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Gott hat gesiegt. Am Ende des fünften Jahrhunderts nach Christi Geburt versuchen nur noch wenige Druiden, die Jahrtausende alten Traditionen zu bewahren und die heiligen Riten nicht dem Vergessen anheim fallen zu lassen. Da kommt es im Kloster von Bruder Budog zu einem abscheulichen Mord. Einer der Mönche wird enthauptet aufgefunden. Ein riesiger Holzpfahl, versehen mit geheimnisvollen Runen, wurde ihm nach dem Tode in die Brust getrieben. Das dritte Merkmal eines Ritualmordes ist ein in den Rücken eingeritztes Zeichen. Budog weiß sich nicht zu helfen und reist von Bréhat aufs nahe Festland, um sein geistiges Oberhaupt, den fanatischen Bruder Gwenole, um Rat zu fragen. Doch obwohl der zu den grausamsten Verfolgern der Druiden gehört, gibt er Budog den Auftrag, einen "seiner" Druiden zu holen und ihn mit den Ermittlungen an den insgesamt drei Morden gleicher Art zu betrauen. Budog, seit seiner Jugend eng mit dem Druiden Gwenc’hlan verbunden, bricht sogleich auf, um den alten Freund mit dieser gefährlichen Aufgabe zu betrauen.
Der Druide und sein junger Gehilfe Taran stoßen bei den Mönchen der aremoricanischen Insel auf Ablehnung und Misstrauen, sagen aber dennoch zu, die drei Morde zu untersuchen. Erste Spuren und Befragungen legen den Verdacht nahe, dass Druiden die Täter sind. Nicht nur die Zeichen auf dem Pfahl erweisen sich als Oghams, Symbole der Druiden-Schrift, auch das Zeichen auf dem Rücken der Toten weist unweigerlich auf sie hin. Besiegelt Gwenc’hlan mit den Ermittlungen das Schicksal aller Druiden oder steckt mehr hinter den abscheulichen Morden?
Seit Juli 2008 kann man "Das Geheimnis der Oghams", den ersten Teil der Trilogie "Die Druiden" der Texter Jean-Luc Istin und Thierry Jigourel und des Illustrators Jacques Lamontagne, erwerben. Wie gewohnt ist das Comicalbum aus dem Splitter Verlag von außergewöhnlicher Druckqualität. Die Farben sind brillant, Layout und fester Einband setzen Maßstäbe. Auch der Preis von 12,80 Euro ist mehr als angemessen für diese Prachtedition.
Der Inhalt jedoch entzieht sich ein Stück weit der Bewertung. Zu viele Informationen sind in die Hintergrundgeschichte eingeflossen, zu viele Dinge müssen erwähnt werden und stören eher den Ablauf der Ereignisse. So wirkt die Handlung geschwätzig, wo sie doch auf Tempo setzen sollte, sehr detailliert, wo es auf Stimmung, Atmosphäre und den ersten Eindruck ankommt. Die Druiden, in einer Anfangssequenz fast übermächtig in ihrem Vermögen, mit den "Alten Göttern" in Kontakt zu treten, sind im weiteren Verlauf nur noch Schatten, die Mönche, die doch die neue Allmacht vertreten, wirken wie ein Haufen Deppen und alter Narren.
Dazu kommt ein Held, der nicht nur verdächtig wie Sean Connery aussieht, sondern auch noch tragende Handlungselemente des berühmtesten Mittelalterkrimis, in dem der schottische Schauspieler mitwirkte, quasi Wort für Wort nacherzählt. Es ist müßig aufzuzählen, in welchen Facetten dieser Comic dem Buch und stärker noch dem Film "Der Name der Rose" ähnelt, man hat einfach immer das ungute Gefühl, das Szenario ist nicht neu und ein wenig auf ausgetretenen Pfaden unterwegs. Doch dies spricht überraschenderweise eher für den Comic als gegen ihn. Denn bei aller Detailtreue des Buches von Umberto Eco, bei aller Dramatik weiß doch das Autorenduo Istin/Jigourel der historischen Sachlage mehr abzugewinnen. Doch nicht nur der Text wirkt wie aus dem fünften Jahrhundert nacherzählt, vor allem überzeugt jedes einzelne Bild von Lamontagne den Leser. Fesselnd gestaltet er eine mittelalterliche Welt, beeindruckend geraten seine Ansichten der Menschen und Landschaften, gänzlich grandios seine Bilder der Götterwelt.
So versöhnt zum Ende hin dieser Comic jeden Leser. Anfangs überfrachtet, dann scheinbar Eco nacherzählend, am Ende aber faszinierend eigenständig. Doch der große Wurf ist der erste Teil nicht, dafür fehlen nicht nur die logischen, im zweiten Teil vermutlich nachgelieferten Fakten und Hintergründe der Morde, auch gelingt es den Autoren nicht, bereits in diesem Band eine Geschichte zu erzählen. Allenfalls ein erstes, allerdings gelungen umgesetztes Bruchstück ist "Das Geheimnis der Oghams". Doch wird kaum ein Leser den zweiten Teil auslassen - dafür ist der Cliffhänger am Ende einfach zu packend inszeniert.