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Eine Tages taucht der Haimamud, ein Geschichtenerzähler, Mahmud auf dem Teppichbasar zu Fasar auf und beginnt die Geschichte der Tänzerin Melikae und des Sklaven Omar zu erzählen. Es scheint eine schöne Geschichte über schöne Prinzessinnen, tapfere Kämpfer und mystische Dschinne zu sein, welche die Kinder unterhalten soll, doch die spannende und dramatische Erzählung Mahmuds zieht auch bald die Händler und Besucher des Basars in ihren Bann. Aber nicht nur dies. Auch scheint Mahmud seinem Versprechen gegenüber den Kindern, eine wahre Geschichte zu erzählen, nachzukommen und nicht nur ihm scheint diese mehr zu bedeuten als die übrigen Sagen und Legenden, die man sich erzählt.
Gerade noch schien das Schicksal des Sklaven Omars den Traum eines jeden Leibeigenen wahr werden zu lassen. Er hatte seinem Herrn Abu Feisal, der auf der Jagd nach einem Berglöwen durch diesen beinahe getötet worden war, das Leben gerettet und wurde nicht nur zum Freien erklärt, sondern auch auf einen Ball des Großhändlers eingeladen. Schon soll er seines Augenlichtes beraubt werden. Sein Wunsch auf Anfrage Abu Feisals war es, dessen Tochter, die Sharizad Melikae, zur Frau nehmen zu dürfen. Jedoch scheint er abermals Glück zu haben und Melikae, die ihrerseits einer ungewollten Hochzeit entgehen will, flieht mit ihm, ihrer Zofe und ehemaligen Salzgängerin Neraida und ihrem thorwalschen Leibwächter vom Palast ihres Vaters in das Chichanebi. Schnell sehen sie sich von den Männern Abu Feisals verfolgt. Doch noch schlimmer - auch der skrupellose Schwarzmagier Abu Dschenna wurde auf sie angesetzt.
Der Umstand des aufziehenden Krieges von Kalifat und Al´Anfa, die novadischen Sippen und die Verfolgung durch Abu Dschenna macht es den Flüchtlingen schwer in Sicherheit zu gelangen und schließlich kann Abu Dschenna Melikae festsetzen. Kurzerhand nimmt er sie mit zurück nach Unau, während er Omar, im Wüstenboden festgebunden, dem Schicksal durch die erbarmungslose Sonne überlassen will. Doch wieder scheint das Schicksal Omars anderes für ihn vorgesehen zu haben und so wird er von einem mysteriösen Kämpfer befreit und auch geschult. Er will nach Melikae suchen und sie befreien. Diese jedoch findet Unau schon im Kriegszustand vor. Sie beschließt auf ihre Weise gegen die al´anfanische Streitmacht vorzugehen, auch wenn dies die Verachtung ihres eigenen Volkes und eine große Herausforderung an ihren Mut und ihre innere Stärke mit sich bringt.
Auch Neraida versucht das Reich vor den Ränken des Raben zu bewahren und tut alles, um die Artefakte ihres Glaubens in Sicherheit zu bringen. Doch dies soll nur ihre erste große Aufgabe werden. Ein Prophet will sie als erfahrene Salzgängerin zur Führerin von Kasimiten machen, die Überfälle auf die al´anfanischen Truppen verüben wollen und somit über den gefährlichen Salzsee reisen müssen.
Während so das ganze Land im Krieg zu versinken scheint, muss jeder der drei seinen ganz eigenen Weg gehen, um die Bedrohung abzuwehren und dabei die eigenen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren. Während Melikae einen düsteren Plan gegen den Patriarchen Tar Honak schmiedet und Neraida ihrer Bestimmung als Kämpferin zu folgen sucht, versucht Omar ein Krieger zu werden, um seine Suche nach seiner großen Liebe endlich zum Ziel zu führen.
Der Sammelband wird durch das Können Bernhard Hennens zu einem der wichtigsten und wohl auch besten Werke für die DSA-Reihe.
