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Innsbruck im fünfzehnten Jahrhundert: Die junge Lena erreicht ihr Ziel und darf am Hof Herzog Sigmunds kochen, zunächst nur für das Gesinde, später allerdings auch für den Hof. Ihre Tante Els, von allen nur die "schwarze Els" genannt, ist davon nicht begeistert. Bisher half Lena ihr immer in ihrem Gasthof, wenn es nach Els gehen würde, würde auch alles so bleiben. Doch Lena hat ihren eigenen Kopf, sie will am Hof kochen, auch wenn sie ihren wahren Beweggrund niemandem erzählt.
Hier lernt sie den Musikanten Niklas, einen der vielen Bastarde des Herzogs, und den Juristen Johannes Merwais kennen, die beide Gefühle für Lena entwickeln. Doch Merwais verheimlicht seine Gefühle, da er glaubt, gegen den fröhlichen und lebenslustigen Sänger nicht ankommen zu können.
Von Lena unbemerkt werden um sie herum aber Intrigen geschmiedet: Eine einstige Geliebte des Herzogs, Alma, intrigiert gegen die junge Herzogin und will alles tun, um ein Kind zu verhindern. Almas Mann währenddessen hat eine Affäre mit Hella, der Freundin Lenas, die so ebenfalls Almas Missgunst auf sich zieht. Dazu macht auch noch ein Pater die Stadt unsicher, der schon in einigen Städten Hass und Angst verbreitete. Nun ist er auch in Innsbruck angekommen und will gleich mit aller Macht gegen die Missstände angehen. Und wodurch alle Probleme der Stadt entstanden sind, ist für ihn klar: Teufelsverehrung und Hexerei überall, die verantwortlichen Frauen müssen sterben.
Schnell finden sich auch Neider, die bereit sind, gegen bestimmte Frauen auszusagen, sieben Frauen, darunter auch Lena, Hella und Els, werden der Hexerei bezichtigt und in den Kerker geworfen.
Die Geschichte um den Pater Heinrich Kramer und die sieben vermeintlichen Hexen von Innsbruck hat sich tatsächlich ereignet, nach dieser Episode begann der Priester mit der Niederschrift des Werkes, das in ganz Europa die Scheiterhaufen entzündete: des Hexenhammers.
Die historischen Grundlagen des Romans und weitere Literaturempfehlungen runden das Buch ab, so dass interessierte Leser sich weiter informieren können.
Die Charaktere sind teilweise interessant angelegt, so ist Lena jedem Leser schnell sympathisch. Auch die schwarze Els und ihr kleiner Sohn Sebi sind interessant, da mit diesen beiden gezeigt wird, wie schwer das Leben teilweise für eine allein stehende Frau mit einem Kind, das autistische Züge zeigt, sein konnte.
Heinrich Kramer hingegen verkörpert wohl für jeden das absolut Böse, auch wenn er zwanghaft glaubt, Gott zu dienen. Wie pervertiert und grausam ein Mensch sein kann, wird hier eindrucksvoll gezeigt. Manchmal zu eindrucksvoll …
Leider schwächelt die Geschichte stellenweise. Die Grundhandlung der angeklagten Frauen kommt erst sehr spät in Gang und wird dann auch schnell abgehandelt, ein großer Teil des Buches beschäftigt sich mit dem Leben bei Hofe, Lenas Kochkünsten, Lenas Verehrern und diversen Affären am Hof. Dies ist leider irgendwann nur noch mäßig interessant. Auch das im Klappentext angedeutete "brisante Familiengeheimnis" lässt lange auf sich warten und ist dann erstens gar nicht so brisant, zweitens nach zwei Seiten abgehandelt. Es heißt zwar immer, Lena würde die Stelle am Hof nur wollen, um eben dieses mysteriöse Geheimnis zu lüften, leider bemerkt man als Leser meist herzlich wenig davon.
Das Buch ist insofern interessant, da es eine Situation vor den deutschlandweiten Hexenverbrennungen behandelt, die zudem überraschend ausgeht. Die Rahmenhandlung hätte man allerdings spannender gestalten können.
Wenn es nicht so viele historische Romane geben würde, die die Hexenverfolgungen thematisieren, müsste dieses Buch nicht gegen so viel Konkurrenz ankommen, so allerdings gibt es viele, die besser und spannender geschrieben sind.