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Im Jahr 1977 beeindruckte George Lucas mit einem Science-Fiction-Film, der mit minimalem Budget für jene Zeit hervorragende Tricktechnik aufzubieten hatte: große Raumschiffe, Lichtschwerter, die dort leuchteten, wohin sie geschwenkt wurden, Roboter, denen man nicht ansah, dass Menschen in ihnen steckten, und lebendig gestaltete Außerirdische. Die Kinowelt hielt den Atem an ob dieser optischen Qualität. Und dann war auch noch Platz für gute Schauspielerleistung und Altstar Alec Guinness konnte für eine Nebenrolle gewonnen werden.
Gleich im darauffolgenden Jahr machte Regisseur und Drehbuchautor Luigi Cozzi alle diese Dinge falsch: Mit noch weniger Geld schuf er üble Effekte und leistete sich Schauspieler, die sich vermutlich ihr Leben lang für diese Rollen schämen werden. Das Ergebnis dieser Produktion aus Italien und den USA heißt "Star Crash" und ist, das merkt man gleich zu Beginn, ein "Star Wars"-Abklatsch, der weder als ernsthafter Film noch als Komödie oder gar Parodie funktioniert.
Nach einer einleitenden Szene sieht man staunend einen Text, der von unten nach oben beziehungsweise von vorne nach hinten durchs Bild rast, und zwar so schnell, dass man es bald aufgibt, den Erklärungen zu folgen. Im Groben geht es darum, dass der friedliebende und allseits geachtete Emperor, der über das Universum herrscht, seit einiger Zeit in dem finsteren Count Zarth Arn - es steht zu befürchten, dass die Namensähnlichkeit mit Satan kindische Absicht war - einen mächtigen Gegner hat. Der will selber an die Macht und hat eine bösartige Waffe erfunden, mit der er Menschen in den Wahnsinn treiben kann. Opfer dieser Waffe wird ein Forschungsschiff, das Simon, des Emperors einzigen Sohn, an Bord hatte. Die Besatzung konnte sich aber mit Rettungskapseln vom Raumschiff absetzen und seitdem fehlt jede Spur von Simon.
Der Emperor engagiert die fesche Schmugglerin Stella Star, die beste Weltraumpilotin im ganzen Universum, und ihren ewig grinsenden Begleiter Akton, um seinen Sohn aufzuspüren und zu retten. Außerdem stellt er ihnen den Roboter-Polizisten Al zur Seite. Auf verschiedenen Planeten, auf denen Rettungskapseln ausgemacht wurden, suchen sie nach Hinweisen auf Simons Verbleib. Aber als sie ihn nach zahlreichen haarsträubenden Abenteuern endlich gefunden haben, laufen sie dem bösen fiesen gemeinen Count direkt in die Arme ...
Wer immer "Star Wars" für eine Billigproduktion hielt, wird nach Konsum von "Star Crash" eines Besseren belehrt sein. Wie schön bunt es überall blinkt und leuchtet dort im Weltall! Und wenn man ein Fenster durchschlägt, hinter dem sich nur Weltraum befindet, dann gibt es keinerlei Probleme für die Raumschiffinsassen mit Atemluft, die ins All entweicht ... Und dann der Strahl, der in einem bestimmten Bereich die Zeit anhält, indem er alle Moleküle erstarren lässt - nur nicht die menschlichen. Dem Roboter Al sieht man an, dass ein Mensch druntersteckt, aber das macht nichts, die sprechende Maschine kann sogar in tiefster Kälte bewirken, dass ein menschliches Herz weiterschlägt - durch bloße Berührung. Und Akton hat ganz besondere Kräfte. Unter anderem kann er sein Laserschwert mal blau und mal grün leuchten lassen und Laserstrahlen mit der bloßen Hand abwehren. Jeder Jedi-Ritter würde vor Neid erblassen.
Kurz gesagt: Um die damals längst vorhandenen wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Weltall schert sich dieser Film kein bisschen, die Dramatik erschöpft sich darin, wie oft man in der Minute die Hand vor die Stirn schlägt, daneben bekommt der Zuschauer billigste Stop-Motion-Effekte und Pferde und Menschen mit seltsamen Masken zu sehen - wie steht es um die Charaktere?
