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Als Charles Darwin 1858 einen Brief von Alfred Wallace öffnet, ist er erschüttert. Was der junge Forscher da auf knapp zwanzig Seiten im Fieberwahn, wie er selber konstatiert hat, niedergeschrieben hat, entspricht frappierend den Thesen, die er selbst seit Jahrzehnten ausarbeitet.
Was soll er tun? Kann er nun, wo er Kenntnis von dem Text von Wallace hat, noch seine eigene Evolutionstheorie niederschreiben und als seine eigene wissenschaftliche Leistung veröffentlichen? Oder muss er dem jungen Wallace den Vortritt lassen?
Er fragt seine Kollegen und Freunde Lyell und Hooker, denen er als einzige Menschen Einblick in seine Forschungsarbeiten in den letzten Jahrzehnten gewährte, um Rat. Die sorgen kurzerhand dafür, dass ein erster Entwurf von Darwin gemeinsam mit dem Brief von Wallace vor der Linné Gesellschaft vorgetragen wird. Damit ist Darwin amtlich bestätigt der Begründer einer Theorie, die das Denken der Menschen umwälzte und bis heute nicht an Rang und Bedeutung verloren hat.
Rückblickend fragt sich Darwin, wie er, ein von Grund auf bodenständiger Mann, zum Erzfeind der Kirche und zahlloser Wissenschaftler seiner Zeit werden konnte. Alles nahm seinen Anfang mit einer fünfjährigen Reise auf einem Forschungsschiff, an der er von 1831 bis 1836 als wissenschaftlicher Begleiter gegen den anfänglichen Widerstand seines Vaters teilnahm.
Ein Hörbuch über einen Forscher, der vor mehr als einhundertfünfzig Jahren seine Thesen veröffentlichte? Der zwar als Begründer der Evolutionstheorie in allen Fach- und Lehrbüchern über dieses Thema gewürdigt wird, aber zu einer Zeit lebte, wo man weder wusste, was Mutation ist, geschweige denn wie das Erbgut des Menschen aussieht und wie die Mechanismen der Evolution auf molekularer Ebene funktionieren? Der viele sehr spezifische Fachbücher schrieb, die heute kaum mehr als bibliophile Sammelstücke durchgehen?
Dank eines spannenden Aufbaus, der mit einem Knalleffekt - dem Brief des Konkurrenten - beginnt und sich dann auf die wichtigsten Lebensdaten des Naturforschers konzentriert, einer passenden Erzählstimme, guten Einblendungen von Zitaten, einer fundierten Analyse der Bedeutung der Thesen Darwins durch die Sprecherin und dem an diesem Projekt beteiligten Forscher Joachim Matthias Glaubrecht gelingt der Spagat zwischen Historiendrama und hochaktuellem Wissenschaftskrimi. Unterlegt mit gelungenen Geräuschen wie Wind, Seegang, Tierlauten und keuchendem Atem gerät dieses Hörbuch zu einer äußerst spannenden, informativen und mitreißenden Reportage.
Zwar ist es bedauerlich, dass nur achtundsiebzig Minuten daraus geworden sind - an vielen Stellen wünscht man sich eine ausführlichere Darstellung - doch selten hat ein Forscherleben so fasziniert wie das von Darwin. Auch der Beitrag von Glaubrecht mutet zunächst anachronistisch und überflüssig an, gewinnt aber zum Ende des Hörbuchs entscheidend an Profil und macht deutlich, dass die Jahrzehnte lange Grundlagenforschung, die Darwin überhaupt erst in den Stand setzte, seine Theorie aufzustellen, auch heute noch von entscheidender Bedeutung ist, wenn man zu schlüssigen, verifizierbaren Antworten in Bezug auf die Evolution der Arten kommen will.
Dank des Sprecherteams Daniel Berger, Isis Krüger und Joachim Striebeck, dem Wissenschaftler Dr. Joachim Matthias Glaubrecht, der Autorin Maja Nielsen und der Regie von Theresia Singer ist aus "Darwin - Ein Forscher verändert die Welt" eine hörenswerte Produktion geworden, die auch Nicht-Biologen viel Spaß macht.
Ebenfalls sehr gelungen ist das beiliegende Heftchen. Hier werden die wichtigsten Stationen von Charles Darwin aufgelistet und seine Bedeutung für die moderne Evolutionsforschung gewürdigt.