die ihren Schwerpunkt vor allem auf die erotische Komponente in diesem Genre legen, haben eine breite, durchaus nicht nur "schwule" Anhängerschaft. Die Idee einer Anthologie voll amouröser Abenteuer schwuler Menschen mit Nicht-Menschen wie etwa Werwölfen, Geistern und Vampiren liegt deshalb im Trend und ist durchaus begrüßenswert. Die von Martin Skerhut verfassten Kurzgeschichten leben allerdings mehr von den Einfällen, die hinter ihnen stecken:
Vom Untoten, der herauszufinden versucht, ob seine Klappenbekanntschaft die Wahrheit über ihn ertragen kann, vom jungen Mann, der - ohne dass es ihm selbst bewusst ist - als Geschenk zu einem undurchsichtigen Vampirjüngling gelockt wird. Oft treffen die Protagonisten in einem der zwei exklusivsten Clubs der Stadt, dem "Darkness" und dem "Incubus", aufeinander. Diese Lokalitäten sind sozusagen der rote Faden, der sich durch die verschiedenen Erzählungen zieht. Obwohl fiktiv, merkt man ihnen durchaus an, dass sie von real existierenden Orten inspiriert sind. Zweifellos: Der Autor kennt sich in der schwulen Großstadtszene aus, er weiß, wovon er schreibt.
Eine runde Geschichte findet man allerdings trotzdem selten. Wie ein Voyeur beobachtet der Leser das Aufeinandertreffen (mindestens) zweier Fremder und deren "erstes Mal" (zumindest miteinander). Dabei bleibt es dann auch. Gerade das ist ein bisschen schade, denn die eine oder andere Idee hätte durchaus Potential für mehr. So wirken die Kurzgeschichten - ohnehin ein schwieriges Genre - etwas unfertig.
Es scheint so, als ob sich Skerhut nicht ganz entscheiden kann, was seine Geschichten nun sein sollen: erotische Mystery-Erzählungen oder literarische Antörner. Schlussendlich lassen sie sich weder das eine noch das andere Label aufdrücken. Für Mystery-Geschichten lassen sie eine gut durchkonstruierte Handlung etwas vermissen, hier sind sie zu schlaglichtartig erzählt, zu sehr auf einzelne Szenen oder Ideen reduziert. Als reine pornografische Antörner, wie der einschlägige Leser sie von diversen "schwulen" Verlagen kennen mag, schreibt der Autor - obwohl deutlich und durchaus pornografisch - zu sehr um den heißen Brei. Stimmung kommt zwar ab und an auf, aber zu selten.
Diesem Trend folgt leider auch die Aufmachung der Anthologie durch den dead soft Verlag selbst: Covergestaltung und Titelbild sind durchaus passend und sehr ansprechend. Das Layout selbst ist im Innenteil des Buches eher schlicht, was jedoch nicht weiter schlimm wäre, wenn man nicht immer wieder über den einen oder anderen Rechtschreibfehler stolpern würde.
Insofern lässt die Geschichtensammlung - egal, von welcher Warte aus man sie betrachtet - zwar durchaus gute Ansätze erkennen, insgesamt betrachtet wirkt sie jedoch (im wahrsten Sinne des Wortes) etwas unbefriedigend.