Ein heißer Sommer in Fjällbacka, einem beschaulichen Örtchen in Schweden: Hier wird in einer Schlucht die Leiche einer deutschen Urlauberin unter bizarren Bedingungen aufgefunden. Am Tatort finden die Ermittler neben der Toten auch die Skelette von zwei Frauen, die bereits vor Jahrzehnten spurlos verschwunden waren.
Das tote Mädchen aus Deutschland weist mehrere Knochenbrüche auf, die ihr anscheinend vor ihrem Tod systematisch im Abstand von mehreren Tagen zugefügt wurden. Auch die beiden Skelette weisen diese Art von Verletzungen auf. Ist hier ein Serienmörder nach Jahren wieder aktiv geworden - oder handelt es sich um unterschiedliche Täter?

Für den Ermittler Patrik Hedström und sein Team stellt sich die Frage, wer zu so grausamen Taten fähig ist, und ihr Augenmerk fällt rasch auf die Familie Hult, die verstreut und von einer Familienfehde entzweit im Ort lebt. Vor vielen Jahren ist das Familienoberhaupt Ephraim Hult, ein freikirchlicher Prediger, mit seinen Söhnen Johannes und Gabriel durch die Gegend gezogen, um Menschen durch Handauflegen von ihren Leiden zu heilen.
Patrik Hedström und seine Kollegen stoßen bald auf familiäre Verstrickungen, religiösen Fanatismus und eine Schuld, die viele Jahre zurückliegt. Die Ermittlungen sind kompliziert und die Zeit drängt, denn ein weiteres Mädchen ist verschwunden ...

Die junge schwedische Autorin Camilla Läckberg hat sich inzwischen mit ihren Kriminalromanen einen Namen gemacht. Ihre Romane bestechen weniger durch schnurgerade Ermittlungen und Action bei der Tätersuche, sondern im Mittelpunkt stehen häufig komplizierte und teils weit zurückliegende Familienbeziehungen, siehe auch ihr Roman "Die Töchter der Kälte". Auch in "Der Prediger von Fjällbacka" tauchen zahlreiche Namen auf, die man als Hörer erst einmal verdauen muss, zumal man die ähnlich klingenden Vornamen Johann, Johannes und Jakob - die hier beschriebene Familie Hult umfasst vier Generationen - gerne durcheinander wirft.

Vielleicht liegt es an der Hörbuchfassung, die vier CDs mit einer Laufzeit von insgesamt 289 Minuten umfasst, aber gerade die Ermittler bleiben in diesem Fall seltsam farblos, obwohl die Handlung an sich gut ausgedacht und schlüssig ist.
Während Patrik Hedström ermittelt, sitzt seine Frau Erica hochschwanger zu Hause und trägt praktisch nichts zu dem Fall bei. Patrik wird durchaus sympathisch beschrieben, erhält aber keinerlei Charaktertiefe, ebenso wenig wie die anderen Polizisten, die in diesem Buch auftauchen. Einzig der Polizist Ernst darf sich als Trottel vom Dienst, der einen folgenschweren Fehler an den anderen häuft, etwas hervor tun.
Da ist die undurchsichtige Familie Hult schon besser gelungen und treffend charakterisiert. Alle stehen unter dem Schatten des inzwischen verstorbenen Großvaters Ephraim, der als Prediger eine bedeutende Persönlichkeit war - was auch auf seine beiden Söhne abfärbte. Die Verstrickungen und Intrigen sind gut beschrieben, aber es heißt Aufpassen für den Hörer, sonst verliert man leicht den Faden.

Die Lesung von Ulrike Hübschmann hinterlässt einen etwas zwiespältigen Eindruck. Eigentlich liest die renommierte Schauspielerin keinesfalls schlecht, doch will der Funke nicht wirklich überspringen. Hübschmann hat den einzelnen Figuren nur teilweise eine eigene Stimme verliehen, und wenn es sich nicht gerade um wörtliche Rede handelt, liest die Sprecherin die Texte sehr bemüht und sehr klar artikuliert, so dass nicht wirklich viel Stimmung aufkommt und die ganze Lesung ziemlich spröde und etwas distanziert daher kommt.

"Der Prediger von Fjällbacka" ist ein typischer Schweden-Krimi, soweit man in solchen Schubladen denken mag - gut durchdacht, mit teils komplizierten Ermittlungen und verstrickten Beziehungen der vielen Charaktere untereinander. Wahrscheinlich liegt es an der Hörbuchfassung, dass die Ermittler in diesem Kriminalfall leider ziemlich blass aussehen und kaum aus der Masse hervorstechen. Dennoch ein unterhaltsamer, gut aufgebauter Fall mit einer befriedigenden und nicht vorher offensichtlichen Auflösung!