Hassan, Selim und Anna haben sich gerade von ihrem letzten Abenteuer erholt und sich an die daraus resultierende veränderte Situation gewöhnt, als sie erfahren, dass die grausamen Piraten aus dem Gefängnis ausgebrochen sind, die sie im ersten Band "Der Geisterpirat" dingfest gemacht haben.
Anna bricht zu ihrer Insel Conda auf, ohne zu wissen, dass die Piraten genau dorthin wollen, um den Schatz des Geisterpiraten zu heben. Als Hassan und Selim nachkommen, finden sie die Insel verlassen vor: Anna und ihre Diener wurden offensichtlich von den Piraten entführt.
Prinz Ismet, der ihnen eigentlich helfen möchte, hat zunächst andere Probleme, soll er doch mit einer ganz furchtbaren Prinzessin verheiratet werden - und das, obwohl er heimlich mit der schönen Isa verlobt ist, die er im ersten Band kennen gelernt hat! Doch den beiden Freunden steht der Märchenerzähler Safran zur Seite. Bei der Verfolgung der Piraten rollt er die Frage neu auf, ob der berüchtigte El Portugues noch lebt, Annas Großvater.
Als Hassan, Selim, Safran und Prinz Ismet in dem Hafen aufkreuzen, in dem nach ihren Informationen die Piraten vor Anker gegangen sind, erwartet sie eine große Überraschung: nicht nur bezüglich der Piraten und ihrer Gefangenen, sondern auch, was die Identität Safrans, des Märchenerzählers, angeht. Und es zeigt sich wieder einmal, dass Totgesagte länger leben.

Für die Lektüre dieses Buchs bildet der Vorgängerband eine notwendige Voraussetzung, denn die Charaktere werden nicht neuerlich vorgestellt, und auch Kenntnisse der Handlung des ersten Buchs werden vorausgesetzt.

Wie auch in "Der Geisterpirat" präsentiert die Autorin eine liebevoll und mit viel Fantasie gestaltete kleine Welt, innerhalb derer sich die Handlung abspielt: ein kleines exotisches Königreich und einige nahe gelegene Inseln mit morgenländischem Charme und einem guten Schuss Palmen- und Südseeromantik. Die Charaktere überzeugen ebenfalls durch Individualität und Authentizität, und der hinzugekommene Märchenerzähler Safran bringt zusätzliche Farbe in die Geschichte.
Es sind natürlich die Kinderfiguren, auf die am meisten Wert gelegt wird: Hassan, Selim und Prinz Ismet sind mutige und loyale Jungs, die vor keinem Abenteuer zurückschrecken, um die Piraten zu fangen und ihre Freundin zu retten; der Prinz freilich trägt ganz bewusst seine staatsmännische Verantwortung und versucht zudem, sich zugunsten seiner geliebten heimlichen Verlobten der Heirat mit einer unattraktiven und unsympathischen Prinzessin zu entziehen.
Annas Rolle ist in diesem Band eher randständig, aber das kühne Mädchen drückt der Geschichte trotzdem seinen Stempel auf.
Ohne die überraschenden Wendungen am Ende wäre das Buch, was seine Handlung angeht, eher ein etwas bemühter Versuch, die erste Geschichte fortzusetzen. Der Abschluss macht es zu einem rundum stimmigen, spannenden Abenteuer. Natürlich gibt es zwischendurch immer wieder verblüffende kleinere Zwischenfälle, sodass keine Langeweile aufkommt.
Die ausdrucks- und liebevollen Zeichnungen von Eva Czerwenka tun ein Übriges, um das Buch unterhaltsam zu gestalten.

Eine fröhliche, unterhaltsame Fortsetzung des "Geisterpiraten", die Kindern ab etwa acht Jahren Freude am Lesen vermitteln kann, die Fantasie anregt und ganz einfach Spaß macht.