Die Doppelschichtigkeit in diesem Buch ist auf beeindruckende Weise geglückt und so führt der Haimamud Mahmud nicht nur seine Zuhörer in der Erzählung, sondern auch den Leser selbst in die Welt seiner Geschichte und lässt das doppelte Publikum erst aus seinen Bann, wenn es für ihn an der Zeit ist, den Teppichbasar zu verlassen. Wer genau dieser Mann ist, bleibt dem Leser und auch dem Publikum vorerst verborgen, auch wenn kleine Andeutungen das Interesse für die Person immer wieder erwecken, die hinter der Geschichte mehr zu sehen scheint als ein bloßes Märchen.
Die Güte des Werkes zeigt sich besonders in der detaillierten und ausführlichen Beschreibung der Personen und Orte, die elegant in die Zeilen der Prologe eingeführt sind, die zu keinem Zeitpunkt störend oder zu ausschweifend wirkt. Hierbei ist Hennen auch konsequent und konzentriert sich nicht nur auf die Erzählung des auftretenden Erzählers, sondern auch auf dessen eigene Umstände außerhalb seiner Geschichte.
Die gut recherchierte Geschichte zeigt ebenfalls den detaillierten Ablauf des Khom-Krieges auf, sodass neben der gefühlvoll erarbeiteten Erzählung auch aventurisches Hintergrundwissen übermittelt wird, wodurch sie zu Recht zu einem Grundpfeiler der aventurisch-historischen Realität wurde. Um dies zu unterstützen sind detaillierte Karten der aventurischen Orte neben einem ausgiebigen Glossar am Ende des Buches dem Werk beigefügt. Entgegen den Einzelbänden hat sich somit die Zahl der Glossare verändert, jedoch wurde sein Wirken nicht geschmälert und macht das Buch mit seinem stilvollen neuen Cover und dem preislichen Vorteil gegenüber den Einzelbänden zunehmend attraktiv.
Das größte Lob gebührt aber der durchdachten Erzählstruktur der Geschichte, die den Leser unweigerlich immer tiefer in selbige eintauchen lässt und sich bald zu einem spannenden Wettlauf mit guten emotionalen Elementen entwickelt. Nicht nur der fehlerlose logische Aufbau mit seinen unerwarteten Wendungen, auch die sich steigernde Vielseitigkeit der Charaktere machen die Geschichte überzeugend tiefgründig.
All diese Vorzüge werden auch bis zum Ende der Erzählung im dritten Teil aufrechterhalten und nehmen teilweise sogar an Bedeutung zu, sodass die Erzählung um Omar und Melikae nicht nur die Emotionen zu übermitteln versteht, auch verstrickt sie sich zunehmend mit der Geschichte Mahmuds selbst. Entgegen der Einzelwerke vereinigt der Sammelband somit alle Vorzüge der drei Romane auf sich, wodurch das ein oder andere Manko eines Einzelbandes verschwindend klein wird.
Es dürfte eines der besten Werke der DSA-Reihe sein, welches Bernhard Hennen hier geschaffen hat. Bestechend ist vor allem die Logik des zunehmend verstrickten Handlungsablaufes, die bis zum Schluss aufrecht erhalten wird. Als zweites dürfte die Art der Beschreibung auffallen, die von detailreichen Umgebungsbeschreibungen bis hin zu gefühlvollen Charakterdarstellungen einfach überzeugend ist und für den Leser den Effekt unterstreicht, selbst ein Zuhörer des Geschichtenerzählers Mahmud auf dem Basar zu Fasar zu sein. Die Idee der Verwicklung der beiden Geschichten - die des Haimamuds und die von Melikae und Omar - ist bestens geglückt und birgt manche Überraschung, da sich die Verstrickungen nur sehr langsam andeuten und ebenfalls für das Können Hennens sprechen. Die Idee der Geschichte in der Geschichte wird durch das fundierte Hintergrundwissen erweitert, welches mit gutem Grund zu einem wichtigen Bestandteil der offiziellen aventurischen Historie wurde. Gute Recherchen sowie gekonnte Beschreibungen und geschickte Entwicklungen der Handlung machen dieses Werk zu einem Meilenstein der DSA-Literatur, an welchen auch der unerfahrene Leser seine Freude haben wird.