Die Picus Lesereisen bieten kurze Geschichten rund um ein Land, eine Region oder eine Stadt. Die britischen Inselwelten umspannen dabei nicht nur die beiden großen Inseln Großbritannien und Irland, sondern beinhalten auch Jersey, Man und die Isle of Wight ebenso wie andere kleinere Eilande, die zu den britischen Inseln zählen.

Ralf Sotschek, der in Dublin lebt, folgt keinem erkennbaren Muster. In einigen Bänden der Lesereisen folgt der Leser dem Autor auf seiner Entdeckungsreise, doch diesmal geht es kreuz quer durch das gesamt Vereinigte Königreich und seinen angegliederten kleineren Inseln.
Man liest über die traurigen Zusammenstöße zwischen Katholiken und Protestanten in Nordirland, wenn vom Fußballverein Belfast Celtic die Rede ist; natürlich darf ein Bericht über die "Tube", die Londoner U-Bahn nicht fehlen; die Debatten des Schottland-Ministeriums, wie das legendäre Monster Nessie vor Wilderern zu schätzen ist, bringen den Leser ebenso zum Lachen wie die anderen urtümlichen Legenden, die von den Schotten erfunden wurden - unter anderem ist Schottland Atlantis.

Man begegnet skurrilen Persönlichkeiten, Inselbewohnern, die "typisch englisch/schottisch/et cetera" sind. Manche Geschichten stimmen nachdenklich, wenn es um Armut in Wales geht oder um den jüdischen Friedhof von Limerick. Andere dagegen sind lustig und bergen einen eigenen Charme, wenn es um die Marotten der angesprochenen Inseln geht.
England nimmt den größten Platz ein - eigentlich schade, denn vor allem die kleineren Inseln haben interessante Ereignisse auf Lager, von denen man gerne mehr gehört hätte. Denn die Tube wird nun mal in so ziemlich jedem Buch über Großbritannien erwähnt; ohne diese Episode hätte man auch gut leben können. Es ist eine der wenigen Geschichten über Altbekanntes, der Großteil des Buches enthält Unbekanntes über Großbritannien. Man hätte hier ganz auf Originelles setzen können, denn die zwei, drei Episoden über Dinge, die man schon kennt, hinterlassen nur einen faden Nachgeschmack - warum die Tube? Warum nicht die Royals? Warum nicht - ähnlich wie bei den Kirchen der Londoner City, die eigens Werbetafeln aufgestellt haben, um Touristen in ihre schrumpfenden Gemeinden zu locken - eine andere, neue, noch nicht zu Tode berichtete Eigenschaft der Engländer? Denn Skurriles gibt es auf den Inseln beileibe genug.

Doch die Geschichten sind gut geschrieben, sie stehen sowohl einzeln als auch als Band gut da. Wer einen kurzen imaginären Trip auf die britischen Inseln wagen möchte, ist mit diesem Band gut bedient. Auf geringem Platz gelingt es Sotschek, diese Inselwelt bildhaft auferstehen zu lassen.