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Weitab von allen bewohnten Regionen des Universums schwebt die Raumstation "Dante 01" über einem unwirtlichen Vulkanplaneten. Einige Wächter, zwei Ärzte und sechs Gefangene teilen sich die triste Umgebung. Als Gefängnis für die gefährlichsten Verbrecher des Universums geplant, dient "Dante 01" einem Gentechnik-Konzern als Versuchslabor. Die Gefangenen werden unter hermetisch abgeriegelten Bedingungen psychisch manipuliert und beobachtet. Vor allem Perséphone, die Leiterin der Station, hält die Vorgehensweise für inhuman und dringt auf eine veränderte Herangehensweise an diese Menschen.
Da trifft unerwartet ein Shuttle auf der Station ein. Die junge Wissenschaftlerin Elisa und der Gefangene Saint Georges sind an Bord. Nach nur wenigen Stunden verändert deren Ankunft das Leben auf "Dante 01" radikal. Offensichtlich hat Elisa neue, einschneidende Direktiven des Konzerns erhalten und versucht, mit Hilfe einer neuartigen Nanotechnologie massiv in die Psyche der Gefangenen einzugreifen. Doch auch im Gefängnistrakt geschehen furchtbare Dinge. Der mysteriöse neue Insasse lässt in den Gefangenen Dinge hochkommen, die sie lange verdrängt haben. Es kommt zu einem Mordversuch an Saint Georges und zu weiteren Übergriffen untereinander. In dieser Situation zeigt der Neue Fähigkeiten, die bei den anderen Angst, Abscheu und Verehrung erzeugen, die Ärzte aber vor ein großes Problem stellen: Sollen sie mit den Nano-Experimenten fortfahren oder jegliche Versuche beenden, ehe sich alle Insassen gegenseitig umzubringen versuchen?
Marc Caro versucht in seinem ersten eigenständigen Kinofilm nach diversen Arbeiten, die er gemeinsam mit Jean-Pierre Jeunet durchführte ("Die Stadt der verlorenen Kinder", "Delikatessen"), sich nicht nur von diesem zu lösen, sondern dessen "Alien 4" quasi zu toppen. Sein Raumschiff abseits jeglicher Zivilisation beherbergt zwar kein Alien, dafür scheint neben dem Teufel und den sieben Todsünden sogar Jesus mit an Bord zu sein. Mit der Symbolik kann man es aber auch übertreiben. So ist fast jeder Satz, der aus dem Off erklingt, eine tiefgründige Botschaft, voller Anspielungen und Mysterien. Jedes Objekt, angefangen mit der kreuzförmigen Station, den Namen der Gefangenen, der Ärzte, der Anlage der Räume, dem Licht, der Musik, den Dialogen, ist überfrachtet mit Symbolen und Hinweisen.
Leider wird kein einziges dieser Symbole erläutert, nichts erklärt, keine Minute auf eine Auflösung verschwendet. Die zweiundachtzig Minuten sind ein einziges Kammerspiel der zwölf Schauspieler zum Zwecke der Erzeugung eben genau dieses Grundsymbols: die Errettung der Menschheit durch Jesus Christus.
Das allein wäre kaum auszuhalten, doch der Regisseur und Drehbuchautor (gemeinsam mit Pierre Bodage) belässt es zum Glück für die Zuschauer nicht bei den Dutzenden von Symbolen, der unterkühlten Handlung, dem abrupten Schluss und den beziehungsreichen Off-Aussagen, sondern lässt diesen ganzen Quark von exquisiten Schauspielern vorführen. Dies rettet den Film - zumindest ein Stück weit. Atemlos folgt man dem Spiel von Lambert Wilson (dem Bösen in "Matrix Reloaded" und "Matrix Revolutions") als Saint Georges, der berückend schönen Linh Dan Pham als Elisa, dem beeindruckend präsenten Dominique Pinon als Cäsar, Yann Collette als Attila, Bruno Lochet als Buddha, François Levantal als Lazarus, Simona Maicanescu als Pérsephone, Gérald Laroche als Charon, François Hadji-Lazaro als Moloch, Yan Dron als Ermordeter und Lotfi Yahya Jedidi als Rasputin. Sie liefern abseits der verquasten Story eine fantastische Leistung ab, die es fast erlaubt, den Film zu empfehlen.
Nein, Marc Caro ist ohne seinen Partner Jean-Pierre Jeunet ("Alien - Resurrection", "Die fabelhafte Welt der Amélie", "Mathilde") zwar ein grandioser Kreateur aberwitziger, äußerst einfallsreicher Szenarien, aber einen großen Kinofilm hat er mit "Dante 01" nicht geschaffen - eher ein schauspielerisch beeindruckendes Kammerspiel, das vor lauter Symbolen, Metaphern und Sinnhaftigkeit völlig wirr erscheint.
Wer mehr über die Hintergründe erfahren will, kann sich das lange Extra auf der DVD ansehen - er erfährt jedoch allenfalls etwas über Kameraeinstellungen, Settings und Schauspielführung, weniger über Sinn und Zweck der Handlung.