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Der mächtige Zauberer muss zu einem wichtigen Treffen. Er lässt sein Schloss, das hoch über dem Rhein thront, nicht gern allein, doch hat er ja seinen Gehilfen Humboldt. Doch der ist ein überaus fauler Geselle. Immer wieder sitzt er am Rhein und schaut in die Sonne. Und gerade heute gibt ihm der Zauberer eine solche Fülle an Aufgaben, dass Humboldt schier verzweifeln möchte.
Er soll alle Gläser polieren, die Messingmörser polieren, die Böden säubern und polieren und vor allem das große Wasserbecken inmitten des großen Saales genau bis zum Rand füllen. Das bedeutet mit einem hölzernen Eimer an die tausend Stufen hinunter zum Rhein stiefeln, ihn füllen und die schwere Last wieder nach oben schleppen. Und das stundenlang.
Doch kaum ist Humboldt allein, hat er eine Idee. Wie wäre es, wenn er sich das Zauberbuch ausborgt und den Besen in der Ecke mit seinen Aufgaben betrauen würde. Was könnte er nicht alles tun - oder besser nicht tun -, wenn der Besen für ihn Wasser holen würde.
"SCHARRRRUUM TA! VARRRRUUM TA! ALTER BESEN, DEIN MEISTER SPRICHT: KOMM AUS DER ECKE UND TU MEINE PFLICHT!" Und alles passiert genau so, wie Humboldt sich das vorgestellt hat. Er sitzt in der Sonne, schaut auf den Rhein und lässt es sich wohl gehen. Doch bald ist das Becken voll und der Besen hört nicht auf, Wasser zu holen. Wenn Humboldt bloß einfallen würde, wie er dem Besen befiehlt, wieder in die Ecke zu verschwinden.
Wem der Inhalt dieser Geschichte bekannt vorkommt, mag bei Goethe nachlesen, wie der große deutsche Dichter in seinem "Zauberlehrling" in perfektem Versmaß schildert, was sich auf der Burg des Hexenmeisters abgespielt hat. Doch er kann dies auch in der vorliegenden Ausgabe von Barbara Hazen und Tomi Ungerer tun, denn der Text Goethes ist auf der letzten Seite abgedruckt.
Vorher aber kann er die Geschichte in der Interpretation von Barbara Hazen lesen. Sie versucht, den Originaltext für Kinder aufzubereiten. Demzufolge verliert sie viele Worte, zu erklären was Zauberer und Lehrling machen, was sie antreibt, was sie tun. Ihr Geschehen ist nicht so dramatisch, die Folgen für den Lehrling nicht gar so schlimm, es ist halt einfach nur ein fauler Geselle, der gerne in der Sonne liegt. Auch der "Hexenmeister" Goethes wird zu einem einfachen Zauberer, der in einem Schloss über dem Rhein lebt.
Das hört sich ganz nett an, ist wenig aufregend und oft ein wenig geschwätzig und langatmig. Spannend ist die Geschichte aus der Feder von Barbara Hazen nicht. Das Ganze wird mit Bildern von Tomi Ungerer noch bunter, oft gar alberner, auf jeden Fall kindgerechter. So können auch Sechsjährige dieser Geschichte folgen und sich an den bunten Bildern erfreuen.
Erstmals 1969 veröffentlicht, ist der Zauberlehrling von Gazen/Ungerer immer noch recht nett, ist aber kaum genial oder sehr spannend zu nennen. Wer meint, Goethe sei nichts für Kinder, kann mit Gazen vorlieb nehmen, illustriert von Ungerer, doch wenn man dann am Schluss den Originaltext vorliest, staunt man nicht schlecht: Der kommt bei den Zuhörern, egal ob sechs oder zwölf Jahre alt oder erwachsen, besser an, als die etwas kitschige, alberne Variante für Kinder von Barbara Gazen und Tomi Ungerer.