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In der ganzen Natur ist nichts so faszinierend wie die schier unendliche Fülle unterschiedlicher Lebensformen, die dieser Planet hervorgebracht hat. Ob in der Tiefsee oder in den kalten Regionen der Antarktis, überall findet sich Leben - schillernd, bezaubernd, gefährlich. Der Schlüssel für diese Fülle heißt Evolution, jene große, naturwissenschaftliche Theorie, die durch Charles Darwin begründet wurde. Eine exzellent belegte Theorie, die sich heutzutage leider trotzdem durch religiöse Interessengruppen angegriffen sieht. Aber es ist ja auch schwer vorstellbar, wie sich Säugetiere zurück ins Meer entwickelten und zu Walen wurden, warum ein einzelner Molch so viel Gift absondern kann, dass er Dutzende Menschen damit umbringen könnte. Doch diesen speziellen Fragen und Problemen geht die vierteilige Dokumentation "Evolution - Die Geschichte des Lebens" nach.
Im ersten Teil geht es um Transformationen, also um eben jene Frage, wie aus Landsäugetieren Wale wurden, wie sich Menschen aus Affen entwickelten und wie sämtliche Lebewesen dasselbe genetische Grundmuster vorweisen und demnach auf einen gemeinsamen Ursprung zurückzuführen sind.
Der zweite Teil behandelt das delikate Gleichgewicht einzelner Ökosysteme in der Natur, wie das Entfernen oder Hinzufügen bestimmter Spezies das komplette System zerstören kann und was dies für den Menschen bedeutet.
Danach geht es um das ewige Wettrüsten in der Natur, vor allem in Bezug auf den Menschen, der dem evolutionären Wettrennen noch lange nicht entkommen ist, schließlich hat er sich nunmehr nicht gegen Raubtiere zu wehren, sondern gegen Viren und Bakterien, die sich als mindestens ebenso anpassungsfähig zeigen wie die Medizin, die sie bekämpft.
In der letzten Episode wird schließlich die Frage behandelt, warum die Evolution die Fortpflanzung durch Sex begünstigt hat, welche Vorteile sich gegenüber asexueller Reproduktion ergeben und wie dies zur Entwicklung der menschlichen Intelligenz beigetragen haben könnte.
Anders als beispielsweise jüngere BBC-Produktionen arbeitet "Evolution - Die Geschichte des Lebens" diese Themen nicht reißerisch auf und lässt - im Gegensatz zum geschätzten Kollegen Richard Dawkins - den aktuellen Konflikt mit Kreationismus und Co. außen vor. Die Dokumentation wirkt eher wie ein leidenschaftlicher, junger Professor, der freilich ein bisschen zerstreut ist. So muss man in der ersten Folge zunächst Zugang zum Material finden, da diese mitten ins Geschehen springt und den Anfängerfehler begeht, die an der Basis der Evolution stehende These der natürlichen Selektion außen vor zu lassen. Es sollte eigentlich Wissen sein, das man beim Zuschauer voraussetzen kann, aber wie uns die heutige Welt zeigt, ist das leider nicht immer gegeben. Dennoch ist dies nur ein kleines Versäumnis, denn mit ein bisschen Grundwissen sind die vier Folgen der Dokumentation sehr gut verständlich. Mit seinen recht speziellen Beobachtungen richtet sich das Programm freilich trotzdem eher an Interessierte und Fortgeschrittene.
Anders als man annehmen könnte, werden die Folgen nicht trocken und wissenschaftlich präsentiert, sondern zeigen noch echten Forschergeist. Jede Episode schaut meist einem oder mehreren Wissenschaftlern über die Schulter, wie sie in der freien Natur und im Labor Entdeckungen machen, die bestimmte Phänomene der Evolution einleuchtend erklären. Unterstützt wird dies durch Computer-Animationen, die holpriger sind, als man es gewohnt ist, aber dafür auch die Argumentationskette unterstützen und nicht den Schauwert des Programms. Die Suche nach den Antworten auf bestimmte Fragen ist dennoch interessant aufbereitet, und da die Fragen an sich bereits äußerst spannend sind, ist "Evolution - Die Geschichte des Lebens" eine tolle Dokumentation für all jene, die sich für Biologie im Allgemeinen und Evolution im Besonderen interessieren. Selbst jene, die mit Darwins großem Erbe vertraut sind, werden aus diesen DVDs ein paar neue, faszinierende Erkenntnisse ziehen können.