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Dank Film, Fernsehen und vielen Abenteuerromanen hat der Durchschnittseuropäer eine sehr verklärte Einstellung zu dem Leben der Nomaden, die mitten in der Sahara leben. Von Freiheit, Romantik und einem echten Männerleben ist dort die Rede. Mit der Wirklichkeit allerdings stimmt diese Vorstellung nicht ganz überein. Wie die Realität wirklich aussieht, hat Anja Fischer in ihrem Buch "Nomaden in der Sahara" ausführlich dargelegt.
Die Basis der im Buch dargelegten Texte entstanden in einigen mehrmonatigen Aufenthalten der Autorin bei Familien der Kel Ahaggar-Nomaden. Hier konnte sie am eigenen Leib den Alltag mitverfolgen und so ein möglichst passendes und umfangreiches Bild dieser Kultur umschreiben. Ebenso beschreibt sie auch die Stolpersteine auf ihrem Weg, da oftmals das westliche Denken gewisse Vorgänge falsch deutet und auslegt.
Zuerst wird dem Leser genau die Bedeutung des Nomadentums und dessen wirtschaftlicher Zweck dargelegt. Danach geht das Buch dazu über, den Handlungsumfang beziehungsweise den Ortsradius der Nomaden darzulegen. Denn abgesehen von den notwendigen Ortswechseln, um neue Weiden für das Vieh zu finden, gibt es sehr genau definierte Dimensionen der nomadischen Arbeitswelt, in denen Männer und Frauen unterschiedlich agieren.
Da die täglich anfallenden Arbeiten der nomadischen Wirtschaft bestimmten Geschlechtern zugeteilt sind, werden diese auch ebenso aufgeteilt im Text beschrieben. So berichtet die Autorin ausführlich über die vielzähligen Arbeiten der Frauen im Zusammenhang mit der Kleinviehzucht, der Nahrungsversorgung und der Haushaltsorganisation. Dazu zählt, weil von ihnen organisiert, die Arbeit von Kindern und Jugendlichen, ohne deren Mithilfe die anfallende Arbeit nicht zu bewältigen wäre. Der Arbeitskreis der Männer überschneidet sich nur gering mit dem der Frauen, da deren Bereich die Dromedarzucht, der Handel und neuerdings auch der Tourismus ist.
Wer wirklich wissen möchte, wie die fälschlicherweise als Tuareg bezeichneten "Nomaden in der Sahara" leben, der findet in diesem Sachbuch zahlreiche gut dargestellte Informationen, die ein komplexes Bild der Kultur, des Arbeitsalltags und der Mentalität der Kel Ahaggar-Nomaden ergeben. Besonders interessant sind dabei die Unterschiede im Vergleich zur europäischen Kultur, die auch gleichzeitig erklären, weshalb es bei oberflächlicher Betrachtung leicht zu Missverständnissen kommen kann. Die vielen Fotografien führen dem Leser gleichzeitig das Beschriebene sehr direkt vor Augen und geben ihm die Möglichkeit, zumindest visuell ein wenig den Alltag in der Wüste mitzuerleben.
Ein gut bearbeitetes Buch über die "Nomaden in der Sahara", das mit vielen falschen Vorstellungen aufräumt.