Hauptfigur ist Stella Star - alleine schon dieser Name ist lächerlich, auf Deutsch hieße die Frau "Stern Stern". Ihre wichtigste Aufgabe ist es, die meiste Zeit über in sehr knappem Lederfummel durchs Bild zu laufen, mal die starke und mal die hilfsbedürftige Frau heraushängen zu lassen und in aber auch wirklich jeder Einstellung einen katzenhaft lüsternen "Nimm mich hier und jetzt"-Gesichtsausdruck aufzusetzen. Als ihr gesagt wird, Akton sei tot, nimmt sie das ungerührt zur Kenntnis. Und ganz am Anfang sammelt die Schmugglerin eine der Rettungskapseln auf - nicht, um sie zu plündern, sondern um potenzielle Verletzte zu retten. Caroline Munro erweckt nicht den Eindruck, als habe sie allzu viele Gedanken an ihre Rolle verschwendet. Charakterausprägung strebt in diesem Film insgesamt gegen null.
Dann ist da Akton. Er wirkt immer überlegen und optimistisch und grinst übertrieben, als sei der Film eigentlich eine 90-minütige Zahnpastawerbung. Marjoe Gortner zog sich 1995 vorläufig aus dem Filmgeschäft zurück, um das Evangelium zu predigen, vermutlich weil sich seine Schauspielerqualitäten nie wirklich verbessert haben.
Auf David Hasselhoff muss der Zuschauer knapp eine Stunde warten. Er spielt Simon - auf der Rückseite der DVD-Hülle steht unerklärlicherweise, er hieße Cyron - als Mann der Tat und der Übersicht. Und nach dieser Stunde, in der man nur die überdrehte halbnackte Furie und den perlweißen Sonderling beobachten konnte, ist sein ruhiger Charakter beinahe eine Erlösung. Schauspielerische Höhepunkte hat auch er nicht zu bieten - aber mal ehrlich, wir reden hier ja auch über
David Hasselhoff.
Der Alec Guinnes von "Star Crash" ist Christopher Plummer als Emperor; eine Überlegenheit und messianische Güte ausstrahlende Herrscherfigur ohne Tiefgang. Was hat sich der damals schon bekannte Schauspieler nur gedacht, in diesem Film mitzuspielen? Nötig hatte er diese Rolle nicht, vielleicht hat er eine Wette verloren ...
Auch Joe Spinell als Widersacher Count Zarth Arn wäre sicher ohne diese Rolle nicht verhungert. Diese schwankt zwischen Darth Vader und Graf Dracula mit wallendem Mantel und hohem Stehkragen. Leider wird im Film nicht deutlich, was ihn überhaupt so mächtig macht. Oh, vielleicht stand es ja irgendwo im rasanten Einleitungstext, dem zusammen mit dem Laserschwert vielleicht schlimmsten "Star Wars"-Klau im ganzen Film. Wahrscheinlicher ist aber, dass sich die Macher darüber keine Gedanken gemacht haben.
Man könnte noch so viel schreiben: Über einen Raumschiffcomputer, der wie ein weiblicher HAL aus "2001 - Odyssee im Weltraum" herüberkommt, über die Höhlenmenschen, vor denen sich Simon und Stella in Sicherheit bringen, indem sie in eine Höhle flüchten, oder über den Emperor, der zwar die Zeit anhalten, aber nicht die Raumstation des fiesen Counts zerstören kann. Doch genug davon. Ein Wort zur Technik: Das Bild entspricht der Qualität der Siebziger und wurde nicht digital überarbeitet, was vermutlich auch teurer gewesen wäre, als den ganzen Film neu zu drehen. Der Ton hat einige Aussetzer und bisweilen ein störendes Rauschen zu bieten. Weitgehend gelungen ist die Synchronisation, allerdings gibt es wenigstens eine Stelle, in der man die deutsche Stimme von Akton hört, während man deutlich in einer Großaufnahme seines Gesichts sieht, dass er die Lippen nicht bewegt. Hier wurde blind synchronisiert, im Original bleibt Akton stumm.
Die Musik wurde von John Barry komponiert, der sich später besonders durch "Jenseits von Afrika" und noch später mit "Der mit dem Wolf tanzt" als Komponist für romantische Abenteuerfilme einen Namen gemacht hat. Das klingt hier immer wieder an, leider ist die Musik allzu oft fehl am Platz.
Glücklicherweise gibt es außer einer Bildergalerie und zwei Trailern keine Extras, über die zu schreiben diese Rezension noch weiter strecken würde. Als Fazit bleibt nur zu sagen: Das hier ist billigster Science-Fiction-Trash mit miesen Effekten, einer grottenschlechten Handlung und übelster Schauspielerleistung. Wie aber so oft bei Trash-Filmen kann man an diesem sehr gut sehen, wie man eine Geschichte nicht erzählen sollte. Und während man äußerlich fast ununterbrochen mit den Augen rollt, lacht man sich innerlich kaputt. So hat dieser Film auf jeden Fall etwas Unterhaltsames. Ob das beabsichtigt ist oder nicht, bleibt unergründet. "Star Crash" ist Niveau-Crash.